Herber Terrorstreifen mit allerhand bekannten Versatzstücken
Zum Glück ist nicht überall wo Tarantino draufsteht, auch Tarantino drin, denn sonst hätten wir in diesem Film allerhand stilistische Mätzchen zu ertragen, die der meines Erachtens weithin überschätzte Tarantino stets verwendet. Ein Terrorfilm funktioniert nicht mit Rückblenden, auch weitschweifige Dialoge sind in diesem Genre fehl am Platz. Es geht vielmehr darum, beim Betrachter ein Gefühl des Unwohlseins zu erzeugen, ihm die angsteinflößende Situation gerne auch drastisch vor Augen zu führen und das Leiden der Filmfiguren nachvollziehbar zu machen. Und genau an dieser Stelle funktioniert „Hostel“ hervorragend, wenngleich der Folterterror in expliziter Weise weitaus unerfreulicher in „Devils Experiment“ auf Zelluloid gebannt wurde. Schade nur, daß viel Filmzeit mit den typischen feuchten Träumen amerikanischer Teenager verschwendet wurde, obwohl vielleicht gerade dadurch der zweite Teil des Films bedrohlicher daherkommt.
Josh und Paxton sind aus Kalifornien, vereinen sich in Amsterdam mit dem Isländer Oli und wollen nur eines: Drogen und Frauen, und von letzteren möglichst viele und hübsche. So folgen sie freudig dem Hinweis eines Russen, doch schnell nach Bratislava zu fahren, denn dort gäbe es gar viele willige Nymphchen. Im tschechischen Hinterland scheint das auch zunächst so zu sein, doch als erst Oli und dann Josh verschwinden, macht sich Paxton auf die Suche nach seinen Kumpels, entdeckt aber, daß deren Schicksal kein Angenehmes ist, dienen die Jungs doch als Folteropfer für zahlungskräftige Herren unterschiedlicher Nationalität. Auch Paxton erleidet einige Qualen, bevor er sich befreien und das graue, düstere Ausland verlassen kann, nicht jedoch ohne zuvor noch Rache an einigen seiner Peiniger zu nehmen. Deren Treiben jedoch, bestens organisiert und von der örtlichen Polizei gedeckt, ist sicher noch nicht zu Ende.
Zu Beginn des Films fühlt man sich an selige Tage des InterRails erinnert, mit dem Rucksack durch Europa, Wein, Weib, Gesang…doch als sich dann unvermittelt die Sirenengesänge als Todesdrohung entpuppen, schlägt die Stimmung des Films herbe um. Folter und Tod stehen nun auf der Tagesordnung, in düsteren Gemäuern von gesichtslosen Schergen ausgeübt, deren Motive schändlich sind, vergleichbar mit denen aus „Hard Target“. Doch es geht hier nicht um die Jagd, denn die Opfer lassen sich willig zur Schlachtbank führen. Was uns Regisseur Roth dann zeigt, überschreitet gerne die Grenzen des guten Geschmacks, ist blutig und explizit, hat aber bei all dem Folterterror auch Momente des Innehaltens, die weitaus beängstigender sind als das Zerschnetzeln von Fleisch. Häßlich zu sehen, wenn die Leinwand einfach schwarz wird, weil das potentielle Opfer zunächst im Finsteren alleine eingesperrt und angekettet wird. Häßlich auch, wenn vermeintlich freundliche ältere Herren ihre unmenschlichen Triebe ausleben. Klar, daß in einem amerikanischen Film nicht jede Hauptperson sterben darf, aber selbst der Überlebende ist ein gebrochener Mann, verstümmelt an Körper und Psyche. „Hostel“ fügt sich perfekt ein in die momentane Welle des harten Horrorfilms, hat jedoch dabei auch noch genügend eigene Momente, die den Film für sich alleine wirken lassen, und ist zum Glück nicht von Tarantino…8/10.