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Der Einfachheit halber werden Schauspielerinnen und Schauspieler gerne auf Klischeerollen festgelegt, aus denen sie irgendwann auszubrechen versuchen. So galt Eva Habermann über Jahre als das hübsche Blondchen, als Allzweckwaffe und nette Ergänzung. Spätestens in den 40ern stellt man derartiges Schubladendenken in Frage und im vorliegenden Fall wagte Habermann als Co-Autorin, Produzentin und Schauspielerin einen richtigen und wichtigen Schritt.

Am Rande von Berlin: Der erfolglose und arbeitslose Autor und Fotograf Theo (Marcus Grüsser) lebt in zweiter Ehe mit Mona (Habermann) zusammen, die 16jährige Tochter Hanna (Lilly Liefers) stammt aus erster Ehe. Während Mona nach einem Unfall in tiefe Depressionen versinkt und sich nur noch dem Alkohol zuwendet, blüht Theo wieder auf, als die 19jährige Alina (Caroline Hartig), die Tochter einer Freundin zu Besuch kommt…

Zwar kümmert sich der Stoff um alle Generationen, die innerhalb einer derartigen Konstellation zustande kommen, doch im Fokus steht das Paar in den 40ern, bei dem die Fassade merklich bröckelt. Klar, wenn ein Partner gefühlt dauerhaft besoffen ist und einem mit dem Dauerschnarchen am Einschlafen hindert, was hier zum kleinen Running Gag mutiert.
Anfangs ist die Lage noch einigermaßen heiter bis wolkig angelegt, es entsteht einige Situationskomik im Zusammenhang mit Erwartungshaltungen und Einschätzungen anderer („Es ist keine Generationenfrage, ich glaube, mein Sohn ist einfach dumm“).

Theo fungiert derweil als tragischer Held, dem zwischenzeitlich alles entgleitet, da er die Wünsche seiner Tochter mehrheitlich ignoriert, seine Frau nur noch halbherzig tröstet und auch bei Alina nicht davon ausgehen kann, einen zweiten Frühling zu erleben, obgleich seine poetischen Ergüsse im Off dieses vermuten ließen. Im Mittelteil verliert die Erzählung ein wenig ihren Fokus, als es mit einem Trip nach Bayern geht und die Planung einer jugendlichen Sause zur Farce gerät, wobei sie sich zum finalen Akt wieder ein wenig sammelt und einen Ausgang findet, der nicht zu sehr ins Melodramatische abdriftet.

Regisseur Krishna Ashu Bhati kann sich neben der überaus versierten Kamera in erster Linie auf die Schauspielriege verlassen. Habermann nahm für die Rolle in einem halben Jahr satte 15 Kilo zu, damit man ihr das aufgedunsene Äußere einer Alkoholikerin tatsächlich abnimmt.
Folgerichtig sticht ihre herausragende Performance sämtliche Mitstreiter aus, doch auch Grüsser schafft es, als Sympathieträger zu fungieren, der hin und wieder in Fettnäpfchen tritt, die jedem Vierzigjährigen schon mal untergekommen sind. Bei einigen Jungmimen um Emma Schweiger ist noch Luft nach oben, passabel sind deren Leistungen aber allemal.

Nicht immer trifft „Ugly Truth“, so der Originaltitel ins Schwarze und es gibt nicht viele neue Erkenntnisse oder gar Lebensweißheiten, die der Stoff im Laufe seiner 100 Minuten vermittelt. Doch die Tragikomödie greift einige Punkte des vermeintlich täglichen Lebens auf, verarbeitet sie mal auf heitere, mal auf ernsthafte Weise und schafft es gegen Ende, sie zufrieden stellend in einer annehmbaren Pointe zusammenfließen zu lassen.
6,5 von 10

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