Review

Den Inhalt von "Happiness" widerzugeben, ist kaum möglich. Es werden einfach Geschichten aus einem Vorort erzählt, in denen man Einblick bekommt in das scheinbar glückliche Familienleben mehrerer Menschen. In zahlreiche Nebengeschichten verpackt, wird der Zusammenhang der einzelnen Storys langsam klar.

Regisseur Todd Solondz sprach mit diesem Film Themen an, über die, vor allem im prüden Amerika, manche Leute nicht mal nachzudenken wagen. Von obszönen Anrufen über Kindesmissbrauch wird alles schonungslos dargeboten. "Happiness" ist sicher einer der kontroversesten Streifen der 90er, der in den Vereinigten Staaten das Rating NC-17 bekam, was nur den wenigsten Filmen blüht. Die Aussicht auf kommerziellen Erfolg war damit natürlich zunichte.

Anfangs wird der Zuschauer ziemlich alleine gelassen: Ein Rendezvous, ein Psychiaterbesuch und mehrere Szenen ohne sichtbaren Zusammenhang werden aneinadergereiht. Erst im späteren Verlauf wird alles klar. Weil man aber zu Beginn über kaum etwas Bescheid weiß, kommt in der ersten Stunde an vielen Stellen auch Langeweile auf. Doch immer wenn man mit nichts rechnet, packt Solondz etwas aus, das niemand erwartet. Einige Szenen sind derart krass in Szene gesetzt und in ihrer Unvorhersehbarkeit verfehlen sie ihre Wirkung nicht. Der Amoklauf eines Psychiaters in einer schönen Parkumgebung mit einer M-16 lässt einem wirklich den Atem stocken.

Stellenweise blitzen Ansätze von Humor auf, die jedoch in den darauf folgenden Szenen rapide zunichte gemacht werden. Das Lachen bleibt einem regelrecht im Hals stecken. Der Film verschweigt in den Dialogen nie etwas, auch die unangenehmsten Sachen werden nicht ausgelassen. Am grausamsten ist wohl die Passage, als ein Vater seinem 11jährigen Sohn seine pädophile Neigung gesteht. Vorher gibt es zahlreiche Gespräche zwischen den beiden, deren Hauptinhalt ausschließlich das Versagen des Sohnes beim onanieren ist. Zum Schluss "kommt" er dann endlich, was er gleich seiner versammelten Verwandtschaft erzählt.

Wem "American Beauty" nicht krass genug ist, kann es mal mit diesem Film versuchen. Stellenweise etwas langatmig, doch in keinem anderem Streifen der 90er wird die glückliche Scheinwelt der Vorstädter so rabenschwarz karikiert wie in "Happiness". Schonungslos, nachdenklich, intensiv: Ein echter Geheimtipp!

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