Große Epen waren aus dem asiatischen Raum lange Zeit Mangelware und wenn dann kamen sie aus Hongkong. Korea hatte sich aber kaum an historischen Stoffen probiert, mit der Multi-Millionen Dollar Produktion „Musa“ sollte sich das aber auf einen Schlag ändern. Der große Erfolg zog in den Folgejahren nicht nur zahlreiche ähnlich konzipierte Filme nach sich, sondern brachte Korea international mehr Aufmerksamkeit.
Die Geschichte ist angesiedelt im frühen 14. Jahrhundert zur Zeit der Ming-Dynastie. Eine koreanische Delegation ist zu Gesprächen nach China gereist um die schwierige politische Lage zu erörtern. Kurz zuvor wurden chinesische Gesandte unterwegs nach Korea kaltblütig ermordet. Der chinesische Kaiser sinnt auf Rache und lässt die Koreaner festnehmen und verschleppen. Auf dem Marsch durch die Wüste werden sie hinterrücks von feindlichen Truppen angegriffen, die es aber mehr auf die Ming Soldaten abgesehen haben. Die Koreaner werden freigelassen und machen sich auf den langen und beschwerlichen Heimweg. In der Abgeschiedenheit der Ödnis treffen sie auf eine Gruppe mongolischer Krieger und ihren Anführer Rambulhua (Yu Rong-Guang), der eine chinesische Prinzessin(Zhang Ziyi) in seiner Gewalt hat. Der koreanische General Choi Jung (Choo Jin-Mo) beschließt die Prinzessin zu befreien und riskiert so die sichere Heimreise. Nun sitzen ihnen auch noch die Mongolen im Nacken, welche die Prinzessin um jeden Preis zurück erobern wollen. Die letzte Hoffnung ist eine Ming-Festung nahe dem Meer, wo es zur entscheidenden Schlacht kommt.
„Musa“, was übersetzt soviel wie Krieger bedeutet, ist wohl bis heute das ehrgeizigste Projekt aus Korea. Die immensen Produktionskosten haben sich gelohnt, denn selten zuvor sah man ein aufwendigeres Filmwerk aus Fernost. „Braveheart“ Asiens wird dieser Film gern betitelt und das ist zur Abwechslung mal keine Übertreibung. Was „Musa“ vor allem anderen auszeichnet ist seine internationale Aufmachung, die sich stilistisch sehr an amerikanische Blockbuster anlehnt. Ich möchte asiatische Filme nicht abwerten, aber es ist Fakt das oft die monumentale Bandbreite fehlt, die es für ein richtig großes Historienepos braucht. Unterdessen ist dass Schnee von gestern und durch die Annäherung von Ost und West auch kaum noch der Rede wert. Zu jener Zeit als dieser Film produziert wurde, war es aber gerade mal ein paar Monate her das „Crouching Tiger, Hidden Dragon“ international auch beim Massenpublikum Erfolge verbuchen konnte. Dass man sich ziemlich freimütig bei Hollywood bediente, sieht man vor allem bei der Inszenierung der Schlachtszenen. Hier standen die ganz Großen des amerikanischen Films Pate, weshalb es auch kein Wunder ist das optisch einige Parallelen zu beispielsweise Ridley Scotts „Gladiator“ nicht von der Hand zu weisen sind. Das liegt in erster Linie an der gering gewählten Belichtungszeit, der schnellen Kameraführung und dynamischen Schnittarbeit. Unterstützt wird dieser Effekt durch die recht eintönigen Farben der kargen Landschaft und monochrome Farbfilter. Langweilig wird die befremdlich wirkende Wüsten- und Steppenlandschaft nie, im Gegenteil sie besitzt reichlich Schauwerte.
Inhaltlich erzählt der Film wie oben beschrieben die Odyssee einer Gruppe Koreaner durch die nordchinesische bzw. mongolische Einöde. Die Gruppe besteht aus Sklaven und Soldaten, die aufgrund der Strapazen immer wieder aneinander geraten. So hat der hochnäsige General wenig Taktgefühl gegenüber seinen Untergebenen, was besonders die Sklaven zu spüren bekommen. Auch unter den Soldaten gibt es immer wieder Reibereien, da es auch hier unterschiedliche Kasten gibt. Die Reise wird über weite Stecken spannend erzählt und ist immer wieder mit fulminanten Kampfszenen angereichert. Gerade die kampflosen Szenen, in denen die Truppe droht auseinander zu brechen, halten die Figurenkonstellation interessant. Undurchsichtig bleibt hingegen der Sklavenkämpfer Yeesol, da er nur wenig spricht und lieber zur Waffe greift. Seine Motivation bleibt die ganze Zeit über ungeklärt und auch auf welcher Seite er steht, sein nebulöses Erscheinungsbild lässt ihn geradezu in einem mystischen Licht erscheinen.
Technisch ist „Musa“ auf allerhöchstem Niveau, was sich auch bei der üppigen Ausstattung zeigt. Dazu gehören neben den authentischen Kostümen natürlich vor allem die Schlachtszenen und die sind in jeder Hinsicht herausragend. Optisch muten sie an wie aus einem Hollywood Film entliehen, lassen aber auch die Einflüsse des asiatischen Kinos nicht missen. Stellvertretend sei die Rolle des Sklaven Yeesol (Chung Woo-Seong) genannt, der die Stärken des Martial Arts Films mit einfließen lässt. Bewaffnet mit einer Langstockklinge mäht er die feindlichen Truppen auf martialische und zugleich ästhetische Art und Weise nieder. Seine Figur steht zeitgleich für die Brutalität und die Schönheit des asiatischen Film. „Musa“ ist daher nicht nur ein schön fotografierter Film, seine hohe Gewaltdarstellung ist ebenfalls nicht zu verachten. Im unüberschaubaren Schlachtengetümmel werden etliche Körperteile abgetrennt oder Körper durchbohrt, dass dabei reichlich Blut fließt versteht sich von selbst. Überhaupt wird sehr auf eine realistische Darstellung der Kampfszenen geachtet, Wirework sieht man eigentlich gar nicht. Alle Kämpfe verlaufen bodenständig ohne ins Fantastische abzugleiten, was durchaus seinen Reiz hat. Im finalen Showdown fliehen die Koreaner in ein verlassenes Fort der Ming Soldaten und müssen versuchen den Angriffswellen der Mongolen stand zuhalten. Hier zeigt sich noch einmal die ganze Größe dieses Epos, denn besonders die Belagerungs- und Angriffsszenen sind auf höchstem Niveau. Das am Ende fast alle drauf gehen hat im asiatischen Kino ja bereits Tradition und kommt daher wenig überraschend. Auch hier sei noch einmal die exzellente Bildkomposition hervorgehoben. Durch dezent eingesetzte Slow Motion und dem Spiel mit den Elementen, insbesondere Feuer und Schnee, geizt der Schlussakt nicht mit eindrucksvollen Eyecatchern.
Veredelt wird „Musa“ durch seine prominente Darstellerriege, die hier zur Höchstform aufläuft. Besonders auffällig ist die bezaubernde Zhang Ziyi, derzeit eine der größten asiatischen Exportschlager. Sie spielt die junge und sture Prinzessin äußerst souverän, auch wenn sie nicht soviele Gelegenheiten hat ihr Schauspieltalent unter Beweis zu stellen. Bei den Koreanern fällt vor allem Chung Woo-Seong auf, der den titelgebenden Krieger spielt. Seine Figur darf zwar nicht so sehr aus sich herausgehen und spricht auch lange Zeit kein Wort, dafür darf er sich in den Schlachtszenen glanzvoll in Szene setzen. Wunderbar auch der mongolische Feldherr, gespielt von Yu Rong-Guang. Trotz seiner Mission hält er immer noch an idealistischen Werten wie Ehre und Treue fest, was ihn eigentlich gar nicht zu einem richtigen Bösewicht macht.
Fazit:
„Musa“ ist ein monumentales Epos das in dieser Form wohl einzigartig ist, denn sowohl die Stärken des amerikanischen wie auch des asiatischen Films werden hier gleichermaßen gewürdigt. Selten zuvor sah man ein so herausragendes Schlachtengetümmel, das durch eine bestechende Kameraarbeit und malerischen Landschaften zu gefallen weiß. Die opulenten Kampfszenen lassen keine Wünsche offen und spielen durchaus in einer Liga mit „Braveheart“ . Ein idealer Einstiegsfilm für all Jene, die sonst nicht viel mit dem asiatischen Kino anfangen können.