Die Nonnen von Clichy (1973)

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von PierrotLeFou

Vor 50 Jahren: Facettenreiche Erotik bei Jess Franco

Stichwörter: 1970er Belgien Erotik Franco Frankreich Horror Italien Jubiläum Klassiker Liechtenstein Miranda Müller Phantastik Portugal Spanien Spielfilm

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Les démons (1973) & Eugénie (1973) & Christina, princesse de l'érotisme (1973)

Die Verquickung von Horror und Erotik hatte sich schon lange bei Jess Franco gezeigt, seinen Stil hatte er spätestens mit "Vampyros Lesbos" (1971) gefunden. In den Jahren 1973 und 1974 erreicht sein Output dann in Sachen Quantität seinen Gipfel: ein gutes Dutzend seiner Film erlebt 1973 (und ein weiteres Dutzend 1974) die jeweilige Uraufführung – oder wird unvollendet liegengelassen. Jeden Monat ein Jess Franco, gewissermaßen... kein Wunder, dass sich die unterschiedlichen Ausrichtungen seines bereits gefundenen Stils, seiner bereits gefundenen Themenfelder hier besonders schillernd zeigen: Nuance und Timbre des Franco-Films waren in diesen Jahren gut auszukosten in den unterschiedlichen Ausprägungen. "Les démons", sein am 5. Februar 1973 uraufgeführter Hexenjagdfilm, springt wie schon "Il trono di fuoco" auf die Welle des Hexen- und Hexenjägerfilms sowie auf die Nunsploitation-Welle auf und bleibt dabei in den Grundzügen noch den Historienabenteuern aus Francos Towers-Phase treu; es ist ein einigermaßen konventioneller Ausstattungs- und kostümfilm geworden, durchzogen von Erotik und Schockeffekten. Die Erotik allerdings zeigt sich hier wieder freier wie schon in "Vampyros Lesbos": Es ist ein lustbetonter Film geworden, in welchem zwar die Hexenjäger durchaus Recht haben in ihrem Hexenglauben – in dem aber die Teufelsdienerinnen mit ihrer Lust ein wesentlich reizvolleres Dasein verheißen, das durchaus auch moralisch vertretbar scheint.
Eine ausführliche Besprechung des Films liefert Vince in seinem Review...

In "Eugénie" zeigt sich dann zwei Monate später ab dem 5. April 1973 die Lust etwas deutlicher als teuflisches Vergnügen, auch wenn es hier gerade zauberkundige Hexen und Teufelsdiener(innen) gibt: In der Marquis-de-Sade-Verfilmung betätigen sich Soledad Miranda und Paul Muller als Stieftochter und Stiefvater in semi-inzestuöser Beziehung als Lustmörder(in) und meucheln zum erotischen Vergnügen, ehe die junge Frau am Ende verlieben wird und sich dem Bann des Stiefvaters entziehen kann. Hier sind es nicht strenge Fanatiker, die gegen das lustvoll enthemmte Leben tatsächlicher Hexen vorgehen, sondern die Lust selbst zeigt sich hier in entfesselter Form als Trieb, der in letzter Konsequenz, ohne gesetzte Grenzen, asoziale Formen annimmt: Franco feiert hier eine perverse, sadistische Lust, die lediglich in der sadomasochistischen Phantasie – und somit auch auf der Leinwand – funktioniert und anrüchig und ruchlos auftritt: Den Voyeurismus des Filmpublikums spiegelt Franco hier (nicht erst-, nicht letztmals) in Bühnenshoweinlagen wie in Fotosessions.
Begehrt bei Sammler(inne)n ist die alte X-Rated-DVD: Fassungseintrag von Levko

Christina, princesse de l'érotisme" erscheint am 15. November 1973 und präsentiert – wie der ab Herbst 1973 gedrehte, Anfang 1974 abgedrehte, erst 1975 uraufgeführte und auch als "Les avaleuses" bekannte "La comtesse noire", dessen Premiere bisweilen falsch auf den 11. April 1973 datiert wird – die Erotik als ein Verlangen, das eine(n) auch selbst zugrunderichten kann: Wie der Vampirfilm "La comtesse noire" existiert auch "Christina, princesse de l'érotisme" als Horror- und Hardcore-Fassung, die zusätzliche Zombie- bzw. Sex-Szenen enthält. Im Gegensatz zu diesen jüngeren Fassungen, die um 1980 erschienen sind, ist "Christina, princesse de l'érotisme" ein tonal recht stimmiges old dark house-Erbschafts-Gruselstück mit gothic horror-Anklängen: Die Hauptfigur ahnt im geerbten Anwesen bald, dass sie ihrem Vater nachfolgen wird, der nach seinem Suizid der Königin der Nacht anheimgefallen sein soll. Eine Atmosphäre der Bedrohung und ein Konglomerat erotischer Versprechungen liegt über diesem abbgeschotteten Familiensitz, dem sich die angereiste junge Frau nicht enziehen können wird. Am Ende schreiten alle in einen der Tümpel: eingehen ins Ozeanische, in dem Lust und Selbstaufgabe verschmelzen... ein Bild, das häufier bei Franco auftauchen sollte. Erotik zeigt sich hier als Aushauchen, Verglimmen, Vergehen, Entgleiten...
Den Film hat X-Rated reichhaltig ausgestattet vor etwa 5 Jahren nochmals auf Blu-ray veröffentlicht: Fassungseintrag von Rambo44

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