„Erst mal vergeben - aber noch nicht vergessen!"
Keonie Waxmann und Steven Seagal sind ein eingespieltes Team. Jedes Jahr machen sie ein paar Wochen Urlaub im mondänen Rumänien und drehen dabei einen kostengünstigen Action-Klopper für den schnellen Hausgebrauch ab.
„Mercenary: Absolution" ist bereits die 6. Kollaboration dieser Art und es gibt durchaus Positives zu vermelden. Denn nach vielversprechendem Start („The Keeper", „A dangerous Man" 2009), ging es sukzessive abwärts („Maximum Conviction" 2012, „Force of Execution" 2013, „A good Man" 2014) mit dem immer weniger dynamischen Duo. So gesehen ist die solide DTV-Qualität von „Absolution" mal wieder ein kleiner Silberstreif am dämmrigen Karriere-Horizont unseres geschätzten Aikido-Bärs.
Damit jetzt aber keine Missverständnisse aufkommen und schon enthusiastisch die Kronkorken knallen: Die Story ist banal(st), die Spannung ist eher dosiert und die Action beschränkt sich auf Shootouts und kürzere Martial-Arts-Kloppereien. Und nein, Steven hat nicht (sichtbar)abgespeckt und ja, er sitzt weiterhin am liebsten im dicken Ledermantel in irgendwelchen Bars, pafft dabei Zigarren und legt die Sonnenbrille nur zum Schlafen ab (vermutlich). Er heißt übrigens wie in den beiden letzten Filmen „Alexander", so dass Star und Publikum sich keinen neuen Namen merken müssen. Die Figur ist zwar nicht dieselbe, aber natürlich wie immer die Gleiche.
Dafür greift Steven endlich mal wieder deutlich häufiger höchst persönlich ins Kampfgeschehen ein und vermöbelt diverse Gegner wie zu seinen besten Zeiten mit allerlei Knochenbrüchen, Gelenkauskugelungen und herzhaften Handkantenschlägen. Zwar hat man ihm mit Byron Mann (Chi) zum wiederholten Mal einen deutlich agileren und fitteren Partner an die wuchtige Seite gestellt, aber da die Chemie zwischen den beiden stimmt und der Meister keineswegs nur delegiert, fühlt man sich als Steven-Fan keineswegs brüskiert.
An ein klappriges Handlungsgerüst ist man ohnehin sattsam gewöhnt. Da stört es auch nicht weiter, dass die beiden US-Auftragskiller Alexander und Chi nach getaner Arbeit länger in der Ukraine verweilen als vorgesehen, nur weil die von ein paar Schlägern verfolgte - und ihnen völlig unbekannte - Nadia sie darum bittet, das ortsansässige Syndikat auszuschalten. Allerdings, man kennt Stevens ausgeprägte Schwäche für hilfsbedürftige Damen um die 20, so dass hier keiner mit Glaubwürdigkeits-Zweifeln kommen sollte.
Die wären schon eher bei der Involvierung der lokalen US-Botschaft und dem Auftraggeber der beiden Helden angebracht, aber wer will schon so kleinlich sein, wenn Steven seinem Body-Double endlich mal ein paar Stunden frei gibt.
Was dann folgt ist nicht fesselnd, zumal Steven und Partner recht wenig an der Gefangennahme ihrer Widersacher liegt. Es ist aber durchaus unterhaltsam, da beide mit Freude und Gnadenlosigkeit ihr brutales Werk verrichten. Besonders zu bewundern im Finale, als Byron es mit Bad guy Handlanger Nr. 1 zu tun bekommt und unser Held mit „The Boss" den britischen DTV-Fiesling-Exportschläger Vinnie Jones malträtieren darf.
Bliebt zu hoffen, dass der zarte Aufwärtstrend mit der (garantiert) 7. Seagal-Waxmann-Teamwork fortgesetzt wird. Auch Steven-Fans anno 2015 haben noch ein rudimentäres Anspruchsdenken. Von neuen Sympathisanten mal ganz abgesehen,
Fazit:
Mit „Mercanry-Absolution" stoppt das eingeschweißte DTV-Action-Duo Keonie Waxmann (Regie) und Steven Seagal (Dresche) den jüngsten Abwärtstrend und zeigt wieder mehr Engagement in den Kernkompetenzen (nein, das Drehbuch ist gehört nicht dazu).
(4/10 Punkten für normale b-Action-Freunde; 6,5/10 für Seagalisten)