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Jackie Chans filmische Abenteuer jüngeren Datums made in USA zeichneten sich nicht gerade durch hohe Qualität aus, im Gegenteil peinliche Fehltritte wie „The Tuxedo“ haben das Akrobatikwunder fast aufs Abstellgleis befördert. Umso erfreulicher ist es das Jackie der Traumfabrik erstmal den Rücken kehrte und zur Abwechslung mal wieder einen Film in Hongkong produzierte. Mit „New Police Story“ setzte er 2004 eine seiner erfolgreichsten Filmreihen fort und schlägt dabei auch ernste Töne an.

Wenn man bedenkt das Jackie unterdessen rund 50 Jährchen auf dem Buckel hat ist geradezu unglaublich was für eine Show er in „New Police Story“ abzieht. In einem Alter wo sich gewöhnliche Martial Arts Darsteller längst zur Ruhe setzen, läuft JC noch einmal zur absoluten Höchstform auf und macht einige Ausrutscher der letzten Jahre schnell vergessen. Es ist auch ein Novum Chan einmal in einer völlig neuen Rolle, abseits des Action-Kaspers, zu sehen. Seine Figur des Special Unit Detectives Wing ist eine gescheiterte Persönlichkeit. Bei der missglückten Festnahme einer Jugendbande, gerät Wings Einheit in einen Hinterhalt, wobei das gesamte Team inklusive seines Schwagers ums Leben kommt. Wing wird mit diesem einschneidenden Erlebnis nicht fertig, gibt sich die Schuld am Tod seiner Kameraden. Er gibt sich dem Alkohol hin und verdrängt seine Vergangenheit, mit seinem Job als leitender Polizeiofficer will er nichts mehr zu tun haben. Erst als die Jugendgang wieder in Erscheinung tritt und ein junger Polizist in ihm neue Kraft weckt, findet er langsam ins Leben zurück. Als auch noch seine Freundin in die Schussbahn gerät, läuft Wing zu neuer Höchstform auf…

Nie zuvor sah man Chan in einer so deprimierenden Rolle, eine erfrischend neue Erfahrung die beweist dass er sich wohl etwas zu lang aufs Comedy-Fach hat festnageln lassen. Der gescheiterte Cop, der voll besoffen in die Seitenstraße kotzt, mag auf den ersten Blick nicht jedem schmecken, zeigt aber auch dass Jackie Figuren mit Ecken und Kanten spielen kann. Seihe wir doch mal ehrlich, die Clownsnummer ist unterdessen reichlich ausgelutscht. Zum Charakterdarsteller wird’s wohl trotzdem nicht mehr reichen, aber vielleicht bekommt er ja in Zukunft mehr Angebote mit Profil. Zu lachen gibt es also diesmal wenig, was nicht heißen soll das Jackie nicht mehr Jackie ist. Seine akrobatischen Fähigkeiten sind mal wieder erste Sahne, keine Spur vom Eintritt ins Rentenalter. Ob man sich nun in waghalsiger Höhe von Hochhäusern abseilt oder andere Stunts vom Stapel lässt, es ist immer was los. Die Fights sind zwar nicht so zahlreich wie früher, dafür aber gerade durch ihre Härte und Bodenständigkeit sehenswert.

Natürlich ist JC nicht das einzige Highlight in NPS, der Film ist ein rundum stimmiger Actioner dem es an nichts mangelt. Zu erwähnen wäre da der gelungene Look, der sich insbesondere durch eine gute Optik und nette Spezial Effekte auszeichnet. Die Explosion im Polizeihauptquartier wäre so ein Eyecatcher, mithilfe dezent eingesetzter Tricktechnik wirkt das Ganze gleich doppelt so imposant. Einige furiose Actionsequenzen wie Kugelhagel oder eine halsbrecherische Fahrt in einem außer Kontrolle geratenen Linienbus quer durch die Hongkonger Innenstadt, lassen kaum Zeit zum verschnaufen. Die etwas unausgewogene Rahmenhandlung um eine Gang voll durchgeknallter Kids kann da zwar nicht ganz mithalten, erfüllt aber ihren Zweck. Etwas oberflächlich auch die Nebendarsteller und die oft etwas überbordende Theatralik, aber sei es drum.

Fazit:
„New Police Story“ ist rasantes Hongkong Actionkino angereichert mit der nötigen Portion Dramatik und Spannung. Jackie Chans erste wirklich ernste Rolle als gescheiterter Cop ist nicht nur erfrischend anders, sie steht ihm auch ausgezeichnet. Für mich einer seiner besten Filme. Auch wer Jackie sonst nicht allzu viel abgewinnen kann wird hier gut unterhalten.

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