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von PierrotLeFou

Vor 25 Jahren: Keimzelle des J-Horror als Boom im Westen

Stichwörter: 1990er Filmreihe Horror Japan Jubiläum Klassiker Literaturverfilmung Mystery Nakata Spielfilm Suzuki Thriller

Ringu (1998)

Zwei Mädchen betrachten ein unheimliches Video, nach dessen Betrachtung man nur noch sieben Tage zu leben habe. Da eines der Mädchen das Band schon eine Woche zuvor gesehen hat und da noch zudem das Gerücht stimmt, lässt sie wenig später ihr Leben ... mit dieser starken Prämisse, die den Wettlauf gegen die Zeit etabliert, der in so vielen vergleichbaren Horrorfilmen wie "Countdown" (2019) eine Rolle spielen sollte, und zugleich die Aufdeckung eines rätselhaften Geheimnisses in Aussicht stellt sowie mit den unheimlichen Eindrücken des verfluchten Films im Film beginnt Hideo Nakatas Geisterfilm der etwas anderen Art nach einem Roman Koji Suzukis: der am 31. Januar 1998 urafugeführte "Ringu", der auch ein Film über Filmbilder ist und sich dabei Raum für avantgardistische Eindrücke lässt. Das reizte Gore Verbinski zur Neuverfilmung "The Ring" (2002), welche wenig später den unter anderem um zwei Fortsetzungen ergänzten japanischen Horrorfilm vollends unter amerikanischen und europäischen Horrorfans bekannt machte. Das führte zu einer kleinen Flut an US-Kopien japanischer Horrorfilme, die im englischen Raum vielfach unter dem Etikett J-Horror subsumiert wurden, derweil das erst aus einem Brunnen auf der Mattscheibe und sodann aus der Mattscheibe selbst kletterndes blasses Geistermädchen mit langen schwarzen Haaren zum Wahrzeichen des J-Horror avancierte. Wichtiger als eine solche Figur war indes eher der Fluch aus der Vergangenheit und die Rolle der Medien; eine Verquickung, die sich "Ringu" und viele andere J-Horror-Vertreter mit dem (freilich anders arbeitenden) giallo teilten... Der Schwerpunkt verlagerte sich dabei manchmal mehr auf den Fluch und die Vergangenheit (wie in "Ju-on" (2000)), manchmal mehr auf die Medien (wie in Kiyoshi Kurosawas "Kairo" (2001)), aber das Themenfeld insgesamt hebte sich merklich vom Horrorfilm US-amerikanischer Prägung ab. Das galt allerdings nicht allein für den japanischen Horrorfilm und seine US-Remakes, sondern auch für etwa südkoreanische Horrorfilme, unter denen sich "Geoul sokeuro" (2003), "Gabal" (2005) oder auch eine "Ringu"-Neuverfilmung nennen ließen, oder auch thailändische Horrofilme à la "Shutter" (2004). Insofern ist auch verständlich, dass neben J-Horror schnell auch die Rede vom Asia-Horror war, der das Genre um die Jahrtausendwende prägte, ehe mit dem harten Terrorkino US-amerikanische und französischer Prägung zur Mitte der 00er-Jahre wieder ein neuer Trend einsetzte.
Seit knapp drei Jahren liegt "Ringu" samt der Prequels und Sequels bis 2000 bei HanseSound / Anolis / Sony auf Blu-ray vor: Fassungseintrag von Black Smurf


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