Es gibt in Amerika zwei übergroße Weihnachtsklassiker, die wirklich schon seit Ewigkeiten, Jahr für Jahr aufs Neue, im Fernsehen laufen und jedesmal Millionenquoten erzielen. Doch während der eine Klassiker, "Ist das Leben nicht schön", auch bei uns schon längst diesen Status inne hat, ist der Andere hierzulande kaum bis gar nicht bekannt. Die Rede ist von "Das Wunder von Manhattan" aus dem Jahre 1947. Denn obwohl der Streifen damals 3 Oscars gewonnen hat und sogar ein erstaunlich gutes Remake mit sich brachte, hat es der Film irgendwie nicht geschafft auch bei uns Jahr für Jahr über die Glotze zu flimmern. Warum dem so ist, kann wohl niemand wirklich erklären, denn Fakt ist, dass auch "Miracle on 34th Street" mindestens genauso einen Status hierzulande verdient hätte, wie der James Stewart-Klassiker.
Denn festlicher und liebenswerter als "Miracle on 34th Street" kann man sich einen Weihnachtsklassiker nicht vorstellen. Er beinhaltet so ziemlich alles, was man sich von einem Film dieser Art wünscht. Schon die Geschichte sprüht nur so vor Fantasie, ohne den Sinn für die Realität aus den Augen zu verlieren. Es geht um den alten Kris Kringle (im Deutschen in Christ Kindel umgenannt), der durch einen Zufall als Weihnachtsmann des Kaufhauses Marcy eingestellt wird. Schon bald zaubert er den Kindern ein Lächeln aufs Gesicht, nur die Werbemanagerin Doris Walker sieht der Sache mit Sorge entgegen, behauptet Kringle doch felsenfest der echte Weihnachtsmann zu sein, an den sie allerdings genauso wenig glaubt wie ihre Tochter. Also macht es sich Kringle zur Aufgabe, die Beiden umzustimmen, doch schon bald muss er sich sogar vor Gericht behaupten und beweisen, dass er der einzig wahre Santa Claus ist. Jetzt kann nur noch ein Wunder helfen... Wer jetzt behauptet, diese Geschichte schon irgendwo her zu kennen, der dürfte mit dem Remake aus dem Jahre 1994 vertraut sein, denn beim Anblick des Original merkt man wie nah dieses sich an die Geschichte des Klassikers hält. Auch hier hat Kris Kringle nicht nur die Aufgabe die Ungläubigen zu überzeugen, sondern sich auch vor Gericht zu behaupten. Dennoch geht die Geschichte hier viel tiefer, als es der 1994-Film zu schaffen vermag.
Und das liegt vor allem daran, dass "Miracle on 34th Street" noch eine Ebenen mehr bedient. So wird hier nicht nur an die Wichtigkeit des Glaubens attestiert, sondern auch geschickt Kritik geübt, an die Verkonsumierung des Weihnachtsfestes. Schon vor 60 Jahren war das Weihnachtsfest nicht mehr so ganz das, wofür es eigentlich gedacht war, wenn auch noch bei weitem nicht mit dem zu vergleichen, was es heute ist. Geschickt und ohne erhobenen Zeigefinger wird aber schon hier darauf eingegangen und die Konsumlust zu Weihnachten an den Pranger gestellt. Diesen Punkt lässt das Remake leider vollkommen aus, was aber beim Anblick des Originals definitiv ein Fehler ist.
Selbstverständlich werden aber auch die schon im 1994-Film bekannten Punkte angesprochen. So wird hier, wie in keinem zweiten Film dieser Art, die Wichtigkeit des Glaubens an den Zuschauer herübergebracht und das auf eine Art, die in keinster Weise störend oder hinterhältig auf den Zuschauer wirkt. Mit der Figur des liebenswerten Mannes mit dem Rauschebart und dem roten Mantel, der nur durch den Glauben der Menschheit an ihm in seiner Person überleben kann, wird dem Zuschauer auf eine äußerst günstige und liebenswerte Art und Weise die Hintergründigkeit des Glaubens herübergebracht, ohne das er sich dabei genötigt fühlt, die Sache mit dem Glauben auch wirklich sofort in die Tat umzusetzen. Er wird eher mit vielen liebenswerten Details dazu gebracht, noch einmal darüber nachzudenken, an was es sich wirklich lohnt im Leben zu glauben und ob es wirklich fragwürdig ist an etwas zu glauben, das man nicht beweisen kann, oder ob es das Leben nicht im Endeffekt sogar bereichern kann. Dem Zuschauer wird die Wahl gelassen und genau das ist es, was vielen anderen Filmen mit ähnlicher Botschaft sonst abhanden kommt.
Aber selbst wenn man sich die einzelnen Botschaften des Filmes wegdenkt oder versucht sie zu übertünchen, kann man große Freude an diesem Streifen haben. Das liegt vor allem auch an der liebenswerten Umsatz des Ganzen. So ist der vorhandene Witz z. Bsp. stätig präsent und lädt nur allzu oft zum schmunzeln ein. Vor allem die etwas vorlaute Göre Susan bringt den Zuschauer zum lachen. Sowieso sind die Charaktere allesamt mehr als nur fein gezeichnet worden und jeder ist in seiner ganz eigenen Art und Weise glaub- und liebenswürdig. Dazu kommen die wunderbaren Kulissen, die noch nicht so überladen sind, wie spätere Weihnachtsfilme, und es dennoch, oder gerade deshalb, so wundervoll schaffen, weihnachtliche Atmosphäre in den Raum zu bringen. Dazu lieb gewonnene musikalische Weihnachtsklassiker und eben ein prachtvoller Schauspieler im roten Mantel (welchen man allerdings nur in der nachkolorierten Fassung als solches erkennt).
Und dieser Schauspieler heißt Edmund Gwenn, der damals für seine Leistung einen Oscar als bester Nebendarsteller bekam und dies auch vollkommen zurecht, wobei er nicht wirklich ein Nebendarsteller ist, sondern durchaus in die Riege der Hauptdarsteller gehört. Mit einer solchen Bravour, Willens- und Leistungsstärke präsentiert er hier den für verrückt gehaltenen Weihnachtsmann, dass es nur so eine Freude ist. Auch wenn er mit Richard Attenborough im Remake einen ebenbürtigen Nachfolger gefunden hat, so kann man ihm die Auszeichnung als wohl bester Weihnachtsmanndarsteller aller Zeiten kaum streitig machen. Aber auch Maureen O'Hara überzeugt als ungläubige Mutter, die durch ihn wieder zum Glauben an Weihnachten findet. Genauso John Payne, der nicht nur mit wunderbarer Schnippischkeit den Anwalt von Kris Kringle spielt, sondern auch das Herz der Ungläubigen im Sturm erobert. Ein wirklich wunderbares Ensemble, dass diesen Film nun endgültig den Klassikerstatus verleiht, dem ihm gebührt.
Fazit: Neben "Ist das Leben nicht schön" definitiv DER Weihnachtsklassiker überhaupt, welcher es nicht verdient hat, bei uns so sträflich vernachlässigt zu werden. Die Geschichte ist nicht nur komisch, fantasievoll und voller weihnachtlicher Romantik, sondern sie ist vor allem das wohl gelungenste Plädoyer, für die Wichtigkeit des Glaubens, das es je auf der Leinwand zu sehen gab und dem wohl selbst die strengsten Atheisten etwas abgewinnen können. Ohne erhobenen Finger, dafür mit allerhand liebenswerten und tiefer gehenden Details ausgeschmückt, bringt der Film die gewünschten Werte auf den Zuschauer herüber und unterhält ihn dabei immer noch auf vorzüglichste Art und Weise. Das man diesen Film, nach 60 Jahren, nun endlich auch hierzulande wieder einmal zu Gesicht bekommen kann, ist dabei das wohl schönste Geschenk, was das Weihnachtsfest dieses Jahr, für Freunde großer Filmklassiker, zu bieten hat.
Wertung: 9,5/10 Punkte