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  „Quantum of Romance "

 Das Actionkino hat definitiv schon bessere Zeiten erlebt. Nicht nur quantitativ, auch qualitativ waren die 1980er und 1990er Jahre eine Blütezeit des Genres, der so mancher Fan wehmütig hinterhertrauert. Seit dem Wiedererstarken des Horrorfilms und vor allem der kaum mehr zu übersehenden Flut von Comic-Verfilmungen werden immer weniger klassische Actionfilme für die große Leinwand produziert. Erstere sind billig und damit besonders rentabel, in letztere fließen die großen Budgets für aufwändige Stunts und Spezialeffekte. Etablierte A-Liga Action-Stars bekennen sich nur noch selten zu ihren (Erfolgs-)Wurzeln (Bruce Willis, Sylvester Stallone) oder widmen sich anderen Aufgaben (Arnold Schwarzenegger, Mel Gibson). Ohnehin sind sie allesamt auch schon gehörig in die Jahre gekommen.
Hinzu kommt eine inzwischen inflationäre "Matrixierung" und "Bourneisierung" genretypischer Sequenzen. Kaum ein Actionfilm, der nicht mit den ewig gleichen Zeitlupen-Shootouts nervt und durch ein der menschlichen Wahrnehmung längst entflohenes Schnittgewitter verärgert. Das waren noch Zeiten, als man noch erkennen konnte, wer gerade wen und vor allem wie entweder ins Jenseits befördert, oder im guten alten Faustkampf aufs Kreuz legt. Selbst Genreprimus James Bond biederte sich unlängst bei dieser neuen Unart an und ließ durch ein völlig überdrehtes Schnitt-Stakatto bestenfalls erahnen, wohin die 200 Millionen US-$ Produktionskosten geflossen sind (Ein Quantum Trost).

Einer der wenigen Darsteller die in schöner Regelmäßigkeit das darbende Publikum noch adäquat bedienen, ist der Brite Jason Statham (u.a. Crank, Death Race). Obgleich eher im B-Sektor anzusiedeln, schaffen es seine Werke immerhin stets auf die große Leinwand (im Unterschied zu Snipes, Ludgren, Seagal und Co). Seinen Durchbruch hat der ehemalige Olympionike dem französischen Tausendsassa Luc Besson (Das fünfte Element) zu verdanken. Als wortkarger und ultracooler Auftragsfahrer Frank Martin raste Statham in Formel Eins-Geschwindigkeit in die Action-Erfolgsspur. Der Überraschungshit The Transporter (2002) zog eine noch einträglichere Fortsetzung nach sich (Transporter - The mission, 2005). Das Rezept war geradezu entwaffnend simpel: Der ehemalige Elitesoldat Frank Martin arbeitet nun freiberuflich als Transporteur gefährlicher oder zwielichtiger Pakete. Da seine Auftraggeber selten der seriösen Geschäftswelt angehören, wird Frank bei seinen Kurierfahrten immer mit allerhand Gesindel und lebensbedrohlichen Situationen konfrontiert. Als Meister hinter dem Steuer und Kampfsport-Ass bleibt er allerdings stets Herr der Lage.
Neben Stathams Actionstarqualitäten überzeugten beide Transporter-Filme durch halsbrecherische Autostunts und überaus rasant gefilmte Verfolgungsjagden. Besonders hohen Unterhaltungswert hatten die perfekt und überaus einfallsreich choreographierten  Kampfeinlagen.  So gesehen konnte man sich auf Teil drei durchaus freuen.

Oberflächlich betrachtet läuft der Motor auch zum dritten Mal ordentlich rund. Frank muss diesmal sein Paket durch ganz Europa transportieren. Erneut musste er allerdings erst zu seinem Auftrag „überredet" werden. Um seine Kooperation sicherzustellen, wird ihm ein hochexplosives Armband verpasst. Bewegt er sich mehr als 20 Meter von seinem Wagen weg, endet er als Feuerball.  Die Ausgangssituation ist also gewohnt übersichtlich. Dazu gibt es eine Reihe fulminanter Autoverfolgungsjagden und knochentrockener Oneliner. In den Kampszenen kann man wieder einmal Körperbeherrschung und Akrobatik des ehemaligen Leistungssportlers bewundern. Sein Fieslingserprobter Gegenspieler Robert Knepper (u.a. Prison Break, Hitman) bringt die richtige Mischung aus Selbstherrlichkeit und Boshaftigkeit mit. Auftrag ausgeführt?

Leider nicht ganz. Der Teufel steckt im Detail und in der Sonderausstattung. Die einfallsreichen und spektakulären Actionszenen kranken an einer viel zu schnellen Schnittfolge und werden zwischendurch völlig unmotiviert durch Zeitlupeneinstellungen verhunzt. Wie beim aktuellen 007-Film ist nur mit Mühe auszumachen, wie Frank seine Gegner bearbeitet.
Größtes Manko ist allerdings der Plot. Natürlich erwartet man keine ausgeklügelte Thrillerstory mit cleveren Twists und tiefgründigen Charakterportraits. Die mühsam konstruierte Hintergrundgeschichte um eine Giftmüllmafia, die einen ukrainischen Minister erpresst ist platt, vorhersehbar und wenig spannend. Bei einem B-Actionfilm gehört dies allerdings zur Serienausstattung und kann daher auch akzeptiert werden.
Wofür die Drehbuchschreiber allerdings mit mindestens 10 Strafpunkten und einem obligatorischen Idiotentest belegt werden sollten, ist die saublöde Idee Frank Martin zum romantischen Liebhaber mutieren zu lassen. Auf seiner Europatour wird ihm eine ukrainische Schönheit als Beifahrerin aufgezwungen, die den britischen Eisblock nach wenigen Etappen zum Schmelzen bringt. Die Dialoge des sich gegenseitig Näherkommens sind so miserabel geschrieben, dass einem dagegen selbst Rosamunde Pilcher tiefgründig und kitschfrei vorkommt. Trauriger Höhepunkt der völlig unmotivierten und unglaubwürdigen Romanze ist das gemeinsame Kuscheln vor einem Bergpanorama im Abendrot. Luc Besson höchstpersönlich hat die völlig talentfreie Russin Natalya Rudakova auf der Straße angesprochen und vom Fleck weg verpflichtet. Nach eigenem Bekunden hatte sie so viel Spaß beim Dreh, dass sie nun eine Schauspielausbildung absolvieren will. Man kann nur hoffen, dass die Aufnahmebedingungen entsprechend selektiv sind.

Fazit:
Transporter 3 ist klar der schwächste Teil der Actionreihe um den ultracoolen Auftragsfahrer Frank Martin. Zwar bietet der Film erneut sehenswerte Autostunts und toll choreographierte Kampfeinlagen, krankt aber an der inzwischen innerhalb des Genres leider gängigen Schnittgewitter- und Zeitlupenunart. Zwar zeigt sich Jason Statham erneut in körperlicher wie fahrerischer Höchstform, muss diesmal allerdings zusätzlich den romantischen Liebhaber mimen. Diese ungewohnte Gefühlseinlage bremst nicht nur Franks halsbrecherische Fahrt, sondern auch ganz gehörig den Unterhaltungswert des Films und sorgt zudem reihenweise für unfreiwillige Komik.

(4,5/10 Punkten)                                             

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