Im zarten Alter von 17 Jahren gab ein junger unbekannter chinesischer Wushu-Akrobat aus Beijing sein Leinwanddebüt. Heute gehört er zu den populärsten Martial Arts Darstellern und wird zurecht in einem Atemzug mit Bruce Lee und Jackie Chan genannt. Ihm ist es auch mit zu verdanken das Kung Fu auch im Internationalen Film weiterhin salonfähig ist. Ganz klar, die Rede ist von Jet Li. Viel sagen muss man über den chinesischen Exportschlager eigentlich nicht, seine Werke sprechen für sich. Doch auch wenn seine westlich geprägten Actionfilme hierzulande sehr bekannt und beliebt sind, werden seine frühen Gehversuche oft vergessen.
Mit gerademal 17 Lenzen trat Li erstmals vor die Kamera. Ein Unbekannter war er zum damaligen Zeitpunkt unter Kennern allerdings nicht mehr. Li gehörte seit frühster Kindheit dem Chinesischen Sportverband an und trainierte von früh bis spät den Nationalsport Wushu. Obwohl er noch sehr jung war gehörte er früh zu den Besten und gewann fünfmal in Folge die Goldmedaille bei den Landesmeisterschaften, das erste Mal mit 11 Jahren. Nach Tourneen ins Ausland wurde auch die Filmindustrie auf Li aufmerksam und das obwohl er auf den chinesischen Festland aufwuchs, fernab der Glitzerwelt von Hongkong.
Sein erster Film „Shaolin Temple“ zeigt Li in der Rolle eines jungen Shaolin Mönches, der von Rache getrieben seinen ermordeten Vater rächen will – entgegen den buddhistischen Prinzipien des Klosters. Klingt formal nach einen typischen Eastern mit Shaolin-Thematik, wie sie bereits in den 70’ern populär waren. Entgegen den Werken der Shaws wurde mit einfachsten Mitteln produziert, ohne Stunt Koordinator und Choreograph. Darunter leidet die Qualität des Films aber zu keinem Zeitpunkt, im Gegenteil, man sieht das viele Profis beim Dreh beteiligt waren. Statt unerfahrener Laienkämpfer wurden erfahrene Kampfkünstler eingesetzt, was man auch mehr als deutlich sehen kann. Durch einige Rückschläge dauerten die Arbeiten allerdings über zwei Jahre, wofür das Ergebnis aber mehr als entschädigt.
„Shaolin Temple“ bemüht sich ein realistisches Bild des historischen Chinas zur Zeit der Tang-Dynastie zu zeichnen. So wundert es auch wenig dass der Geschichte überlieferte Ereignisse zu Grunde liegen. Demnach beschützten im 7 Jahrhundert Shaolin Mönche den König, als der von brutalen Clans gestürzt werden sollte. Der König war fasziniert von Philosophie und Kampfkunst der Mönche, so dass er Ihnen Sonderprivilegien zusprach und immer wieder auf ihre Fertigkeiten zurückgriff…
In die Legende eingebettet ist die Geschichte des jungen Chueh Yuan (Jet Li), der von den feindlichen Truppen gefoltert wird und den Tod seines Vaters ansehen muss. Mit letzter Kraft flieht er ins Shaolin Kloster, dort heilen die hilfsbreiten Mönche seine Wunden und versorgen ihn soweit wie nötig. Yuan ist begeistert von der Stärke und Beweglichkeit der Kampfmönche und erlernt ebenfalls ihr Kung Fu. Dennoch kann er den Tod seines Vaters nicht überwinden und schwört Rache. Damit gerät er schnell in Konflikt mit den buddhistischen Gesetzten des Klosters und muss sich für eine Seite entscheiden.
Sicher, die Handlung gewinnt keine Blumentopf und wurde so schon zig mal in zahlreichen Kung Fu Schinken verwurstet, gefällt aber besonders durch seine bodenständige Inszenierung, in der versucht wird die Ideale der Shaolin möglichst realistisch abzubilden. Viele der Außenaufnahmen wurden im echten Shaolin Kloster im Shongshan-Gebirge gedreht und nicht in austauschbaren Studiokulissen. Dazu gehört auch die unglaubliche Bildgewalt der Landschaft der Henan-Region, die in zahlreichen Aufnahmen im Film wiederzufinden ist. Hier ist die wahre Schönheit Chinas zu bestaunen, davon können sich die Wald und Wiesen Klopper aus Hongkong jeder Tage eine dicke Scheibe abschneiden. Sehr authentisch sind auch die Shaolin Kampftechniken die hier zu sehen sind. Neben dem Kampf mit den Fäusten kommen auch viele bekannte und unbekanntere Waffentechniken zum Einsatz. Besonders in den Trainingsszenen wird sichtbar welche ungemeine Körperbeherrschung es erfordert Langstock, Seilmesser oder Hellbarde zu meistern. Wunderbar anzusehen sind auch die etwas ungewöhnlichen Techniken wie der "Betrunkene Stock", eine abgewandelte Waffenform des Drunken Boxing.
Etwas gewöhnungsbedürftig ist die dargestellte Gewalt gegen Tiere. Mit dem versehentlich getöteten Hund ,der auf einer anschließenden Grillparty verspeist wird kommt man ja noch ganz gut zurecht wenn man die Speisekarte der Chinesen kennt. Die Strangulation eines jungen Lammes, ob Fake oder nicht, ist allerdings ziemlich pervers und geschmacklos. Tierschutz ist in Asien bekanntlich leider ein Fremdwort, was die Qualität des Films insgesamt aber nicht schmälert.
Jet Li schlägt sich für seine ersten Gehversuche in der Welt des Filmes wirklich wacker. Zwar sind seine schauspielerischen Fähigkeiten aufgrund der fehlenden Erfahrung recht begrenzt, zu viel wird ihm von seiner ersten Rolle aber glücklicherweise nicht abverlangt. Jet spielt zwar eine gewichtige Rolle, steht aber nicht im Mittelpunkt. Was Jet Li auszeichnet und auch Markenzeichen seines Erfolges ist, wird dafür schnell deutlich. Zu diesem Zeitpunkt mag Li noch ein ungeschliffener Edelstein sein, doch sein enormes Talent spricht für sich. Die enorme Beweglichkeit und Wendigkeit die der junge Darsteller hier an den Tag legt ist wirklich bemerkenswert und kommt noch gänzlich ohne stützende Seile aus. Seine außergewöhnlichen Fähigkeiten werden besonders in den Trainingsszenen vor der atemberaubenden Fauna Chinas deutlich. Auch der Showdown ist aufgrund der zahlreichen Kampfszenen sehenswert. Wer Jet Lis enorme Agilität mag, wird hier erstklassig unterhalten von der Unverbrauchtheit des Jungstars.
Fazit:
Jet Li’s erster Film gehört für Martial Arts Fans zum Pflichtprogramm. Der Jungstar befindet sich auf der Spitze seiner körperlichen Fitness und stellt seine Fähigkeiten äußerst eindrucksvoll unter Beweis. Zwar kann die filmische Umsetzung späteren Klassikern wie „Once upon a time in China“ oder „Fist of Legend“ erwartungsgemäß nicht das Wasser reichen, das schmälert das Sehvergnügen aber nur minimal.