Review

Halloween (2018)
Halloween Kills (2021)
Halloween Ends (2022)

von David Gordon Green

Die "Halloween"-Reihe ist bekanntlich [Achtung: Spoiler!] eine leicht verwickelte Angelegenheit: Teil 2 setzte das Original fort, Teil 3 wählte sich ein neues Sujet, in dem der erste Teil nur noch als Film im Film zu sehen ist, die Teile 4 bis 6 folgten wieder mit Bezugnahme auf die Teile 1 bis 2 aufeinander, Teil 7 bis 8 knüpften wieder an Teil 2 bzw. aneinander an, danach folgte Rob Zombies Reboot samt Sequel – und zuletzt David Gordon Greens Trilogie, die – vier Jahrzehnte nach dem Original angesiedelt – handlungslogisch wieder an den ersten Teil anknüpft, um die übrigen Teile bloß motivisch anzuspielen und thematisch zu variieren; wobei sie letztlich bedeutsamer für die Ausrichtung dieser Trilogie sind als Carpenters Original.

Man sollte sich vielleicht einmal knapp vor Augen führen, welche Stoßrichtungen die "Halloween"-Reihe insgesamt besaß, um begreifen zu können, weswegen und wozu Greens "Halloween", "Halloween Kills" und "Halloween Ends" tun, was sie tun.
"Halloween" (1978) war mitnichten ein reaktionärer Stoff, der Fehltritte abseits des Pfads der Tugend bestrafte, sondern ein Film, der Lustfeindlichkeit als Lebensfeindlichkeit pathologisierte und zugleich darauf beharrte, dass aber auch der Lust ein destruktives, auch potentiell selbstzerstörerisches Moment innewohnt. Gerade über die Einführung des Prologs vor der ersten Mordtat, die einen erwachsenen Eifersuchtstäter vermuten lässt, aber auch über die anschließende Identität des kindlichen Täters, der Jahre später seine Tat nochmals und nochmals wiederholt, bekommt die Geschichte eine etwas greifbarere – von Rob Zombie späterhin sehr ernst genommene – Ausrichtung, zumal dem angeknacksten Täter mit Laurie Strode auch ein angeknackstes Opfer gegenübergestellt wird: Wo er sein Problem mit der Lust in aggressive Destruktion ausformt, entscheidet sie sich für das bloße Schwärmen, ohne aktiv an Kontaktaufnahmen mit dem verehrten Mitschüler zu arbeiten. Aber der Psychiater Dr. Loomis, der das pure Böse ins Spiel bringt, wird letztlich weniger als Fanatiker erscheinen, sondern sehr glaubwürdig wirken: gesichtslos, weil maskiert, ohne individuelle Züge eingekleidet und mit fast übermenschlich erscheinenden Fähigkeiten ausgestattet (in denen besonders schlaue Kritiker(innen) Filmfehler vermuteten), ist er kein geistig zerrütteter Triebtäter mit Kindheitstrauma, sondern bloß noch Platzhalter einer extremen Lustfeindlichkeit, deren moderaten Vorstufen zuvor im Film als Lehrkörper, Polizisten oder Eltern(häuser) in Erscheinung treten.
Das nach drei Jahren folgende Sequel "Halloween II" (1981) bemüht sich, sowohl die Beziehung und Ähnlichkeit zwischen Täter und Opfer zu steigern als auch die Mythisierung des Täters auszubauen: Laurie und Michael werden als Geschwister enger aneinander gekoppelt, wobei sowohl Lauries altes love interest Ben Tramer mit dem Täter Michael Myers verwechselt wird als auch ihr neues love interest in dem Television Cut – in dem sie dann auch nach abgeschlossenem Initiationsritus und Tötung des Feines ihren Knacks zu überwinden scheint und endlich einer schönen Zukunft in trauter Gemeinsamkeit entgegenfährt. Dieser Täter scheint hier aber nicht bloß mit erstaunlichen, unwahrscheinlichen Fähigkeiten eine geradezu übermenschliche Präsenz zu sein, die weiterhin gesichtslos und ent-individualisiert in Szene gesetzt wird, sondern er ist nun – Schüsse zwischen die Augen einigermaßen gut verkraftend – tatsächlich eine zweifelsohne übermenschliche Figur, die aber eben den alten Subtext unter neuen Bedingungen nicht mehr zu tragen vermag: Als Geschwisterteil erhält Michael Myers hier eine neue Motivation, welche die Weichen neu stellen sollte, um zudem auch noch eine andere Opferauswahl zu treffen. Obwohl er hier endgültig der bogey man ist – das Produkt schwarzer Pädagogik, die Kinder auf den korrekten Wegen zu halten oder zu bringen strebt –, steht er gerade hier nicht mehr metaphorisch für die extreme Lustfeindlichkeit ein...
Nicht "Halloween" sollte sich somit als typisch für die "Halloween"-Reihe erweisen, sondern "Halloween II": Erst hier ist Michael Myers der nicht einfach nur unwahrscheinliche, sondern der überhaupt gar nicht mehr natürlich zu erklärende, übermenschlich-monströse Killer, der aus eher diffusen Gründen seinen letzten Verwandten nachstellt.

Teil 3, "Halloween III: Season of the Witch" (1982) war indes eher Störfaktor in der Reihe, so irritierend wie der Silver Shamrock-Werbeblock, der im Film selbst den dortigen Spielfilm "Halloween" unterbricht. Aber hier bleibt man dem "Halloween"-Franchise nicht etwa bloß einzig über den Feiertag und die mit Teil 2 eingeführten Druiden treu, sondern auch mit der Maske und dem homme machine: Conal Cochran, ein von Samhain besessener Spielzeugfabrikant stellt mithilfe von Stonehenge-Bruchstücken Halloween-Masken her, die ihre kindlichen Träger(innen) zu Blutopfern geraten lassen – bis ein Arzt dahinter kommt und vor der Halloween-Nacht, in der freilich "Halloween" über die Mattscheiben flimmert, das Schlimmste zu verhindern sucht.
"Halloween Kills" wird die Silver Shamrock-Masken – Jack O'Lantern, Hexe, Totenschädel – direkt zitieren, was ein Gag für Insider, aber auch ein wenig mehr ist: Die Maske, so wird es in "Halloween Ends" später angedeutet, kann ihren Träger auslöschen; auch ohne seinen Kopf zu blutigem Brei voller Gewürm und Gekreuch zerfließen zu lassen. Und zugleich wird es bei David Gordon Green wie in allen "Halloween"-Filmen darum gehen, dass ein menschliches Äußeres täuschen kann, dass darin eine kalter, maschineller Mechanismus wirken kann - wie im Fall der Kunstmenschen Conal Cochrans. Auf beides wird an entsprechender Stelle zurückzukommen sein.
(Nebenbei ging es noch – aber das ist eine andere Geschichte – darum, dass nicht etwa Horrorfilme und Gewalt im TV-Programm schädlich sind, sondern manipulative Werbung, die ihre Ziele und Mittel nie offenlegt, die keine Klarsicht bewirken, sondern Zuschauer(innen) im Trüben belassen will: Schließlich lösen erst die Silver Shamrock-Spots die tödliche Hirnschmelze der jungen Maskenträger(innen) aus.)

Teil 4, "Halloween 4: The Return of Michael Myers" (1988) verwendet dann einen Kniff, wie man ihn aus den alten "Dracula"-Filmen der Hammer Studios oder der zwischenzeitlich in den 80er Jahren etablierten "Friday the 13th"-Reihe kennt: Der in Teil 2 im Flammenmeer zurückgelassene Killer ist mitnichten verstorben, sondern liegt entstellt auf seiner Pritsche im Hochsicherheitstrakt einer Psychatrie, um bei seiner Verlegung – als er von einer Nichte der verstorbenen Laurie Strode erfährt – aufzuhorchen und mit dem Morden fortzufahren. Freilich führt die Spur nach Haddonfield, wo seine letzte lebende Verwandte wohnt. Am Ende einer mörderischen Halloween-Nacht wird Michael Myers dann – vermeintliche endgültig – im Kugelhagel niedergestreckt, um sodann in einem Schacht in einer Explosion umzukommen. Aber wie der junge Michael Myers einst als Kind mit Clownsmaske seinen ersten Mord verübte, so greift nun seine kindliche Nichte Jamie nach den Ereignissen der Nacht zur Harlekins- und Clownskostümierung, um ihre Ziehmutter mit einer Schere unter der Dusche zu attackieren, womit auch der Bogen zu Carpenters Vorbild "Psycho" (1960) geschlagen ist.
Teil 5, "Halloween 5: The Revenge of Michael Myers" (1989) mochte diesen Weg aber nicht konsequent fortsetzen: Nicht Jamie mordet hier gefühlskalt unter starrer Maske, sondern erneut Michael Myers, der sich – so die Prämisse – vor der Explosion noch in einen Fluss habe retten können, um dann von einem Landstreicher gepflegt zu werden, ehe er sich bald wieder erhebt und seinen Helfer als nächstes Opfer mordet. Wieder gilt seine Aufmerksamkeit Jamie, die traumatisiert in einer Anstalt sitzt. Dass zwischen ihr und Michael Myers ein psychic link besteht, wird Dr. Loomis ausnutzen, um seiner Nemesis eine Falle zu stellen: Hier agiert er nun wieder – und diesmal eindeutig – als Fanatiker. Myers kann gegen Ende zwar gestellt werden, aber ein mysteriöser Fremder wird ihn vor Filmende doch wieder befreien.
Teil 6, "Halloween: The Curse of Michael Myers" (1995) folgt dann – auch weil der fünfte Teil kein nennenswerter Erfolg war – wie der vierte Teil erst wieder nach längerer Pause und unter schwierigen Bedingungen, mündend im Ableben von Dr.-Loomis-Darsteller Donald Pleasence gegen Ende der Dreharbeiten. Jamie wurde – so die Prämisse – im Rahmen der Ereignisse am Ende des Vorgängers von Sektierern gefangen, die sie Michael Myers' Kind austragen ließen. Mit dem Baby gelingt ihr schließlich die Flucht. Myers wird sie brutal ausweiden, aber ihr Baby landet in den Händen von Tommy Doyle, der 1978 in Laurie Strodes Obhut die Ereignisse der Halloween-Nacht mit heiler Haut überstanden hatte. Nicht nur Dr. Loomis wird Tommy einweihen, sondern auch die Strodes: ferne Verwandte der Strode-Familie, die im Myers-Haus wohnen. Er ahnt, dass der Killer schon auf dem Weg ist – und dass in ihm ein alter Fluch der Druiden steckt, der Thorn-Kult, der Myers antreibt, seinen nächsten Verwandten, das Baby, zu morden. Derweil regen sich beim jüngsten Strode im Myers-Haus aggressive Gefühle und Dr. Wynn, ein weiterer Arzt neben Dr. Loomis, hat ganz eigene Pläne, um den Thorn-Fluch medizinisch greifen zu können. Das fertige Produkt folgt zwar hanebüchenen Wendungen und Ideen; mit dem Fluch und dem Kult des Thorn – eine kleine, im ursprünglichen Drehbuch etwas deutlichere Verbeugung vor "The Omen" (1976), in dem es ebenfalls um unheilvolle Kinder ging, deren böser Werdegang vorherbestimmt ist – bemüht sich dieser sechste Teil nun aber am deutlichsten darum, sich von der konkreten Figur Michael Myers fortzubewegen zugunsten eines destruktiven Prinzips, das sich wie ein Fluch über die Auserwählten erstreckt.

Greens "Halloween", "Halloween Kills" und "Halloween Ends" brechen zwar mit dem zweiten Teil, greifen aber doch viele Aspekte dieses ersten großen "Halloween"-Zyklus wieder auf. Auf Dr. Loomis verzichtet dieser 40-Jahre-später-Stoff allerdings aus naheliegenden Gründen (sieht man von kurzen Einbindungen über Tonaufnahmen in "Halloween" und Rückblenden in "Halloween Kills" ab); dafür ist wie schon in der ersten Neuausrichtung "Halloween H20: 20 Years Later" (1998) Jamie Lee Curtis wieder als Laurie Strode mit dabei. Diesmal aber eben nicht als Myers Schwester – eine Beziehung, die in Greens "Halloween" mit Wink auf "Halloween II" als vom Geschwätz der Leute genährtes Gerücht, als bloße Legende ausgewiesen wird, die es den Leuten einfacher mache, mit den Vorfällen umzugehen... und diesmal ist Laurie auch nicht einigermaßen gefestigt, sondern ziemlich zerrüttet.
In "Halloween H20: 20 Years Later", der sich trotz seiner Ausgangsbedingung wacker schlägt und seinerzeit das beste "Halloween"-Sequel überhaupt bildete, war unter Slasher-Routinier Steve Miners Regie und nach einem Buch des Debüttanten Robert Zappia und des Sequel-erprobten Matt Greenberg nicht bloß Michael Myers noch immer mit einer seit dem zweiten Teil zum Nachteil gereichenden Motivation geschlagen, sondern auch Laurie Strode hat nicht einfach nur – trotz mancher Alpträume und Ängste – ihren eigenen Knacks überwunden und eine (nicht dauerhaft haltende) Beziehung mit Nachwuchs erreicht, ist nun nicht einfach erwachsen, sondern nimmt nun – und vor allem in einer an Teil 1 angelehnten Klassenzimmer-Sequenz – selbst die Position des Lehrkörpers ein, wird nun ihrerseits aus Sorge um das Heil des Nachwuchses reglementieren, befehlen und auch bestrafen (wobei der Subtext nun ja ein gänzlich anderer ist).
In besagter Klassenzimmer-Sequenz in "Halloween H20: 20 Years Later" wird Laurie nach Viktor Frankensteins Verhalten in Mary Shelleys Roman "Frankenstein or The Modern Prometheus" (1818) fragen – um die Antwort zu erhalten, dass er vor Angst vor seinem Monster geradezu gelähmt gewesen sei; erst als er nichts mehr zu verlieren gehabt habe, sei er wieder handlungsfähig gewesen. Böses Omen in einer Sequenz, in der es in Carpenters Original noch um das Schicksal zwischen religiösem Verständnis und Naturgewalt-Bildern ging.
Auch Greens "Halloween" hat früh im Film eine ähnliche Klassenzimmersituation, in der nun Lauries Großtochter Allyson eine Lehrstunde über Fragen des Schicksals erhält. Grundlage ist diesmal Viktor Frankls "...trotzdem Ja zum Leben sagen. Ein Psychologe erlebt das Konzentrationslager" (1946), das sich durch die hoffnungsvolle Perspektive auch nach schlimmsten Verlusterfahrungen auszeichnet. Auch Allysons Blick wandert hier durch das Fenster: sie sieht aber keinen unheimlich maskierten Stalker, sondern ihre Großmutter Laurie Strode – die von Allysons Mutter Karen trotz Allysons Bitten bewusst nicht zu Allysons Ehrung aufgrund herausragender schulischer Leistungen eingeladen worden ist (was sie aber Allyson gegenüber leugnet: Laurie habe schlicht keine Zeit gehabt).

Der Film läuft da gerade erst eine Viertelstunde, aber man hat die wichtigsten Infos schon erhalten: Im Gespräch zwischen Laurie Strode und einem sensationsheischenden Podcast-Duo erfährt das Kinopublikum, dass Laurie Strode dauerhaft das Sorgerecht für ihre Tochter verloren habe, als diese 12 Jahre alt gewesen sei. Zudem hat man bereits gesehen, wie sehr sich Laurie vor ihrer Außenwelt verbarrikadiert. Allyson weiß ihrem Freundeskreis wenig später zu berichten, dass Laurie seit den Ereignissen von damals schwer traumatisiert sei; sie rede von kaum etwas anderem.
Das Verhältnis zwischen Großmutter und Großtochter ist wesentlich besser als das zwischen Großmutter und Tochter... und vielleicht auch etwas besser als das zwischen Tochter und Großtochter. Allyson wird Laurie aber vorhalten, ihre Familie durch ihr Festhalten an der Vergangenheit, ihre Fixierung auf Michael Myers verloren zu haben. Tatsächlich hatte Laurie ihre Tochter jahrelang in Selbstverteidigung und Überlebenstraining unterrichtet – und sieht das rückblickend recht pragmatisch: wenn ihre Tochter sie nun hasse, das schon in Ordnung: hauptsache, sie sei vorbereitet. Ein Versuch jedoch, bei der abendlichen Feier mit der Vergangenheit abzuschließen, gleicht einem Debakel: Laurie bricht leicht beschwippst in Tränen aus und verlässt die Runde, die sie verspätet aufgesucht hatte, gleich wieder.
Parallel wird Michael Myers am Abend in Anwesenheit seines Psychiaters Dr. Sartain in eine andere Einrichtung verlegt – was freilich schief gehen muss. Nun geht alles seinen gewohnten Gang: Myers entwendet gewaltsam einem Tankstellen- und Reparaturdienstmitarbeiter seinen Overall und dem Podcaster seine damalige Maske – und mordet sich durch die Reihen der Einwohner(innen) in Haddonfield, bis sich am Ende Laurie, Karen und Allyson als final girls dreier Generationen zusammenschließen, um Michael Myers den Garaus zu machen. Hier schlägt sich auch der Zeitgeist nieder, der etwa noch zu einer Bonnie & Clyde-Verkleidung als gender switch-Vartiante oder einem zum Wald- und Jagderlebnis gezwungenen jungen Sohnemann, der lieber zum Tanzuntericht gehen würde, führt.
Green passt diesen "Halloween" an die Gegenwart an, während er – gerade auch in "Halloween Kills" und "Halloween Ends" – das Alter von Laurie Strode und ihren Bekannten von damals vor Augen führt. Nostalgie und Melancholie gelingen dem Film bzw. der Trilogie (die ja eigentlich Teil einer Quadrologie und zuguterletzt eben doch nur Teil einer langen Reihe ist) zwischendurch recht gut. Aber was macht er nun aus Carpenters Original und was macht er dabei anders als frühere Sequels, von denen er sich ja durchaus inspirieren ließ?

In Greens "Halloween" und seinen Nachfolgern wird auf familiäre Beziehungen zwischen Myers und seinen begehrten Opfern völlig verzichtet, aber auch hier ist Myers noch die seit Teil 2 nicht mehr zweckdienlich wie pathologisch-lustfeindlich agierende, sondern völlig willkürlich mordende Täterfigur, derweil die Lust der Jugendlichen (am Alkohol, an der Erotik, am Unfug) eine nur noch recht geringe Bedeutung einnimmt und von den Erwachsenen – 40 Jahre später eben einem anderen Zeitgeist gehorchend – auch nicht mehr ganz so vehement verboten und reglementiert wird. (Die Rasierklingen in den Süßigkeiten als sadistische Pervertierung schwarzer Pädagogik tauchen dann in "Halloween Kills" auch – anders als in "Halloween II" – nicht mehr als Straftat auf, sondern als prank dreier Kinder.)
Auch wenn der Geschwister-Ansatz vom Tisch ist – Myers nun aber Laurie als sein entkommendes Opfer jagt, wobei aber Laurie diejenige ist, die die Attacke auf ihn eröffnet, bevor er sie heimsucht –, kehrt die Gegenüberstellung von einer Lust der Jugendlichen und einer extremen Lustfeindlichkeit nicht wieder zurück. Eher geht es nun um die Lebensfeindlichkeit insgesamt, als welche die extreme Lustfeindlichkeit bei Carpenter auch ausgewiesen wurde: Während Myers sich wahllos durch die Einwohner(innen) mordet – und nur an Babys und Tieren kein Interesse zeigt, die auch weder bewusst am eigenen Leben hängen noch einer Tätigkeit nachgehen, die sich mit einem Mord abbrechen ließe –, schult Laurie nun in Rückblenden ihre Tochter Karen in Selbstverteidigung und Survivaltechniken.
Die Gegenüberstellung von Michael Myers und Laurie Strode taugt aber bei Green wie bei Carpenter nur so teilweise, denn in mancher Beziehung gleichen sie sich auch und werden dann von Green entsprechend parallelisiert; wenn sich etwa Laurie Strode vor Allysons Schule rumtreibt wie einstmals Michael Myers vor Lauries Schule. Wie Michael Myers hat(te) ja auch Laurie ein angeknackstes Verhältnis zu dem, was er bekämpft(e): So wie sie als Teenagerin ein wenig eine strebsame Außenseiterin war, die sich untersagte – aber sehr wohl ersehnte –, was ihre Freundinnen sich ohne Kopfzerbrechen nahmen, so ist sie nun auch als Erwachsene eine Außenseiterin, die sich Erwünschtes (wie eine bessere Beziehung zur Tochter) untersagt, um sich und ihre nächsten Mitmenschen eine mögliche Bedrohung, auf die sie sich jahrzehntelang vorbereitet(e), möglichst vom Leib halten zu können. Laurie Strode ist hier nicht die Erwachsene, die man nach einem Television Cut von "Halloween II" erwarten konnte, in dem sie nach der Ermordung des Täters mit dem neuen love interest im selben Wagen davonfährt und vielleicht das Glück findet, das sie zuvor unnötig furchtsam gemieden hat, sondern sie ist die Erwachsene, deren rätselhafter Peiniger nach der 1978er-Halloween-Nacht noch lebt und schon wieder, wie nach seinem ersten Mord in der Halloween-Nacht 1963, als Mörder in einer nicht völlig ausbruchssicheren Psychatrie einsitzt. Zwar ist Laurie imstande, eine Beziehung einzugehen und Nachwuchs zu zeugen, aber doch traumatisiert genug, um Partner und Tochter zu verlieren.

Insofern knüpft Greens "Halloween" mit seiner Konstellation durchaus an Carpenters "Halloween" an. Aber Green wird schon hier und zunehmend stärker in den folgenden Filmen Michael Myers fast ausschließlich als ein Prinzip (der Lebensfeindlichkeit insgesamt, nicht mehr konkret der Lustfeindlichkeit) und kaum noch als pathologisches Individuum schildern – und dabei aber Myers nicht als metaphorische Personifizierung einer ins Extrem gesteigerten Ausformung (des Bösen, nicht mehr der Lustfeindlichkeit) begreifen, sondern bloß als eine besonders markante, effektive Ausformung, der immer wieder andere Ausformungen gewollt oder ungewollt zur Seite springen: In Greens "Halloween" ist es Dr. Sartain, der Psychiater, der einer Faszination für das Böse erliegt und in seinem Interesse an Myers selbst zum Täter wird; in "Halloween Kills" sind es – mit Verweis auf Teil 4 – der wütende Mob, der einen Unschuldigen in den Tod hetzt, und die panische Masse im Krankenhaus, die in der Summierung von Egoismen kollektiv über Kranke und Verletzte hinwegtrampelt, bis es auch bald zur Keilerei kommt; in "Halloween Ends" ist es dann Corey Cunningham, den es zunehmend auf die böse Seite ziehen wird. Hier tauchen Figuren wie Dr. Wynn aus Teil 6, eine Jamie aus dem Finale von Teil 4, ein Danny Strode aus Teil 6, ein hochgradig fanatischer Sam Loomis aus Teil 5 oder ein Lynchmob aus Teil 4 wieder auf; hier geht es um schwammige Vorstellungen vom Bösen im Menschen, entsprechend dem Fluch des Thorn aus Teil 6, aber doch ohne diese übernatürliche, religiös geprägte Erscheinungsform des Fluches. War Myers bei Carpenter eine extreme Zuspitzung von gemeinhin doch sehr moderten Lustfeindlichkeiten (kein Sex, keine Drogen), so ist Green bemüht, zwischen dem monströsen, lebensfeindlichen Täter und seinen Opfern alle erdenklichen Zwischenstücke einzufügen: berechnende Mörder, wütende Lynchmobs, Totschläger im Affekt, Rabauken, Mobber, Bullies, lästernde Nachbarn, unehrliche Freunde, untreue Partner, Menschen, die das Gute wollen, aber dann das Schlechte tun... Was bei Carpenter ein Spiel mit den Kontrasten war, ist bei Green ein Ritt durch die Nuancen zwischen den Extremen. Trotzdem und trotz aller Diversität in diesen drei Filmen führt das nicht unbedingt dazu, dass Green mit dem Klischee des reaktionären Slashers aufräumen kann: Die unsympathischsten Figuren in "Halloween" sind nun ausgerechnet der türkischstämmige Arzt, der zum zweiten (beinahe-)Killer neben Myers wird, und der pummeligere – also nach Mainstreamfilm-Konventionen zur Witzfigur taugende – Teenager, der den Fehltritt seines Freundes ausnutzen will, um dessen Freundin rumzukriegen, sie dabei etwas dreist anmacht und dann eher feige seinen Alkoholpegel als Erklärung vorschiebt. Überhaupt: Es gibt da nicht nur drei final girls, die im Finale einen männlichen Täter ausschalten; sondern es gibt neben diesem Täter noch einen zweiten Täter, einen untreuen Freund und seinen verräterischen Freund, einen Vater, der aus seinem weichen Sohnemann einen harten Kerl machen will... So ganz ausgewogen oder auch bloß frei von problematischen Konzeptionen ist dieser Zeitgeistfilm dann doch nicht.

In "Halloween Kills" springt Green dramaturgisch etwas unverbindlich zwischen der 1978er- und der 2018er-Halloween-Nacht, die nach dem Vorgänger wirklich nahtlos fortgeführt wird, hin und her, um zudem zwischen unterschiedlichen Milieus, Haushalten und Figuren zu osszilieren.
Wie in Teil 4 oder 5 wird auch hier das Ende des Vorgängers mit einer unerwarteten Wendung aufgegriffen: Zwar haben Laurie, Karen und Allyson Michael Myers im Flammeninferno von Lauries Kellergeschoss einsperren können – aber unglücklicherweise kommt ihnen auf der Fahrt ins Krankenhaus bereits ein Löschfahrzeug entgegen, das unfreiwillig dem eigenen Verderben und Myers' Rettung entgegenfährt. Bis es nach fast 20 Minuten zu dieser Szene kommt, hat aber erst einmal Allysons Freund (in Bonnie-Kostümierung) den von Dr. Sartain niedergestochenen Officer Hawkings entdeckt und kann Hilfe holen, worauf ein Flashback in Hawkings Vergangenheit erfolgt: Er hatte 1978 bei der letztlich gelingenden Festnahme von Myers versehentlich einen Kollegen getötet und Myers' Erschießung durch Sam Loomis verhindert. In derselben Halloween-Nacht verweilend verschiebt sich die Perspektive dann aber auch noch auf den Jungen Lonnie, der eine Begegnung mit Myers überlebt und etwas später, als Laurie, Karen und Allyson gerade das Löschfahrzeug entgegenkommt, als Erwachsener eingeführt werden wird.
Solcherart irritiert der Handlungsaufbau, wobei trotz des weitgehend fehlenden Handlungsbogens die Gemengelage aus kruden Tötungen, sich entfaltenden Einzelschicksalen und einer permanent kippenden Stimmung einer traumatisierten Stadt in Massenhysterie und Bürgerwehr-Selbstjustiz mit so einigen Spannungsmomenten aufwartet – zu denen sich noch ein paar anrührende und auch erheiternde Momente gesellen. Als eine Art episodenhaftes Ensemblestück über kollektives Trauma und Massenhysterie (in dem Jamie Lee Curtis wie einst in "Halloween II" weite Teile des Films in dämmeriger Untätigkeit zubringt) strebt der Film weder dramaturgischen Wende- oder Höhepunkten entgegen, auch keiner vorübergehenden Lösung bestehender Probleme im Finale, sondern eher der Entfaltung einer auch explizit ausformulierten Behauptung: Myers werde immer stärker mit der Angst der Menschen vor ihm – und verwandle diese ebenfalls in Monster. Hatte Green in "Halloween" noch fragen lassen, ob Myers nun einfach ein Serienmörder sei oder aber der bogey man, so gibt er mit "Halloween Kills" die Option des einfachen Serienmörders komplett auf. Am Ende wird ein komplett niedergeknüppelter und angestochener Myers sich doch wieder aufraffen, um mehrere bewaffnete Gegner zu meucheln und schließlich Lauries Tochter nach einer Art Aussöhnung zwischen beiden im Myers-Haus niederstechen.
Das alles ist recht kurzweilig, aber aufgrund vieler wenig nachvollziehbarer Handlungen übermäßig einfältiger Figuren nicht sonderlich überzeugend. Sozialpsychologische Prozesse werden hier weniger analysiert, eher schon parodiert (fallen dabei aber weniger abwegig aus als der seinem Forschungsgebiet des Bösen verfallende Psychiater im Vorgänger): der wütende Mob ist ebenso ein Klischee wie der in den Tod getriebene entflohene Anstaltsinsasse – der auch wieder wie schon manche Figuren im Vorgänger mit gemeinhin geringschätzten äußerlichen Merkmalen (geringer Wuchs, Korpulenz, Halbglatze bei langen fettigen Haaren) daherkommt, die in solch diskreditierender Verwendung dem diversen Touch des Films etwas zuwiderlaufen...

Der Wegbruch der Tochter/Mutter, Karen, und – früher im Film – des Schwiegersohns/Vaters zwischen Laurie und Allyson führt dazu, dass Green in "Halloween Ends" die Großmutter-Großtochter-Beziehung intensiver beleuchten kann: also die Beziehung zwischen jener Frau, die 1978 als Teenager an Myers geraten war, und jener Frau, die nun als Teenager gleichen Alters ganz Ähnliches erlebt.
Zugleich wird die These des Vorgängers nun noch einmal mit etwas mehr Laufzeit im Mikrokosmos variiert: Kein Kollektiv wird hier schuldig, sondern ein Individuum, der Teenager Corey Cunningham, wird hier aus multiplen Gründen schuldig. Durchaus reizvoll, aber nicht immer überzeugend konstruiert Green mit seinen Autoren eine Viereckskonstellation, in der Allyson mit Corey eine auf andere Weise ähnlich verhängnisvolle Beziehung eingeht wie Laurie mit ihrer Nemesis Michael Myers, derweil dieser für Corey ebenso zu einem Vorbild wird wird Laurie für Allyson, die ihrerseits Michael Myers ebenso bekämpft wie Laurie den vom rechten Weg abgekommenen Corey.
Vier Jahre sind seit der Halloween-Nacht 2018 vergangen. Laurie Strode verarbeitet ihre Erlebnisse in ihren Memoiren und lebt mit ihrer Großtochter zusammen, die nun als Arzthelferin arbeitet. Myers ist von der Bildfläche verschwunden – ist aber (ein wenig wie in Teil 5) im Umfeld eines Obdachlosen in einem leeren Kanalschacht untergekommen; wohin er sich gelegentlich einige als vermisst gemeldete Opfer zieht. In Haddonfield hat man nun aber ein neues Monster gefunden: So wie auch Laurie Strode teilweise angefeindet wurde und wird, weil Myers' Auftauchen mit ihr – der vermeintlichen Schwester zumal – in Verbindung gebracht wird, so ist es nun ein Teenager, der als Babysitter in der Halloween-Nacht 2019 den Tod seines Zöglings verschuldet hat. Eigentlich hätte er den Jungen schon ins Bett bringen sollen, schaut aber mit noch Carpenters "The Thing" (1983): nicht bloß ein Verweis auf Carpenter, sondern auch ein Verweis auf dessen "Halloween", wo man am Halloween-Abend Christian Nybys "The Thing from Another World" (1951) sah. Dann spricht der Junge Michael Myers an – der ja Babysitter töte, keine Kinder – und spielt dem mehr und mehr entnervten Babysitter, der sich bald auch wie das Publikum um den plötzlich vermeintlich verschwundenen Jungen sorgt, einen Streich: Corey befindet sich infolgedessen im Obergeschoss in einer Kammer eingeschlossen, wird wütend, droht dem kichernden Kind durch die geschlossene Tür mit dem Tod, als bereits die zurückgekehrten Eltern wieder die Eingangshalle betreten haben – und tritt dann nicht nur die verschlossene Tür gewaltsam auf, sondern versehentlich auch den dahinterstehenden Jungen über das Treppengeländer in die Tiefe.
Infolgedessen ist der Teenager ein teils geächteter Außenseiter; Laurie Strode schlägt sich – als er von ein paar Teenagern drangsaliert wird – auf seine Seite; über Laurie wird er auch an Allyson geraten, die sich bald zu dem etwas schüchternen jungen Mann, der sich nicht ganz wohl in seiner Haut fühlt, hingezogen fühlt; zumal er sich freundlich und mitfühlsam zeigt, als ihr Arbeitgeber sie einmal mehr despektierlich behandelt. Es entwickelt sich eine Romanze, aber wiederholte Schmähungen, Beschuldigungen und Übergriffe führen dazu, dass die Wut sich in Corey aufstaut. Dass er als Mitarbeiter der Reparaturwerkstatt seines Onkels bereits einen ähnlichen Overall trägt, wie ihn Myers stets trug, dass er Laurie auch in Einstellungen erscheint, die ihren Begegnungen mit Myers in Carpenters Original entsprechen, lässt schnell ahnen, wohin die Reise geht. Tatsächlich überlebt Corey, der nach einem Überfall der bereits bekannten mobbenden Teenager vor Myers Schacht geworfen und von diesem bald darauf hineingezerrt wird, die Begegnung mit dem maskierten Mörder: Ein Blick in Coreys Augen lässt diesen wieder von dem jungen Mann ablassen. Der begeht aber kurz darauf eine neuerliche versehentliche Tötung, als er von dem Obdachlosen bedroht wird, der von Myers weiß. Die Hemmschwelle wird sinken, bald mordet er mit Myers zusammen einen in den Schacht gelockten Verfolger. Noch später wird er – wie der junge Myers eine eher harmlos-lustige Maske tragend – mit Myers auf Mordtour gehen. (Auch hier bemerkt man wieder den Zeitgeist: wenn hier die Frau das Wasser aus dem in Untersicht gefilmten Duschkopf strömen lässt, stirbt nicht mehr sie wie einst in "Psycho", sondern ihr Gefährte im Nebenzimmer; was allerdings nicht heißt, dass sie die nächsten Minuten heile überstehen wird.) Und noch etwas später, wird er seinem Mentor gewaltsam die Maske entwenden, um fortan als neuer Körper unter derselben Verkleidung zu wirken: was ein Publikum darauf bringt, dass nicht bloß bisher verschiedene Darsteller den immergleichen maskierten Killer verkörpert haben, sondern dass unter der Maske des Franchises mit all seinen Merkmalen stets neue Sequels mit eigenen Ideen an das große Vorbild anzuknüpfen gedachten...
Hier greift Green die seit dem Finale von Teil 4 – bzw. seit der gesamten Handlung von Teil 3 – auftauchende Überlegung auf, dass auch ein(e) Nachfolger(in) Michael Myers' dessen blutiges Handwerk fortsetzen könnte... insbesondere dann, wenn wie eben hier in "Halloween Ends" bald auch die Maskierung identisch ist. Laurie erkennt früh, wohin sich Corey bewegt; Allyson indes glaubt ihr nicht, es kommt zu einem Zerwürfnis, bis Allyson vor dem (doppelten) Finale – mit beiden Mördern, die nun auch einander bekämpfen – ihren Irrtum einsieht und Laurie letztlich dabei helfen kann, Michael Myers endgültig zu töten. Zur Sicherheit übergeben Haddonfields Einwohner(innen) dessen Leichnam dem Schredder nahe der Werkstatt von Coreys Onkel (der mittlerweile nicht mehr unter den Lebenden weilt; Laurie wird die Maschine bedienen).
Vieles dürfte selbsternannte Fans der Reihe verärgern: Myers' Passivität und Schwäche, seine Nachsicht gegenüber Corey, die Entwendung seines Kostüms durch Corey, das Töten zu zweit, seine endgültige Tötung im Finale... Nun haben aber Fans der Reihe ohnehin Carpenters Original in den meisten Fällen kaum verstanden. Es sind also bloß oberflächliche Vorwürfe, die erstens verkennen, dass die ganze Reihe seit Teil 2 eh schon immer Carpenters Original grob sinnentstellt hat, und zweitens verkennen, dass Green hier nur etwas konsequenter – aber auch nicht vollends konsequent – fortführt, was die Teile 4 bis 6 oder gar 3 bis 6 schon angedacht hatten.

Indem der Film Corey sich Myers Maske aneignen lässt, lädt "Halloween Ends" dazu ein, über Form und Inhalt, über Oberfläche und Kern zu sinnieren. Darüber also, dass zwischen Carpenters "Halloween" und seinen Sequels trotz ähnlicher Formen immer schon fundamentale Unterschiede bestanden. Oder darüber, dass es einem offenbar seltsamerweise nicht behagt, wenn – und sei es bloß in Slasherfilmen – unter identischem Äußeren bei identischen Verhaltensweisen neue Identitäten stecken, um die man zwar weiß, die man aber nicht wahrnimmt. Es ist das Unbehagen, das in der "Black Mirror"-Folge "Be Right Back" (2016) die Protagonistin befällt, die genau weiß, dass im kopierten Körper ihres geliebten Partners bloß eine KI steckt, die dank seiner Handydaten den inzwischen Verstorbenen völlig glaubhaft ersetzt. Es ist auch das Erschrecken, das Tom Atkins in "Halloween III: Season of the Witch" befällt, wenn sich vermeintliche Menschen als Maschinen mit täuschend echter Hülle entpuppen. Es ist aber auch das Unbehagen, dass man Straftätern – Psychopathen zumal – das Innenleben unter der freundlichen äußeren Hülle nicht automatisch ansehen kann. (Höchstens, so eine wenig überzeugend entfaltete These des Films, über die Augen als Spiegel zur Seele; wenn man denn genau hinsieht.) Wobei das andere Motiv von De-/Maskierung in diesem dritten Teil bedeutsamer ist: Die Maske kann die Identität auslöschen. Das geschieht dort noch, indem eine unheilvolle Verbindung aus Technologie und Zauber die Köpfe unter der Maske schlicht zerfließen lässt. Das geschieht aber auch immer dann, wenn man sich eine Maske aufsetzt und wahrnehmen und agieren kann wie zuvor, aber dabei selbst nicht mehr gesehen wird. Wie in Romeros "Bruiser" (2000) verändert sich die Identität eines Maskenträgers, der keine Wiedererkennung fürchtet: Man hat carte blanche... auch im Internet, wo man sich in aller Regel hinter Pseudonymen und Avataren verbirgt. Man kann die Maske auch noch breiter auffassen, als eine Art Metapher für unterschiedliche Rahmen, in denen man agiert: Im Freundeskreis gibt man sich anders als unter Fremden... oder unter Kolleg(inn)en oder Vorgesetzten... oder gegenüber Kund(inn)en, Dienstleistenden, Kindern... stets schlüpft man in die jeweils erwartetend, gar abverlangten Rollen (des Freundes, des Mitarbeiters, des Chefs, des Kunden, des Sexualpartners etc.), die mitunter in der Summierung die Frage nach der eigenen Identität aufwerfen und dabei nach sehr komplexen Antworten verlangen.
Hier besitzt "Halloween Ends" durchaus seine Qualitäten; auch im gewohnt souveränen Handwerk und der ambitionierten Inszenierung; und auch in den hier besonders anrührenden Momenten, in denen man Laurie Strodes Alter, Jamie Lee Curtis' Alter überdenken darf: die vergangenen 40 Jahre seit Carpenters "Halloween" mitsamt allen Ereignissen, die einen selbst in dieser Zeitspanne betroffen haben. Gerade ihre intime Verbundenheit mit Will Pattons Officer Hawkins besticht hier, taten sich doch diesbezüglich schon in "Halloween Kills" vertane Chancen in der Vergangenheit auf, die man bereuen kann. Da Laurie nun bereits Anfang/Mitte 60 ist und ihre Großtochter nun in jenem Alter, in dem Laurie ihre ersten Erfahrungen mit Michael Myers sammelte, ihre eigenen Erfahrungen sammelt, kommt – auch wegen des kurzzeitigen Zerwürfnisses – noch ein gewichtiges Thema hinzu: die viel zitierte Lebenserfahrung. Laurie hat genug Erfahrungen gesammelt, um Allyson – wie zuvor Karen – mit Rat und Tat schützen zu wollen und zu können, kann aber nicht durchdringen. Denn Allyson sollte – wie Karen – vielleicht öfter auf die Erfahrungswerte ihrer Großmutter vertrauen, aber zugleich muss sie ihre eigenen Erfahrungen durchleben, um überhaupt beurteilen zu können, wie berechtigt die Ratschläge der Älteren waren. Ein grundsätzliches Dilemma, durch das wieder und wieder alle Generationen hindruch müssen, ohne es völlig auflösen zu können. Auch das verleiht "Halloween Ends" einen angenehm melancholischen Grundton, der am Ende nochmals ein wenig darüber hinwegtröstet, dass sich auch hier wie in den vorangegangenen Teilen der Trilogie Greens einige Unwuchten befinden: auch hier häufen sich kaum nachvollziehbare Verhaltensweisen. Vor allem aber irritiert das Konzept der gesamten Trilogie in diesem Teil noch mehr als in den übrigen Teilen: Myers als destruktives Prinzip derartig zu mythisieren, dass am Ende sein gesamter Leib vollständig zerquetscht werden muss, um endgültig Ruhe zu haben, und gleichzeitig die Entwicklung eines Teenagers vom freundlichen, etwas unbeherrschten Typ zum Serienmörder als Drama anbieten zu wollen, beißt sich in dieser Form doch sehr. Carpenters Kontrast-Konzept besaß gegenüber Greens Konzept der nuancierten Übergänge zwischen den Extremen, die bis ins Übernatürliche verlaufen, klare Vorteile.

Weswegen also tut nun Greens Trilogie, was sie tut? Sie tut es schlicht deshalb, weil alles schon im (mittelmäßigen) Hauptteil der gesamten Reihe angelegt war. Und wozu tut sie, was sie tut: Sie tut es, um von der konkreten Figur eines maskierten Killers wegzukommen – hin zu einer Überlegung über die conditio humana (ganz ohne Druiden-Flüche), wobei aber nicht nur manche Plattitüden eingebaut werden, sondern auch Myers nach wie vor als übernatürliches Element bestehen bleibt und ernsthafte ethische Überlegungen somit weitgehend verhindert. Es zeigt sich hier aber deutlich ein Problem des Franchise: Wenn die Reihe dem vom Loomis vermuteten absolut Bösen in Michael Myers auf den Grund gehen will, muss und strebt sie über Myers hinaus... in Gefilde des Parasitären (wenn Jamie oder Danny zu potentiell mörderischen Kindern werden), in Gefilde des Religiösen (wenn der Fluch des Thorn ins Spiel kommt), in Gefilde der Psychologie (wenn Dr. Loomis in seinen Bemühungen ein Kind als Lockvogel verwendet und gefährdet). Es ist ein Streben, das die "Friday the 13th"-Reihe mit ihrem "Jason Goes to Hell" (1993), wenn nicht schon mit ihrem fünften oder vierten Teil, erlebt hatte. Green nimmt dieses Streben ernst, kann aber nicht bloß seine Ambitionen, Slasher-Strukturen und den übersinnlichen Aspekt nur schwerlich unter einen Hut bringen, sondern kann auch – er dürfte es geahnt haben – die Erwartungen des Fandoms nicht völlig ignorieren: Bereits die neue Figur im gleichen Overall unter derselben Maske lässt manche Zuschauer(innen) Nölen und Quengeln; der Verzicht auf Overall und Maske ist vor solchem Hintergrund dar nicht denkbar. Die Erfahrung hatte "Halloween III: Season of the Witch" ja bereits gemacht: ein Film, wie gesagt, der das identitätsverändernde Spiel mit der Maske, der persona, und das Unbekannte hinter der äußeren menschlichen Hülle thematisierte.

6,5/10 für jeden Teil dieser Trilogie, die neben Miners und Zombies Wiederbelebungen zu den besseren Fortsetzungen gehört, aber doch auch unter Unwuchten im Konzept, teils schlimmen Dialogen und wenig glaubwürdigen Verhaltensweisen leidet. Verhaltensweisen, die gerade im Beginn der Trilogie noch nicht durch ihr großes Ziel gedeckelt werden; das entüllt(e) sich erst im Nachhinein. Handwerkliche Qualitäten trösten darüber ein wenig hinweg.

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