Review

„Noch Sprit im Tank!"

Inwieweit ein vierter Aufguss einer schon vor dem dritten Teil auserzählten Idee noch Sinn macht, zumal man auch noch den mit der Trilogie zum Star aufgestiegenen Hauptdarsteller ersetzen musste, ist natürlich eine sehr berechtigte Frage. Andererseits, erlaubt ist, was ankommt, schließlich wird keiner zur Sichtung gezwungen. Und ein paar Freiwillige kamen dann trotz schlechter Kritiken wohl doch. Das nicht sonderlich beeindruckende Einspiel lag immerhin höher als jenes des Originals und nicht wesentlich unter dem des ersten Sequels.

„The Transporter Refueled" hatte also offenbar genügend Sprit nachgetankt, um nicht völlig abgehängt zu werden. Tatsächlich ist der Film besser als Teil 3 ("Transporter 3"), der lediglich vom guten Ruf der Vorgänger und dem inzwischen fest etablierten Actionstar-Bonus Jason Stathams profitierte. „Refueled" verfügt immerhin wieder über so etwas wie eine halbwegs relevante Geschichte und peinigt den toughen Auftragsfahrer auch nicht mit einer kitschigen Liebesgeschichte.

Diesmal bekommt es Frank Martin (Ed Skrien) mit einem Quartett ehemaliger Edel-Prostituierter zu tun, das sich an ihrem früheren Peiniger und Zuhälter rächen will. Besagter Karasov (Radivoje Bukvic) hat sich in Südfrankreich ein florierendes Gangstersyndikat aufgebaut, das die Damen in einem ausgeklügelten Feldzug zu zerschlagen gedenken.
Der sich lediglich als verschwiegener Dienstleister im Transportwesen sehende Martin wird hier natürlich nicht freiwillig zum Kompagnon. Die rachsüchtigen Liebesdienerinnen haben Franks Vater (Ray Stevenson) entführt und drohen ihn zu vergiften, sollte Frank die Aktion nicht schlag- und vor allem PS-kräftig unterstützen.
 
Der Transporter wird hier also deutlich mehr zum Spielball äußerer Zwänge als Jason Stathams Charakter, was ihn etwas menschlicher macht. Ansonsten handelt es sich aber eher um eineiige Zwillinge. Wieder gibt es den eisern eingehaltenen Kodex „Keine Fragen, keine Namen, keine Information über die Art der Transportgüter". Pünktlichkeit, Genauigkeit, Ordnung und Präzision bestimmen Berufs- und Privatleben des Ex-Special-Forces-Soldaten. Das mit allerlei Extras ausgestattete Transportfahrzeug kommt wieder aus Ingolstadt und wird von Frank mit traumwandlerischer Sicherheit und mit stoischer Ruhe durch die wildesten Verfolgungsjagden gesteuert.

Ein ordentlichen Schuss Abwechslung in den beinahe spießigen Profialltag bringt Frank Senior, der als vermeintlicher Wirtschafts-Globetrotter vor allem das süße Leben schätzen gelernt hat und diesem nun in seinem Ruhestand ausgiebig zu frönen gedenkt. „Punisher" Ray Stevenson spielt diesen Lebemann genüsslich als gewitzten, augenzwinkernden Charmeur, der einen netten Kontrast zu seinem Kontrollfreak-Sprössling darstellt.
Ed Skrein dagegen bemüht sich redlich, die großen Fußstapfen Stathams auszufüllen. In den Kampfszenen weiß er körperlich durchaus zu überzeugen, erreicht dabei aber nicht das virile Charisma des berühmten Vorgängers. Das gilt ebenso für die ruhigeren Momente. Zwar ist Statham bestimmt kein vielschichtiger Mime, aber dafür mit einer Leinwandpräsenz gesegnet, die ihn auch jenseits schweißtreibender Action zum Mittelpunkt jeder Szene macht. Ob der deutlich blassere Skrein in dieser Hinsicht aufholen kann, wird die Zukunft zeigen. Erlernbar ist Ausstrahlung und Präsenz aber nur sehr bedingt.

Die Hauptattraktion der Reihe war aber immer schon die spektakulären Action- und Kampfszenen, eine Trumpfkarte die auch „Refueled" überzeugend ausspielt. Die erfreulich CGI-freien Auto-Stunts sind gewohnt rasant inszeniert und kulminieren in einer halsbrecherischen, aber auch amüsanten Show auf und in dem Flughafen von Nizza. Nicht fehlen darf auch die schon klassische Tiefgaragen-Klopperei, wenn ein Trupp halbseidener Schläger irrtümlich glaubt Franks Wagen knacken zu können, geschweige denn den Besitzer seines Schlüssels zu entledigen.

Fazit:
„The Transporter" ist auch als viertes Modell und ohne Steuermann Jason Statham noch eine launige Spritztour für PS-Fans. Action und Autostunts sitzen, die Handlung hat sogar wieder etwas mehr Substanz. Newcomer Ed Skrein hat den Theorieteil der Fahrprüfung bestanden, für die Praxis muss er aber noch ein wenig üben.

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