Wenn man höllisch Eindruck auf Kinder in den 70ern schinden wollte, dann packte man irgendwo das zum Szenenfoto umfunktionierte Plakat von "Frogs" in ein Buch oder eine Zeitschrift, wahrlich ein horribles Motiv: ein gewaltiger Frosch, aus dessen geschlossenem Maul noch eine im Todesk(r)ampf erstarrte Menschenhand ragt. Solche Filme wollte/mußte man damals sehen, sowas ist die Quadratur des Teenageralbtraums (das war natürlich Jahre vor dem on-camera Abtrennen von Genitalien zur besten Sendezeit).
So kam dieser eher kleine Film zu einem Ruf wie Donnerhall, schließlich erhob sich in dieser "American International"-Produktion praktisch die komplette Natur von Floridas Sümpfen gegen die anwesende Menschheit, was zu Blütezeiten des Tierhorrorfilms ein beliebtes Sujet war. In den 70ern ließ man praktisch keine Gattung aus, die man in irgendeiner Art und Weise zur Bedrohung des Menschen machen konnte, weil dieser sich als Bedrohung für die Natur erwiesen hatte oder sich zur dominanten Spezies erhoben hatte. Warum also eine Tierart, wenn man doch gleich ein ganzes Ökosystem an die Front schicken konnte, das steigerte auch den Igitt-Faktor gleich um ein Vielfaches.
So wird "Frogs" praktisch zu einem umfassenden Archetyp für diese Untergenre des Gruselfilms (streng genommen geht Öko-Horror ja meistens in die SF-Richtung, aber das ist hier kaum noch rudimentär unterzubringen), der das Thema sozusagen in einer allumfassende Geste einschloß.
Wir haben also: den reichen, aber weitestgehend verkommenen Familienclan mit dem erbitterten Patriarchen im Mittelpunkt. Ray Milland machte sich den Spaß und gab den mosernden Kapitalisten im Rollstuhl, der nicht nur die Überlegenheit des Menschen gegenüber der Natur propagiert (sozusagen bibelfest), sondern auch in zweierlei Hinsicht persönlich tätig war. Zunächst einmal schmücken seine Sumpfvilla nicht nur die Trophäen zahlreicher Jagdausflüge auf diversen Kontinenten und dann ist er als Industrieller (zumindest können wir davon ausgehen, daß er einer ist) verantwortlich für die Verseuchung der Natur, selbst auf seiner privaten (und abgelegenen, hehe) Ferieninsel, deren umgebende Gewässer schon zu den Vortiteln vor Zivilisationsmüll starren.
Das darf natürlich nicht ohne Folgen bleiben, denn obendrein setzt er auch gern noch Gift und Unkrautvernichter ein, so daß die Natur ergo zum Gegenangriff bläst, indem sie sich enorm vermehrt und ihre Agressivität ein bißchen geschürt hat. Also machen die Amphibien sozusagen als akustische Vorwarnung einen Höllenlärm, schon als ein engagierter Reporter dank eines motorbootbewehrten reichen Schnösels baden geht. Die Nerven liegen also schon blank, als der gute Mann recht freundlich in den Kreis der Familie gebeten wird, der natürlich auch nichts anderes als das verrottete Herz des Bösen bedeutet, wie es auch Serien wie "Denver-Clan" oder "Falcon Crest" gefallen hätte.
Tatsächlich kuscht die vielköpfige Sippe auch nur bemüht-brav vor dem Clan-Chef, weil dieser die Griffel noch auf dem Scheckbuch hat und erben will ja fast jeder hier etwas. Also versucht man so zu tun, als würde man das, was man jedes Jahr tun muß - nämlich gut vier Wochen im Sumpf verbringen - auch dieses Jahr gern tun, aber der Container leckt an allen Ecken und Enden. Mißmutig und gereizt piesakt man sich öffentlich oder hinterher im Eheboudoir, Kohle will jeder, also sieht man so gelackt wie möglich aus: getrimmter Rasen, erlesenes Interieur und helle bis weiße Oberklassenklamotten und Cocktailkleider. Dabei liegt unten am Inselende schon der Kammerjäger mit dem Kopf im Uferschlamm...
Nö, subtil das bestimmt, was TV-Regisseur George McCowan hier zusammenbraut, aber er kann sich eben auf ein Arsenal von Viehzeug verlassen, das Tiertrainer aus dem ganzen Land in die Kulissen gehängt haben und damit macht man auch dem flachsten Drehbuch Beine, sollte man meinen. Und so läuft der Öko-Grusel nach vielversprechendem Start mit diversen bösen Omen alsbald leider aus dem Ruder und wird zum gemütlichen Bodycount, denn wo viel Mensch, da auch viel Opfer.
Also geht man nach einem halben Stündchen dabei und läßt den Cast einen nach dem anderen über die Klinge springen, wozu die ansässigen Tierchen das Ihrige beitragen dürfen. Allein: es klingt besser, Menschen nacheinander durch Schlangen, Spinnen, Schildkröten, Frösche, Eidechsen, Krokodile oder Geckos meucheln zu lassen, als es schlußendlich auf Film aussieht, denn die ausgesuchten Spezies sind nun einmal relativ scheu und harmlos und ihr Realo-Einsatz fällt dementsprechend relativ passiv aus, wirkt aber bei den Familienmitgliedern geradezu irritierend offensiv, wie uns die Schnitttechnik glauben machen will.
Daß Schlangen alte Damen auf Schmetterlingsfang einkreisen, funktioniert da noch, genauso wie das Umwerfen gefährlicher Chemikalien innerhalb von Gewächshäusern durch Geckos tödliche Folgen haben kann, aber wenn denn eins der ersten Opfer sich schon selbst anschießen muß, um dann von ungenannten Stelle oberhalb der Kamera mit netzähnlichen Büscheln von Bäumen beworfen zu werden, die Vogelspinnen enthalten sollen und ihn unter sich begraben, ist dann schon relativ affig. Später wirds dann zunehmend spezieller, da klemmt man sich den Fuß im Wasser ein und läßt eine Hornschildkröte auf das Opfer zuschwimmen und kaum fünf Minuten später schwimmt sie ungeachteter Vorkommnisse kopfunter. Auch das Gefahrenpotential der Frösche scheint auf den akustischen Nervfaktor beschränkt, auch wenn sie offenbar allen Anwesenden eine Heideangst machen und als es den armen (schwarzen!) Angestellten an den Kragen geht, geschieht dies mittels einiger Schreie einfach im Off, möglicherweise war der Killer ein randalierendes Opossum.
An der Ausführung krankt es also ganz gewaltig und das ist eine schwere Hypothek für einen Film, der seine Öko-Prämisse schon bald nach dem Start fallen läßt und mit Sam Elliot einen "Hero" präsentiert (immerhin einen aufrechten Journalisten), der über den gesamten Verlauf des Films so ziemlich gar nichts tut, außer abwarten, zuschauen und sich sachlich-freundlich mit Ray Milland zu unterhalten, der eigentlich sein erklärter Feind sein müßte. Wenn er denn mal in der Gegend unterwegs ist, bleibt er überaus ineffektiv, läßt sogar Leichen im Sumpf zurück und fokussiert schließlich darauf, wenigstens ein blondes Mägdelein (Joan van Ark ist auch nicht mehr als ein konsumgeiles Partygirl, wenn auch mit einem Funken Ironie) zu retten. Und zum Glück hat endlich mal jemand an die Kinder gedacht!
Der Aufwand ist also beträchtlich, aber an der Umsetzung mangelts, da kann auch das ganze Bestiarium nichts ausrichten, das in jeder verfügbaren Filmsekunde (und es gibt reichlich davon) als zuschauendes Füllmaterial herhalten muß. Knackige B-Charaktere sind leider Mangelware, die Hysterie hält sich in Grenzen und rumgebitcht wird leider auch nicht genug, dafür vollzieht sich der Exitus der Geburtstagsparty eben doch zu sehr unauffällig bei allen möglichen Gelegenheiten, wenn sich ein Mitglied von der Truppe entfernt.
In Erinnerung bleibt übrigens neben der sehr gut getroffenen Atmosphäre, die die Sümpfe mit ihren schweren Ästen in ein licht- und dampfverhangenes Traumland verwandeln, maximal noch der Schlußgag, der nebenbei überdeckt, daß hier ein apokalyptisches Ende angedeutet wird. Dennoch: spätestens ab der Halbzeit wird "Frogs" leider ziemlich langweilig, weil er sich kaum noch steigern kann und die Todesfälle wegen der nötigen Tierabwechslung irgendwann immer abstruser werden.
Dennoch: da McCowans Film am Anfang einer Welle stand (die erst gegen Ende der 70er auslief), ist dieser Film immer wieder eine Freude zum Ansehen. Man muß halt nur die Erwartungen minimieren. (4/10)