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Leider in unseren Breiten kaum mehr als zum Geheimtip geraten kennt man anstatt der so liebevoll umgesetzten Familienversion von King Kong und die weiße Frau, dem animatorischen Spielfilmdebüt von Stop Motion Ikone Ray Harryhausen - Panik um King Kong, eigentlich im Original Mighty Joe Young - eher das recht junge Remake Mein großer Freund Joe. Erinnerten die vielen Details im Klassiker schon an die damals noch guten Zeichentrickfilme der Disneystudios, paßt es ja eigentlich wie die Faust aufs Auge, daß eben jene sich der Neuverfilmung unter der Regie von Ron Underwood, der sich mit City Slickers und Im Land der Raketenwürmer einen guten Namen gemacht hat, annahmen.
Remakes sind ein leidiges Thema. Schon zu biblischen Zeiten herrschte das Stille-Post-Syndrom vor. Natürlich werden Themen an die aktuellen Zeiten angepaßt, ergänzt und bestenfalls verbessert. Oder man läßt Mark Rosenthal und Lawrence Konner das Drehbuch trimmen und schüttelt den Kopf vor einem Disaster.

Ja, Gorillas im Nebel war ein toller und wichtiger Streifen vor realem Hintergrund. Erfordert dies aber, aus einem kleinen Mädchen, welches ein Gorillababy käuflich erwirbt, die Tochter einer Dian Fossey für Arme zu machen, die als Märtyrerin im Kampf gegen die Wilderer das Leben läßt? Muß deshalb Jahre später aus Gregg O'Hara (Bill Paxton) die Weicheiversion eines Frank Buck werden, der Tieren nur noch mit Betäubungsgewehren begegnet und ihnen Proben entnimmt? Wo ist die naive Jill Young, die sich eine Schaustellerkarriere in Los Angeles aufschwatzen läßt? Nein, hier muß die abgebrühte Charlize Theron her, die mit sich unter dem Top dezent abzeichnenden Nippeln einer Zukunft in einem amerikanischen Herbergszoo zustimmt, wo erste Spannungsmomente daraus bestehen, daß Joe verstecken spielt. Die Modernisierung von Reitern mit Lassos zu Jeeps mit Ketten, die den ausgewachsenen Joe fangen wollten kann man hingegen ja noch akzeptieren.
Allerdings sieht der große Joe aus, wie ein mit CGI aufgehübschter Flokatianzug mit einem Gesicht, das eher Erinnerungen an Harry und die Hendersons wachrüttelt, als an einen Gorilla. Daß dieser der Ursprung einer afrikanischen Legende ist und einen seltenen Gendeffekt aufweist, muß dafür ausgewalzt betont werden, denn zur Jahrtausendwende besitzt der Mensch keine Phantasie mehr und kann den Riesenwuchs sonst nicht akzeptieren. Damit Mein großer Freund Joe dann noch ein paar Grieben ins Schmalz bekommt, darf der Mörder von Mama Young auf der Bildfläche erscheinen, der nämlich in Joe das Affenbaby erkennt, welches ihm bei dieser Aktion zwei Finger abgebissen hat. Wenn Jill Young dann in Amerika unglaubwürdig zarte Seiten aufzeigt und ihre Liebesunerfahrenheit offenbart ist der Ofen ganz aus. Leute, kauft Kämme, es kommen haarige Zeiten!

Wen interessiert da noch, daß hier und dort ein leichter Nachhall der Originalstory durchschimmert? Wer sich Schwarz/Weiß Filmen und Stop Motion Tricks verschließt, darf einem einfach nur Leid tun. Mein großer Freund Joe reiht sich in die große Riege sinnfreier Neuauflagen ein und wirkt auf filmerfahrene Recken schlicht langweilig bis tragisch lächerlich und kitschig. Born to be Wild und Congo oder das wegen Zähflüssigkeit auch nur bedingt empfehlenswerte King Kong Remake von Peter Jackson bilden die zumindest besseren Alternativen. Aber vielleicht wird ja doch der eine oder andere auf die Klassiker aufmerksam und dieser Rohrkrepierer erhält posthum einen Sinn. Asche zu Asche, Staub zu Staub. Betätigen wir die Spülung des Klos für Filmgeschichte und säubern mit einer eigens entworfenen, vielfach artikulierbaren WC-Enten-Miniatur nach, die wir ganz primitiv in unsere Kopfkino-Filmrolle einkopieren. Ratatazong, Ratatazong, wech is der Möchtegern-Kong, dong!

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