Ja, es ist wahr: der überwiegende Teil der Horrorfilme, die auf der Erfolgswelle von Halloween bzw Freitag der 13. mitschwimmen wollten, sind einfach Scheiße, miese, billige Schnellschüsse, nur im Erfinden von kreativen Todesarten latent bemüht. Was ist es da eine Freude, wenn einem einer dieser Epigonen über den Weg hoppelt und der ist auch noch sorgfältig gemacht.
Man darf zwar schon vorsorglich mal die Hände über dem Kopf zusammenschlagen ob des dämlichen deutschen Verleihtitels, aber wenn die Reise endlich losgeht, dann ist dieses frühe Ärgernis schon so gut wie vergessen.
Hier haben wirs mit der üblichen Wir-sind-mit-der-Uni-fertig-Clique zu tun, die sich, zum Zwecke ordnungsgemäßen Abfeierns (samt Saufen, Knutschen und ggf. Poppen) für die Abschlußparty einen alten Dampfzug gemietet hat, komplett auf sonst stillgelegter Strecke. Im Inneren wird die Party als Kostümfest abgehalten und einen Zauberer hat man auch engagiert, die Mädels sollen ja richtig in Stimmung geraten.
Ausgangsposition bezogen? Gut, dann bitte jetzt metzeln!
Und es geht auch noch vor dem Start los, denn wie man schon vor den Vortiteln erfahren hat, wurde sich da vor einigen Jahren mit einer blassen Maus ein böser Scherz erlaubt, nämlich der Arme erst scharf gemacht (und zwar von Jamie Lee Curtis in persona "Lana") und ihm dann strategisch eine angematschte Anatomieleiche in die Heia gelegt, just als er sich draufstürzen will. Daraufhin in ein gut gepolstertes Kämmerchen eingekastelt, ist der gute Kenny aber pünktlich zur Abfahrt mit allerlei schlechten Absichten zur Stelle und reist in Verkleidung mit.
Was nun folgt, ist recht einfach vorstellbar und so geschieht es auch, es wird schön der Reihe nach in wechselnden Masken gemeuchelt. Und damit dieses Killing-by-Numbers nicht allzu öde gerät, nutzt Roger Spottiswoode alle Möglichkeiten, die ihm das Drehbuch läßt: die bedrückende Enge in den Abteilen, Schlafwagen und Feierbereichen; die Maskerade, in deren Verlauf der Killer immer wieder für jemanden anderen gehalten wird, den er gerade schon beseitigt hat; die absolute Isolation der verschneiten Landschaft, durch die der Zug rast, nachdem auch die Zugbegleiter langsam ausgeschaltet werden. Zusätzlich punktet der Film durch die Anwesenheit des Mietzauberers, in diesem Fall Mr.David Copperfield höchstpersönlich in jungen Jahren, der einige noch einfache Nummern zum Besten gibt und auch gleich noch einem eigenen Trick zum Opfer fallen darf. Unwirklicher wird das Geschehen noch durch das vorherrschende Zwielicht und den Einsatz von jeder Menge Weichzeichner, die den besonderen Anstrich des Ganzen begünstigt.
Schauspielerisch ist natürlich Unterforderung angesagt, Mrs.Curtis muß wenig mehr tun, als ordentlich kreischen und dazu hat sie reichlich Gelegenheit, nur Ben Johnson als Zugbegleiter kann etwas Charisma ins Spiel bringen, der Rest der Besetzung goes Burger.
Auf der Negativseite ist zu vermerken, daß bis auf die eine oder andere Finesse die Story der letzte Quark ist, der gute Kenny wie weilend Michael Myers auch unter größten Bemühungen nicht totzukriegen ist, obwohl so ziemlich alles in ihn reingestoßen wird, was da nicht hingehört und die Tatsache, daß er sich gegen Ende so hinreißend durch das Geschehen grunzt, daß man daran zweifelt, daß er in der Lage war, die Sache mit der Flucht und seiner Verkleidung (die hier nicht verraten werden soll) intellektuell zu bewältigen.
Fazit: Das ist der Teenie/Studenten-Frühslasher, der noch am ehesten erträglich ist, wenn einem die Storyline nicht eh zu blöde ist. Handwerklich mit einigem Geschick gemacht,nicht zu sehr auf Ekeleffekte, sondern ein wenig mehr auf Suspense setzend, reicht er für einen gemütlichen Fernsehabend vorzugsweise ohne Freundin (Ausnahmen sind immer gern gesehen.).
(6,5/10)