Ein Märchen eben...01.06.2010
Es wäre ganz arg leicht, auf diesen alle nur denkbaren Klischees abbildenden Film einzudreschen, ihn quasi an den Ohren aus seiner Ecke herauszuziehen und ihm die Eselsmütze aufzusetzen, auf das er sich schäme, weil er doch nicht anders ist als irgendein Film mit Hugh Grant, anders als Pretty Woman oder sonst eine Geschichte vom armen Mädel, welches seinen weißen Ritter trifft. Zudem ist auch noch ein Filmkind mit an Bord, und wer meine Reviews liest, der weiß, daß ich Kinder in Filmen nicht mag, weil sie immer so neunmalklug und naseweis daherkommen. Dies vorausgeschickt gilt es, auf die Umstände der Sichtung einzugehen. Es regnet in Deutschland gefühlt seit Oktober 2009. Koch ist weg, Köhler auch, und Zensursula wird als neue Präsidentin heiß gehandelt. Angela entscheidet nie mehr irgend etwas, das Land versinkt alsbald im Elend. Man grämt sich.
Und legt am Abend dann, in den Armen der Liebsten liegend, eben diesen Film in den DVD-Spieler ein, um sich berieseln zu lassen, um mal wieder etwas heile Welt zu sehen, den amerikanischen Traum. Die Erwartungen sind ungemein niedrig, und man ist sicher, sie werden noch unterboten. Aber nein, der Film versprüht Sonnenschein, ist dank Stanley Tucci zum Teil sogar noch lustig und bringt einfach ein klein wenig Freude in den Alltag.
Dabei ist die Geschichte ein ganz alter Hut. Alleinerziehendes Zimmermädchen in Luxushotel geht mit einem Abgeordenten aus, spiegelt eine falsche Identität vor, verliebt sich, wird durch fiese Nebenbuhlerin ertappt und gefeuert - und am Ende dann geht alles gut, das Zimmermädchen wird Managerin, man heiratet den Politiker, der Zimmermädchensohn findet das toll, die beste Freundin des Mädchens auch - und auch ich kann mich dem altmodischen Charme dieses Films nicht entziehen. Er ist unaufgeregt, solide inszeniert und besetzt, in der Grundstimmung heiter und somit ein idealer Film für einen regnerischen Abend in Deutschland, im Juni 2010. Der Film wird nicht vielen Leuten gefallen, aber schlecht ist er nicht - es kommt nur auf die Umstände an. Solides Handwerk wie dieses hier jedenfalls verdient bei mir immer wieder 7/10.