Wie es scheint stehen Comicverfilmungen derzeit in Hollywood hoch im Kurs. Anders ist es nicht zu erklären das neben den Genregrößen wie Spiderman auch langsam die hinteren Reihen den Sprung auf die Leinwand schaffen. Das Spielfilmdebüt von Video-Clip Regisseur Francis Lawrence, eine Adaption des US-Comics Hellblazer, lässt sich wirklich sehen und macht eine bessere Figur als viele Mitstreiter im Comic-Olymp.
Sein Name ist Constantine, John Constantine (Keanu Reeves). Er hat eine besondere Gabe, er kann hinter die Fassade der menschlichen Wahrnehmung blicken. Engel und Dämonen weilen unter uns, sie tragen den Kampf zwischen Himmel und Hölle auf der Erde aus, mit Menschen als Marionetten.
Doch John kann nur schwer mit dieser Gabe umgehen, begeht Selbstmord. Eine Fahrt in den Himmel hat er sich damit verwehrt. Er flüchtet in den Tabak- und Alkoholkonsum, weil er es auf dieser Welt nicht mehr aushält. Doch er hat eine Mission: das Gleichgewicht zwischen Himmel und Hölle zu wahren, Engel und Dämonen welche die Balance stören werden eliminiert. Als eines Tages die Polizistin Angela (Rachel Weisz) nach dem scheinbaren Selbstmord ihrer Schwester Constantine aufsucht, beginnt eine Odyssee die den Kampf entscheiden könnte...
John Constantine unterscheidet sich grundlegend von allen anderen Comichelden, er ist eigentlich gar keiner, sondern vielmehr der typische Antiheld. Er qualmt eine Kippe nach der anderen und gibt sich dem Alkohol hin. Er hat eine Gabe die er eigentlich gar nicht will und sie nur einsetzt um einen persönlichen Vorteil zu erlangen, die Fahrt in den Himmel. Constantine ist zynisch und sarkastisch: nachdem er erfährt das er wohl bald an Lungenkrebs sterben wird, zündet er sich erst mal eine Zigarette an. Überhaupt ist dieser Film wunderbar dazu geeignet sich das Rauchen abzugewöhnen, John bricht Blut, röchelt.... aber ohne Kippe kann er nicht. Die größte Überraschung des Filmes ist daher auch Keanu Reeves. Ein eher mittelmäßiger Schauspieler der sich mit seiner Rolle des Neo in Matrix endlich vom Durchschnitt abheben konnte. Dachte man doch bisher Reeves sei Neo, belehrt er uns jetzt eines besseren und zeigt das er durchaus Potential und schauspielerisches Talent besitzt. Seine Darstellung des runtergekommenen Constantine ist eindringlich und überzeugend und nicht selten durch seinen bösen Humor richtig witzig.
Die Comic-Vorlage wurde dabei im Hauptcharakter nur frei adaptiert. Im Comic ist John Constantine ein blonder Brite, dem Musiker Sting nachempfunden. Reeves sieht völlig anderes aus, macht seine Arbeit aber wirklich gut, weshalb auch Fans des Comics auf ihre Kosten kommen dürften.
Nicht nur Keanu Reeves liefert eine gute Show, auch die Optik des Film ist nicht zu verachten. Besonders überzeugen können die guten Effekte im Endzeitlook. Teilweise erinnern diese zwar an Matrix, werden aber durch die Story in eine andere Richtung gelenkt. Der Blick in die Hölle hinterlässt dabei den wohl bleibendsten Eindruck und erinnert an die Welt nach einem Nuklearkrieg.
Nicht nur der Look, auch die Geschichte scheint von Matrix inspiriert. Wie damals Neo von Morpheus in die Tiefen des Kaninchenbaus geführt wurde um hinter die scheinbare Fassade zu blicken, so zeigt nun Constantine der Polizistin Angela die Welt hinter der Welt. In der Geschichte liegen aber auch die kleineren Schwächen des Films. Zum einen ergeben sich im Verlauf immer Mal wieder Hänger in denen es an Spannung fehlt. Das mag daran liegen das Constantine mit rund 120 Minuten durchaus lang ist, eine straffere Handlung bei kürzerer Laufzeit wäre wohl bessere gewesen. Zudem ist die Story an sich etwas verworren und gerade für Leute die mit Engeln, Dämonen, Teufel und Gott nichts am Hut haben, doch etwas abstrakt. Wem das aber schon beim Exorzisten oder From Dusk Till Dawn nicht störte, dem dürfte dieser Punkt aber kaum negativ auffallen.
Mit „Constantine“ ist den Machern ein wirklich überzeugender Cocktail aus Fantasy und Horror gelungen. Besonders der letzte Punkt ist für eine Comicverfilmung ungewöhnlich, hat man den Film doch mit einigen Schockmomenten gewürzt. Getragen wird Constantine aber weder von der bombastischen Optik, noch der düsteren Stimmung. Keanu Reeves als Kettenrauchender Anti-Held liefert eine überzeugende Vorstellung ab. Die kleineren Schwächen lassen sich bei so einem charismatischen Protagonisten schnell vergessen.
8/10