Martyrs (2008)

Wieder grandioser Horror aus Frankreich…28.08.2009

Wo nehmen die Franzosen bloß diese Ideen her…und wie schaffen sie eine derart kompromißlose Umsetzung? Selten kann mich ein Film überraschen, diesem hier ist das gelungen, da ich zum Glück auch vorher keine Kritiken gelesen habe. Wir sehen, daß die schlimmste Bestie auf diesem Planeten nicht etwa der Löwe, der Hai oder das Krokodil ist, nein, auch nicht die inzestuös verdorbenen Hinterwäldler sind es, obwohl diese in allerhand Filmen harmlosen Passanten das Leben zur Hölle gemacht haben…nein, die schlimmste Bestie ist der Nachbar, ein Mensch wie Du und ich, dessen Neugier und Skrupellosigkeit alles noch viel schlimmer macht. Es sind doch oft die älteren Herrschaften, vom Leben gelangweilt, aber mit Geld betucht, die ihre schlimmen Neigungen ausleben…

Und man hat als unbedarfter Zuseher zunächst nicht die geringste Ahnung, wohin der Film eigentlich will und welche Geschichte er zu erzählen hat. Nach einer etwas verwirrenden Einleitung sehen wir Lucie eine vierköpfige Familie auslöschen und sich nachher das Leben nehmen. Ihre beste Freundin Anna ist zur Stelle, um der offensichtlich geistesgestörten Lucie aus der Bredouille zu helfen. Doch mit Anna hat der Film noch ein viel schlimmeres Schicksal vor, über das hier zu berichten sich verbietet. Dieser Teil mag auch die Filmgemeinde spalten, denn man darf sich schon fragen, ob es derlei auf der Leinwand braucht – zumal in der letzten halben Stunde auch kaum mehr gesprochen wird.

Auf alle Fälle vermag der Film zu fesseln und ein absolut unbehagliches Gefühl zu erzeugen. Die Regie geht kompromißlos zur Sache, wegblenden gilt nicht, die sehr bittere und ausweglose Story wird durch gnadenloses Draufhalten sehr bildlich umgesetzt, obwohl man keine üblen Blutbäder erwarten darf. Der Film ist auch nichts für den Liebhaber derber Splatterfilme, findet doch der eigentliche Horror in steriler, kühler Atmosphäre statt und speist sich nicht aus immer noch drastischeren Effekten. Ein Kompliment auch den beiden Hauptdarstellerinnen, die ihre Sache wirklich ausgezeichnet machen und dafür sorgen, daß der Film noch lange nachwirkt. Nichts für die Liebste, nichts für einen Fernsehabend unter Kumpeln mit Bier, dafür ein spannender, sehr befremdlicher Film mit einem etwas zu plumpen Ende – das allein verspielt die Höchstnote, aber immer noch gute 9/10.