"Ich brauche mein Schlafhöschen nicht mehr"...01.10.2011
Mit diesem Satz aus dem Munde eines der schrecklichsten Filmkinder aller Zeiten beschließt der Regisseur Emmerich einen weiteren seiner immer gleich gestrickten Filme, in denen er stets die Flagge der heilen Familie hochhält und zudem dem aufopferungsvollen Wirken des US-Präsidenten ein Denkmal setzt. Das ist in seiner Machart und Geisteshaltung für den Amerikaner natürlich Patriotismus und Moralbestätigung de Luxe, für den gemeinen Kinokonsumenten diesseits des Antlantiks aber nur eines...widerlich. Man darf nicht vergessen, woher der Regisseur stammt...er ist Schwabe! Aber tief im Herzen immer noch mehr US-Flaggenverehrer als so mancher Amerikaner, was sich leider in all seinen Filmen bemerkbar macht.
Wenn man mal sein Wirken betrachtet, dann gab es nur einen einzigen gelungenen Streifen, und das war Universal Soldier. Dort ging es zwar shon patriotisch, aber noch blutig und brachial zur Sache, und so blutig war es dann nur noch beim Patriot, der aber in Sachen Emmerichstandards schon zeigte, wo es auf alle Fälle hingehen muß. Bei Emmerich Pflicht sind Filmkinder, die eklig-süßliche Sachen sagen oder tun müssen, Amerikaner, die sich für ihre Familie aufopfern, Präsidenten, die fern jeder politischen Realität menschlich geblieben sind wie bei Independence Day und natürlich der unbezähmbare Drang, eine Familie unter allen Umständen zunächst zusammenzuführen und dann natürlich alle Widrigkeiten ohne Verluste durchstehen zu lassen. Zudem sind die Filme des effektverliebten Schwaben immer auch eines: viel zu lang.
Hier nun wiederholt Emmerich ganz einfach seinen Film Day after Tomorrow - in schlechterer Qualität. Wieder einmal geht es dahin mit Mutter Erde, diesmal aufgrund von kräftigen Sonneneruptionen. Alles wird zerstört, und mittendrin ist Jackson, geschieden, Frau und zwei Kinder beim neuen Mann. Diese gilt es zu retten und auf eine Art Arche zu bringen, denn die Regierungen wußten bereits seit Jahren vom drohenden Unheil und haben nach Art des Herrn Noah vorgesorgt. Nebenhandlungen gibt es reichlich, doch die sind alle, aber wirklich alle, mit Klischeefiguren gefüllt und geben storytechnisch ebenso viel her wie eine beliebige Folge einer Vorabendsoap im Fernsehen. Das ist schlimm anzusehen, und die zahlreichen Effekte, denen man stark ansieht, daß sie aus dem Rechenknecht stammen, trösten nicht darüber hinweg, daß der Film ein liebloses Potpourri aus den gesamten Fiesheiten des Emmerichuniversums ist. Ich zähle auf:
a) klebrige Kleinkinder, die viel greinen
b) große und hehre Rede eines Regierungsvertreters
c) der Stiefvater stirbt en passant, die Ehefrau kehrt sogleich zurück
d) alle besinnen sich auf ihre familiären Bindungen
e) Millionen Tote, aber niemals echtes Sterben oder Blut
f) alle Nichtamerikaner entsprechen Stereotypen
...hier könnte man beliebig fortsetzen, aber ich spare mir das, denn dann würde ich mich nur noch einmal ärgern müssen. Zusammenfassend kann gesagt werden, daß Emmerich schleunigst das Ruder herumreißen muß, wenn er noch einmal einen gelungenen Film drehen will. Nur wegen einiger wirklich gelungener Spezialeffekte ist der Streifen kein Totalausfall, aber man sollte sich schämen, eine so heitere Figur wie die hier von Woody Harrelson verkörperte lieblos sterben zu lassen...sie paßt wohl einfach nicht ins Schema, nur hat man das zu spät gemerkt...knappe 5/10.