Review

Blutiger Freitag

Es gibt Filme, die einen so hohen Trashgehalt vorzuweisen haben, dass es fast den Bildschirm sprengt. "Blutiger Freitag" ist solch' ein Streifen. "Hemmungen - Null. Rücksicht - Null" - diese Devise müssen hier alle Beteiligten als Leitspruch gehabt haben. Rolf Olsen galt spätestens seit dem 1967 ebenfalls mit Italien produzierten "Das Rasthaus der grausamen Puppen" als DER deutsche Explotionregisseur. Seine St.-Pauli-Filme sind allesamt eine Schau. "Blutiger Freitag" allerdings ist die Potenzierung aller Trash-Ingredenzien der vorherigen Filme, die ganze Sache wird auf eine Metaebene gehoben die geradezu atemberaubend ist.

1972, im Zuge des Terrorismus in Deutschland und der zunehmenden Gewalt, hielt es Olsen für angebracht, seine Stellungnahme zum Tagesgeschehen unter's Volk zu werfen. Er orientierte sich an den in Italien gerade Erfolg erringenden Poliziescos und somit war eine Koproduktion mit der Daunia-Film aus Rom geradezu zwingend. Alles ist hier vertreten: die provokante und größtenteils sexuell betonte Gossensprache, reaktionionäre Sprüche das der Wald rauscht, die ungezügelte Überinszenierung der Gewaltszenen und der schon fast inflationäre Einsatz des Kunstblutes, welches zeitweilig in Strömen fließt. (Die Szene mit dem Polizisten und der Handgranate ist eindeutig over the Top).

Doch was wäre dieser Film ohne seine Darsteller: "Seewolf" Raimund Harmstorf gibt den bulligen, ungezügelten und hochbrutalen Heinz Klett mit großem Enthusiasmus (Synchronstimme: Klaus Kindler), Amadeus August gibt den in die Mühlsteine des Verbrechens geratende Bruder von Christine Böhm, Gianni Macchia spielt den Gastarbeiter, der am Ende durch seine eigene Freundin umgebracht wird, Ernst H. Hilbich spielt konträr zu seinem sonstigen Image einen schleimigen Opportunisten und Gila von Weitershausen macht als Millionärstochter ebenfalls einen guten Eindruck. Auf nicht ungesetzlicher Seite liefern sich die gewohnt guten Horst Naumann und Walter Buschhoff einige spitze Wortgefechte.

Olsen inszeniert wie gewohnt ohne Punkt und Komma, Franz X. Lederle liefert kameratechnische Kabinettstückchen am laufenden Band (die Sexszene zwischen Harmstorf und Daniela Giordano ist da nur die Spitze des Eisberges *heftig*) und Francesco de Masi versieht den Film mit einem groovenden Soundtrack inklusive Grätschgitarre und Italo-Flair, der leider immer noch einer CD-Auswertung haart. Glücklicherweise ist die DVD von Astro so gut wie ungeschnitten und auch fast im richtigen Bildformat.

Alles zusammen ergibt einen höchst spekulativen Reißer, von dem man aus der Retrospektive kaum glauben kann, das er in Deutschland einst produziert werden konnte. Für alle Freunde abseitiger Filmkunst und Fans von hemmungslosen Trashgranaten ist dieser Film ein MUSS. Olsen forever.

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