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Auch wenn der deutsche Titel "Das Syndikat" inhaltlich gerechtfertigt ist, entgeht diesem doch die Ironie des Originaltitels "La polizia ringrazia" - Die Polizei dankt. Es stellt sich nur die Frage, wofür sie dankt, denn Commissario Bertone (Enrico Maria Salerno) und seine Behörde stehen allgemein in der Kritik? - Von ihnen überführte Verbrecher kommen dank gewiefter Anwälte wieder frei, jeder Fehler wird von den Journalisten angeprangert und die Bevölkerung scheint den Glauben daran verloren zu haben, dass die Polizei noch für Sicherheit sorgen kann. Auch Staatsanwalt Ricciuti (Mario Adorf) ist keine Hilfe, denn sein Augenmerk gilt den polizeilichen Methoden, weshalb jede Übertretung sofort eine Dienstaufsichtsbeschwerde nach sich zieht.

Inmitten dieser Situation werden bei einem Überfall zwei Menschen getötet und der Mörder (Jürgen Drews) nimmt bei der Flucht eine junge Frau (Laura Belli) als Geisel. Auch sein Kompagnon, der das Motorrad fuhr, kann entkommen, aber die Polizei kommt ihm schnell auf die Spur. Als sie ihn verhaften wollen, erfahren sie von dessen Mutter und Schwester, dass die Polizei ihn schon mitgenommen hätte. Das es sich dabei nicht um echte Polizisten gehandelt hatte, wird am nächsten Morgen deutlich, als man den Gesuchten hingerichtet am Ufer des Tiber auffindet. Unbekannte hatten das Gesetz in die eigenen Hände genommen, aber ist das ein Grund für die Polizei, dankbar zu sein?

Der provokant formulierte Titel führt direkt in die politisch - gesellschaftliche Situation Italiens, Ende der 60er/Anfang der 70er Jahre. Streiks, Studentenunruhen und Bombenattentate hatten das Land erschüttert. Das gleichzeitige Erstarken der Kommunistischen Partei Italiens unter Enrico Berlinguer, führte dazu, das konservative Kräfte zunehmend daran arbeiteten, wieder die Kontrolle zu übernehmen - die steigende Verbrechensrate, die terroristischen Akte und die scheinbar hilflose Polizei halfen ihnen dabei, strengere Gesetze einzuführen und die Linken als Verursacher zu verunglimpfen, später unter dem Begriff "Strategie der Spannung" bekannt geworden (siehe auch "Documenti su Giuseppe Pinelli" 1970, Elio Petri).

Regisseur Steno entwickelte mit dem Gespür für diese Situation ein äußerst spannendes Drehbuch, bettet diese in eine schnelle, aktionsreiche Kriminalstory, aber seinen Film als ersten Poliziesco zu bezeichnen, wie es gerne kolportiert wird, ist trotzdem falsch. Carlo Lizzani entwarf mit "Banditi a Milano" schon 1968 ein frühes Werk des Genres, indem der Verbrechertypus, der in "La polizia ringrazia" noch sehr realistisch ist, schon den maßlosen Gewalttäter der späteren 70er Jahre vorweg nimmt. Viel mehr werden Parallelen zu den Polizeifilmen Damiano Damianis deutlich, wie etwa zu "Confessione di un commissario di polizia al procuratore della repubblica" (Der Clan, der seine Feinde lebendig einmauerte) von 1971, indem es auch um die Methoden bei der Verbrechensbekämpfung geht, oder zu Bologninis Justizfilm "Imputazione di omicidio per uno studente" (Mordanklage gegen einen Studenten) von 1972, der den Tod eines Polizisten während eines Studentenprotestes behandelt - ein Thema, das auch "La polizia ringrazia" streift. Grundsätzlich ist der Versuch, ein Genre zeitlich zu begrenzen, zum Scheitern verurteilt, da jeder Stil einer Vielzahl von Einflüssen unterlag und ständig variiert wurde.

Stenos Film zeichnet sich durch eine hohe Seriosität in der Beschreibung der Kriminalität aus und versteht sich als klares Plädoyer gegen die Selbstjustiz. Wie sehr der fast dokumentarische Abschnitt, als Commissario Bertone die versammelten Journalisten per Bus durchs nächtliche Rom führt, nicht in das angebliche Klischee eines Poliziesco passte, wird daran deutlich, das dieser in der deutschen Fassung herausgeschnitten wurde, obwohl diese Darstellung ein wichtiges Gegenstück zu den sonstigen Verbrechensschilderungen bildete. Auch Jürgen Drews Gestaltung des zweifachen Mörders verfällt nicht in Einseitigkeit, da er auch die Labilität und Ziellosigkeit in seinem Charakter deutlich werden lässt. Ähnlich wie der Commissario, der sich zunehmend einer unbekannten Gruppierung ausgesetzt sieht, die ohne Skrupel missliebige Personen ermordet und sich dabei im Recht wähnt, wird auch der Betrachter dazu motiviert, eine eigene Haltung zu deren Methoden einzunehmen.

Das die Selbstjustiz sich als Motiv durch das Genre der Polizieschi der 70er Jahre zu ziehen scheint, ist eine vereinfachende Interpretation. Konkret kommt eine ähnlich politisch motivierte Gruppierung in Umberto Lenzis „L'uomo della strada fa giustizia“ (Manhunt in the city) von 1975 vor, oder Franco Nero nimmt als Bürger in „Il cittadino si ribella“ (Ein Mann schlägt zurück) von Enzo Castellari 1974 das Recht in seine Hände, aber der Typus des knallharten Commissario, der auf eigene Faust die Verbrecher jagt, wie ihn Maurizio Merli unter anderem in „Roma a mano armata“ (Die Viper, 1974) oder in „Commissario il ferro“ (Kommissar Mariani – Zum Tode verurteilt, 1978) spielte, ist eine Hochstilisierung dieser Figur, parallel zu einer immer brutaleren Verbrechergilde. Niemals würde einer dieser selbstständig handelnden Polizisten auf den Gedanken kommen, einen politischen Aktivisten oder einen homosexuellen Freier zu töten. Stattdessen erweiterte sich der Verbrechertypus um Menschen, vorzugsweise junge Männer aus gutem Hause, die aus reiner Langeweile vergewaltigten und mordeten, wie im oben erwähnten „Roma a mano armata“ oder in „Fango bollente“ 1976, in dem Enrico Maria Salerno als älterer, sprachlich versierter Commissario auftrat.

In „La polizia ringrazia“ ist seine Rolle sehr nah an der Realität der italienischen Gegenwart, weshalb der Film sich zunehmend zum Polit -Thriller entwickelt, der spüren lässt, das ein übermächtiger Gegner nichts weniger beabsichtigt, als die gesellschaftliche Ordnung in Italien in seinem Sinne zu verändern. Wie präsent dieser Verdacht damals war, der sich später als richtig erweisen sollte, wird nicht nur in den Filmen der bekannten Polit - Film Regisseure Damiano Damiani oder Francesco Rosi deutlich, auch Roberto Infascelli, hier noch ausschließlich als Produzent tätig, fügte ein Jahr später mit „La polizia sta a guardare“ (Der unerbittliche Vollstrecker, 1973) als Regisseur und Drehbuchautor einen ähnlich konsequenten und spannend erzählten Film hinzu, der viele Elemente von „La polizia ringrazia“ wieder verwendete, erneut mit Enrico Maria Solerno in der Hauptrolle als Polizeichef (8,5/10).

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