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Ein Arbeitstag im Leben zweier Polizisten…eines guten und eines ganz bösen Bullen

Zumeist sind die besten Filme die, in denen gute Schauspieler mit ihren gewohnten Rollen brechen. Da merkt man die Lust, einmal ganz anders zu sein, sein bestes zu geben und das Publikum wirklich zu überraschen. Saubermann Denzel Washington, wie kein anderer abonniert auf die Rolle des Gutmenschen, erhält in diesem Film seine Chance für eine böse Performance. Das alleine aber macht noch keinen Spitzenfilm aus, und so ist es gut zu wissen, daß auch die anderen Darsteller keinen Deut schlechter spielen als Mr. Washington, zumal der Film auch in den Nebenrollen prominent besetzt ist. Doch selbst das nützt wenig, wenn die Geschichte, die es zu erzählen gilt, nichts taugt – und hier trennt sich zumeist die Spreu vom Weizen. Doch „Training Day“ ist Weizen...

Ein ganz normaler Arbeitstag bei der Polizei von Los Angeles beginnt für den Neuling Hoyt, der sich in das Drogendezernat hat versetzen lassen, weil er Karriere machen will. Sein Seniorpartner für diesen ersten Tag, den „Training Day“, ist der erfahrene Cop Alonzo Harris. Zunächst scheint es so, als wolle dieser nur herausfinden, ob Hoyt für die Einheit tauglich ist, doch Harris verfolgt ganz andere Ziele. Er ist alles andere als ein Saubermann und schuldet der russischen Mafia eine Million Dollar, die er bis Mitternacht anzuliefern hat – sonst wird er sterben. Soviel Geld kann man als unbestechlicher Cop nicht verdienen – nur stehlen. Hoyt, der nicht weiß, wie ihm geschieht, wird schnell in die düstere Geschichte verwickelt und hat nun die Wahl: den Pfad der Gerechtigkeit verlassen oder sich gegen Harris stellen. Nachdem dieser ihn ermorden lassen will, ist die Wahl sehr einfach, und am Ende dieses langen ersten Arbeitstages ist ein Polizist tot – und der andere ein ganz neuer Mensch.

Großes Kino, sehr verehrte Damen und Herren, gibt es hier zu sehen. Denzel Washington spielt wie entfesselt, es ist wie bei jedem Könner, egal aus welchem Fach, eine Freude, diesem bei der Arbeit zuzusehen. Und Kino ist nichts anderes als Arbeit – wenn auch mit Leidenschaft. Washington hat die seltene Gabe, einen Film alleine tragen zu können, und das unterscheidet ihn von den meisten seiner Arbeitskollegen. Doch auch Ethan Hawke ist in der Rolle des Rookie sehr glaubwürdig, der Wandel seines Charakters innerhalb kurzer Zeit ist für den Zuschauer gut nachvollziehbar. Eine Freude auch das intelligente Drehbuch, die Wendungen der Story sind jederzeit logisch, und so entwickelt man sogar Mitgefühl mit dem korrupten und mörderischen Polizisten. Selten gelingt es, eine doch recht komplexe Story innerhalb eines Tages unterzubringen, ohne auf Rückblenden angewiesen zu sein, hier aber ist dieser Kniff wunderbar vollbracht worden. Actionszenen gibt es nur wenige, Regisseur Fuqua verläßt sich mehr auf die Kraft der Geschichte. Und das macht gute Filme aus – eine interessante und fesselnde Story, die den Betrachter zwei Stunden lang für sich gewinnt. Leider sind Polizeifilme in der heutigen Zeit eine Seltenheit geworden, Hirn wird vom Kinogänger auch nicht mehr verlangt – schade, denn wenn man sich auf einen Film wie diesen einläßt, wird man garantiert nicht enttäuscht. 10/10.

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