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Ein Professor der Ornithologie mietet eine abgelegene Villa in der Nähe von Spoleto. Abseits vom Lärm der Stadt möchte er in Ruhe an einer neuen Vogelstudie arbeiten. Bei einem Spaziergang im Wald, nahe des Anwesens, findet er eine Reihe alter Magnetbänder. Fasziniert durch die Entdeckung reinigt er sie und beginnt sie Stück für Stück zu hören. Die Bänder handeln von psychoanalytischen Sitzungen einer Frau, Riviera, und ihrem Bruder, Manfredi, welcher seit Kindestagen von einer krankhaften Hass-Liebe zu seiner Schwester geplagt wird. Nach Rivieras Heirat mit dem Musiker Timothy kennt die Eifersucht ihres Bruders keine Grenzen mehr. Er gibt vor nach Indien zu fliegen und versteckt sich stattdessen in einer Stadtwohnung. Die nachfolgenden Ereignisse handeln von Liebe, Tod, Qual und unterdrückten Emotionen. Ab hier enden die Bänder. Eines Tages kehrt der Professor von einem seiner Spaziergänge zurück – aber irgendetwas stimmt nicht. Eine weitere Magnetspule ist während seiner Abwesenheit aufgetaucht! Ein geheimnisvoller Unbekannter hat den letzten Teil der mysteriösen Geschichte hinterlassen...und der Schock kommt schnell: Selbst der Professor ist in das tragische Ende der Geschichte involviert!


Manchmal ist es schon recht erstaunlich, welche Beiträge unter dem Sammelbegriff "Giallo" eingeordnet werden. So ist es kaum nachzuvollziehen, das dieser Film von Sauro Scavolini aus dem Jahr 1972 in der Giallo Collection des Labels Film Art erschienen ist, denn mit dem äußerst beliebten Sub-Genre hat der Beitrag nur herzlich wenig zu tun. Das ist nun aber keinesfalls negativ zu verstehen, denn die Geschichte mit dem klangvollen deutschen Titel "Liebe und Tod im Garten der Götter" ist ein richtig starker Film und präsentiert einem ein erstklassig inszeniertes Psychodrama, das in erster Linie von seinen beiden grandios agierenden Hauptfiguren lebt. Dabei handelt es sich um das Geschwisterpaar Manfredi und Azzurra, die schon seit ihrer frühesten Kindheit eine kranke Beziehung zueinander haben. Gespielt werden die beiden von Peter Lee Lawrence und Erika Blanc, die mit ihrem grandiosen Schauspiel und ihrer totalen Omnipräsenz sämtliche anderen Charaktere zwangsläufig zu eher unbedeutenden Nebenrollen degradieren. Das stört aber nicht wirklich, denn viel zu sehr ziehen die beiden Darsteller den Zuschauer durch ihre grandiosen Performances in ihren Bann. Zudem entfaltet die spannende Erzählung schon nach kurzer Zeit ihre ganz eigene Faszination und so manches Mal überkommt einen dabei das Gefühl, das man ganz unweigerlich in einen sogartigen Strudel der Ereignisse hinein gezogen wird, der mit zunehmender Zeit immer mehr an Stärke dazu gewinnt.

Nach einer kurzen Einführung in die Geschichte macht sich schon ziemlich schnell eine äußerst mysteriöse Note des Geschehens bemerkbar, die sich dann auch bis zum tragischen Ende durch die Abläufe ziehen soll. Gleichzeitig baut sich ein kontinuierlich ansteigender Spannungsbogen auf, der in Verbindung mit einer extrem dichten Grundstimmung dafür Sorge trägt, das man als Betrachter immer tiefer in den Strudel aus Inzest und einer krankhaften Beziehung zweier Geschwister hinein gezogen wird, der zum Ende hin in einer immer weiter eskalierenden Gewaltspirale regelrecht explodiert. Scavolin hat dafür auch noch eine kleine Wendung eingebaut die als Auslöser dient und das Verhältnis der beiden Hauptfiguren gleichzeitig in einem anderen Licht erscheinen lässt. Dieser Umstand macht das Ganze dann noch verständlicher und macht in erster Linie vor allem das Verhalten von Manfredi sehr glaubhaft.

Ist die Erzählung an sich schon mit sehr viel Drama ausgestattet, so nimmt das Ganze durch die Wendung noch einmal einen ganz anderen Stellenwert ein. Die dabei freigesetzte Intensität der Ereignisse ist ungemein hoch und das Geschehen kriecht einem so richtig unter die Haut. Phasenweise fühlt man sich wie erdrückt, denn die Abläufe liegen wie eine zentnerschwere Last auf den eigenen Schultern. Das dabei entstehende Gefühl einer extremen Beklemmung kann man die ganze Zeit über nicht abstreifen und fast ist es so, als wenn man selbst zum Spielball der kranken Ereignisse wird die sich zwischen Bruder und Schwester abspielen. Hass und Liebe liegen in diesem grandiosen Film ganz nah nebeneinander und dieser Aspekt kommt in jeder Phase der Story sehr gut zum Ausdruck. Das Ganze wird durch farbenprächtige Bilder und ein stillistisch erstklassiges Ambiente nahezu perfekt umrahmt, so das man letztendlich auf jedem Fall zu einem herausragenden Gesamteindruck gelangen sollte.

Das unvermeidliche und äußerst tragische Finale darf an dieser Stelle natürlich nicht fehlen, denn alles andere wäre der wunderbaren Erzählung nicht gerecht geworden. Sauro Scavolini hat mit "Liebe und Tod im Garten der Götter" einen fantastischen Beitrag kreiert und auch wenn dieser Film alles andere als ein handelsüblicher Gialli ist sollte man ihn sich auf jeden Fall anschauen. Dieses Werk hinterlässt einen sehr nachhaltigen Eindruck im Gedächtnis, was neben der großartigen Story in erster Linie den beiden exzellenten Hauptdarstellern zu verdanken ist, die dem Beitrag durch ihr fantastisches Schauspiel einen ganz persönlichen Stempel aufdrücken.


Fazit:


"Liebe und Tod im Garten der Götter" ist ein grandioses Psychodrama, das durch seine hohe Intensität und die wundervolle Erzählweise nachhaltig im Gedächtnis hängen bleibt. Jede Menge Spannung, dezente Mystery-Elemente und zwei überragende Hauptdarsteller machen diesen Film zu einem echten Erlebnis, das man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte.


9/10

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