Review

In den verschneiten Bergen Wyomings…15.05.2020

Der Film strahlt von der ersten Minute an Kälte und Unwirtlichkeit aus. Wir sehen ein junges Mädchen nachts barfuß durch den Schnee rennen, offensichtlich auf der Flucht. Es gibt keine Erklärung, kein sanftes Hinführen, man ist sofort mitten im Geschehen. Das Mädchen wird einen Tag später von einem Wildhüter und Jäger gefunden. Da die örtliche Polizei mit Mordermittlungen nichts am Hut hat, hilft eine junge FBI-Agentin. Sie und der Jäger nehmen die Ermittlungen auf, wobei der Jäger dafür ganz eigene Motive hat – ist doch seine Tochter vor Jahren gleichfalls ermordet worden. Und so geht es immer wieder durch die eisigen Höhen von Wyoming, die seitens des Kameramannes wahrlich beeindruckend eingefangen wurden, bis schließlich Täter und Tathintergrund des Falles aufgedeckt werden.

Wenn man diese Beschreibung liest, denkt man wahrscheinlich sofort an einen Thriller mit zahlreichen Actioneinlagen. Doch da liegt man ganz falsch. Der Film ist mehr eine ruhige Erzählung über Menschen, die sich mit einem Leben in der Kälte arrangiert haben, aber auch über Menschen, die keinen Ausweg sehen und ihr Leben vergeuden. Erfreulicherweise wird nicht versucht, zwischen Jäger und Agentin eine Liebesgeschichte anzubahnen, die beiden gehen freundlich professionell miteinander um, aber da knistert nichts. Gut so, denn dadurch konzentriert sich der Film auf das Wesentliche: den Mordfall samt Aufklärung.

Wenn es dann aber zu Kampfhandlungen kommt, sind diese spannend, hart und druckvoll inszeniert, übersichtlich und auch eher klinisch-kühl. So ist der gesamte Film, der vorwiegend im Freien spielt. Wärme ist hier selten zu finden, weder durch Beziehungen noch durch Feuer erzeugte. Es ist eine menschenfeindliche Gegend, in der wir hier zu Gast sind, und man kann verstehen, warum man dort nicht leben will. Das alles transportiert der Film mit knappen Dialogen und durch auf den Punkt gebrachte Handlung, getragen durch einen groß aufspielenden Jeremy Renner als traumatisierter Jäger, bei dem man nicht der Gejagte sein möchte – 8/10.

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