Review

(Dieser analytische Text enthält einige Spoiler - auch zu Teil IV, „John Rambo". Einige der Überlegungen basieren auf einem Artikel aus dem SPIEGEL vom 11.02.08)

Rambo - ein einsamer Kämpfer; Filmfigur; Metapher für die mutigen US-Soldaten, die aus Vietnam heimkehrten und eine Welle der Verachtung entgegen schlug; Dudeneintrag als umgangssprachlicher Ausdruck für „rücksichtloser brutaler Kraftprotz". Dieser äußerst erfolgreiche Action-Franchise, der im Jahre 1982 durch First Blood, der Verfilmung des gleichnamigen Romans von David Morrell, begründet wurde, ist ein ambivalentes Phänomen.

Amüsiert sich der herkömmliche Filmfan an explosiver Action mit fragwürdiger Plausibilität oder beinahe schon ungenießbar überzogenem Macho-Gepose, so kann man die mittlerweile vier Filme umfassende Reihe durchaus auch immer als einen politischen und zum Teil sogar gesellschaftskritischen Kommentar zur Lage in der Reagan-Ära verstehen.

Rambo - First Blood
In Teil 1 setzt sich John Rambo (neben Rocky DIE Paraderolle von Sylvester Stallone), nachdem er wegen Landstreicherei und Widerstands gegen die Staatsgewalt aufgegriffen wird, gegen Polizisten zur Wehr, die ihn drangsalieren. Ihm gelingt die Flucht in die nahe gelegenen Wälder und er nimmt es mit Hundertschaften von Polizisten und Soldaten auf, bevor er sich an Teasle (Brian Dennehy), seinem Peiniger rächt, indem er ein Großteil von dessen Kleinstadt in Schutt und Asche legt. Elitesoldat John Rambo kämpft mit den einfachsten Mitteln der Guerilla-Taktik effektiv gegen seine Verfolger und kann sich einzig mit seinem Jagdmesser und Steinen zur Wehr setzen. Bei diesem ungleichen Kampf zwischen der faschistischen amerikanischen Staatsgewalt und des in Sachen Waffen vollkommen unterlegenen Unangepassten werden Assoziationen wach an den Vietnamkrieg. John Rambo als der in den Wäldern kämpfende Vietnamese, der sich gegen die amerikanische Übermacht erfolgreich zur Wehr setzt. Ein Zitat aus dem Film bekräftigt diese These, als Rambo Teasle bei der Jagd im Wald sein Messer an die Kehl hält: „In town you´re the law - here it´s me.". Im Dickicht des Dschungels hatten die ortsunkundigen Amerikaner in Vietnam keine Chance gegen den Feind.

Es ist ironisch, dass dies einen gestandenen Vietnamveteran zustößt und der Film zudem die Vietnamesen (in den kurzen Flashbacks Rambos) als sadistische Folterknechte zeichnet, ein Motiv, welches sein Wandlung später in Gestalt des scheinbar willkürlich agierenden Polizeiapparats erfährt. Eine weitere reaktionäre Tendenz dieses ansonsten durchaus kritischen Films (der heimgekehrte Vietnamveteran wird als Mensch verachtet und ist gesellschaftlich isoliert) ist das Finale, als Rambo seinem Vorgesetzten aus Vietnam, Colonel Trautman (Richard Crenna) gegenüber steht und propagandistische Dinge zum Ausdruck kommen vom Militär als Ersatzfamilie und einzigem Ort von Zucht und Ordnung. Hier zeigt Sylvester Stallone zwar, dass er durchaus schauspielern kann und im Abspann wird der durchaus nachdenkliche und realistisch-kalte Grundton des Films beibehalten durch den Song „It´s a long Road" von Jerry Goldsmith, der auch die einprägsame Titelmusik und den Score des Films komponierte. Doch wird die Charakterzeichnung vom Archetypus des traumatisierten Vietnamveteranen, der aber durchaus noch an die glorreichen Tugenden des Militärs glaubt, etwas übertrieben und ins Gegenteil der Botschaft verkehrt, die sich bis dahin im Kopf des Zuschauers formierte.

Es fällt auf, dass First Blood noch meilenweit entfernt ist vom Körperkult der späteren Teile von Rambo, die John Rambo als brutales Baller-Pin-Up oder Cartoon-Figur mit viel Muskeln und wenig Verstand zeichneten, als coolen, überstilisiertem Typen mit Wuschelmähne und Stirnband, der sich oberkörperfrei in die Krisenherde amerikanischer Außenpolitik begibt. In Rambo II verschlägt es Rambo wieder zurück nach Vietnam, wo er entgegen seinem Auftrag Kriegsgefangene befreit - selten wurde ein Film derart für die Forderungen der radikalen amerikanischen Außenpolitik instrumentalisiert. Rambo als die personifizierte amerikanische Kriegsmaschinerie und Überlegenheit. Rambo III hingegen spielt in Afghanistan, als Rambo die Rebellen der Mudschaheddin, im Kampf gegen die sowjetische Schreckensherrschaft unterstützt, weil Colonel Trautman von ihnen verschleppt wurde. Angesichts der späteren Entwicklung (aus den Mudschaheddin, welche die amerikanische Regierung mit Waffen unterstützte - siehe aktuell im Kino Der Krieg des Charlie Wilson - wurden die Taliban, welches eine neue Schreckensherrschaft aufbauten) dürfte die Administration Reagans, welche den Film unterstützte, vor Schamesröte schweigen.

John Rambo
John Rambo, der vierte Teil und - glaubt man Stallone - letzte Teil der Reihe schließt nach allzu stilisierten Exkursen in Machofantasien den Bogen wieder und steht ganze im Stile von Teil 1, auch wenn er sich einer Handlung um Völkermord und Krieg annimmt, die an die beiden eher fragwürdigen Fortsetzungen erinnert. Dies erkennt man schon am Schlussbild, wo Rambo nach seiner langen Reise nach Hause (Arizona), die er zu Beginn des ersten Teils aufgrund seiner Traumata nicht antreten konnte, beendet. Er kehrt heim zu der Familie von ihm, die noch übrig ist und scheint endlich seinen Frieden gefunden zu haben, nachdem er zuvor einen letzten Auftrag zu erledigen hatte.

Ende Teil 1 von 2

Hier weiterlesen: http://www.ofdb.de/review/137750,282675,John-Rambo

Details
Ähnliche Filme