Review

Nicht Fisch, nicht Fleisch...10.01.2012

Ein Mann findet nach längeren Einsätzen in Kriegsgebieten nicht mehr so richtig ins Leben zurück. Genau, kennen wir aus Rambo, aber während dort der Kampf des Einzelnen in den Straßen einer Kleinstadt gut umgesetzt wurde, findet sich hier außer viel Leerlauf und einer absolut überzogenen finalen Schießerei, ähnlich der von Stallone, leider nicht wirklich überzeugendes Material wieder. Man darf sich eben nicht von den Werbetexten blenden lassen, denn der Verweis auf den großartigen Harry Brown ist ganz und gar verkehrt - mit dem düsteren Plattenbauthriller hat dieser Film außer den öden Hochhausfassaden nicht viel gemein. Nach Sichtung des Streifens ist zweierlei im Gedächtnis geblieben, zum einen ist das Finale von ziemlicher Dämlichkeit, zum anderen wohnen in den öden Straßen Englands keine Menschen.

Wie sonst ist es denn zu erklären, daß wir zwar Fassadenbilder von wirklich häßlichen Hochhaushäuserzügen sehen, in den dazu gehörigen Straßen aber nur die paar Nasen rumlaufen, die eine Rolle im Film haben? Kein Geld mehr für Statisten dagewesen, oder? Dafür lieber Brian Cox in einer Nebenrolle verschwenden...ein großer Fehler. Knapp die Fakten: Toby Kebbell, mit dem ich in Dead Man's Shoes ein erstes Mal in Berührung kam, ist Robert Miller, Veteran des Afghanistankriegs, der nach seinem Ausscheiden aus dem Dienst in seiner englischen Heimat zunächst keinen Job findet, daher gerne im Auftrag einer nicht näher benannten Regierungstruppe vermeintliche Terroristen ausspäht. Nebenbei muß er noch miterleben, wie sich rund um seinen Häuserzug Jungganoven breitmachen. Am Ende dann fügt sich, was nicht zusammengehört.

Ausspähen und erkunden nehmen den Großteil des Films ein, das ist zwar nie sonderlich packend, aber auch nicht uninteressant. Schlimmer sind da die banalen Hintergrunddialoge sowie die Informantin in Kreisen der bösen Buben, hier scheint es zu reichen, einfach mal Öl, Al-Kaida und Zellen in einen Dialogtopf zu werfen und den Brei ab und an aufkochen zu lassen. Hie und da gibt es eine kleinere Actionszene, die aber schneller vorbei ist, als man den Klappentext der DVD lesen kann. Die finale Schießerei ist zwar recht realistisch in Szene gesetzt, fügt sich aber nicht in das ansonsten ruhige Thrillerszenario, bei dem man eher an die Bücher von Le Carré erinnert wird. Schade, denn so richtig schlecht ist der Film nicht, doch der recht ordentliche Gesamteindruck wird dann vom Finale zunichte gemacht - und so wird man den Streifen auch schnell wieder vergessen haben...6/10.

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