Jack Nicholson ist ein begnadeter Schauspieler, das weiß man nicht erst seit gestern, er kann alles spielen, jedes Genre weiß er zu dominieren. Er sit einfach so gut, besser geht es nicht.
Alles andere in diesem Film ist guter Durchschnitt, nicht mehr, das sollte man so mal schreiben dürfen. Wirklich alles? Fast! Die Story wird etwas später erörtert. Aber erst mal zurück zu Mr Jack Nicholson.
Wenn Nicholson den richtigen Regisseur hat, der ihm die Freiheiten läßt, die er braucht, oder ihn richtig führt, dann versprüht er so viel Magie, dass die Leinwand bebt. Dann hebt er seine Mitspieler auf andere Sphären schauspielerischen Könnens, den sie nie wieder erreichen werden.
Nie war Helen Hunt so gut wie in diesem Film, doch selbst das heißt nicht, dass sie ihren Oscar verdient hat, denn sie spielt höchstens gut, nicht überragend. Aber dass der Oscar eigentlich gar keinen künstlerischen Wert mehr hat, ist auch kein großes Geheimnis mehr.
Zurück zu Jack: Er ist beim richtigen Regisseur, d.h. ein Regisseur, der ihn richtig in Szene setzt, der Messias eines jeden Films, hebt ihn über die Norm, so dass jede noch so abstruse Story vergessen werden kann, weil man sich einfach nur am Können Nicholsons laben möchte.
Derart verblenden kann Nicholson das Publikum.
Und genau das hat dieser Film auf jeden Fall nötig. Besser geht's nicht lebt nur durch Nicholson, er ist Nicholson. Und höchstens eine mittelmäßige Regie, die sich nicht traut (ZUM GLÜCK!!!) Jack Nicholson zu beschneiden, erlaubt es, dass dieser Film fast besser wirkt als er tatsächlich ist.
Man muß schon hoffnungslos romantisch veranlagt sein oder arg verzweifelt selbst auf der Suche nach einem Seelenpartner oder so was in der Art, wenn man diesen Humbug für bare Münze nehmen will.
Was uns zur Handlung bringt.
Ein etwa 60-Jähriger Mann von einem passioniertem Kotzbrocken, der alle Menschen haßt und zwanghaft neurotisch ist, verändert sich im Laufe des Films von einem rassischtischen Schwulen-, Menschen-im-Allgemeinen- und Hundehasser, zu einem Menschen, der unbedingt ein besserer Mensch sein möchte, und alles dafür tut, um eine Frau für sich zu gewinnen. Dafür greift er zu bewußtseinsverändernden Medikamenten, damit er nicht mehr so aggressiv ist.
Hmm, die Pharmaindustrie müßte diesem Film auf ewig dankbar sein, denn es geht nicht darum, dass ein Kotzbrocken auch irgendwie liebenswert sein oder werden kann. Nein, er muß schon professionelle Hilfe aufsuchen und dauernd Medikamente nehmen, die seine wahre Natur unterdrücken.
Und wir sprechen hier nicht von einem Menschen der zur Gefahr für irgendjemanden sein könnte, nicht mal sich selbst, er ist einfach nur ein Widerling.
Nicht nur dass er dadurch umgänglicher wird: In Zeiten der politischen Correctness akzeptiert er plötzlich Hunde, Schwarze und Schwule, zieht sogar mit einem zusammen.
Hallelujah, den Medikamenten sei Dank.
Und was ist mit dem Recht des Individuums, so sein zu dürfen, wie er sein will?
Ist ein Mensch etwa weniger wert, wenn er nicht konform ist?
So ist die Grundaussage von Nicholson: "Wegen dir möchte ich ein besserer Mensch werden, ich nehme sogar Medikamente dafür." zwar auf dem ersten Blick äußerst süß und nett, aber verschleiert höchst notdürftig, diesen Konformitätsdruck seitens der Gesellschaft.
Auf Grund des Begriff Political Correctness entwickelt sich eine neue Art des Faschismus, wo unbequeme Leutchen plötzlich gebannt werden.
Und diese Aussage steht eigentlich urplötzlich im genauen Gegensatz zur Grundaussage eines in allen Belangen überragenden Filmes mit Jack Nicholson: Einer flog übers Kuckucksnest. Dort ging es genau darum: Jedes Individuum sollte das Recht haben - solange harmlos - so zu sein wie er will.
Tja, wie sich die Zeiten ändern: Damals in den 1970ern war das wohl der letzte Schrei, heutzutage ist es, seine Neurosen unbedingt behandeln lassen zu müssen.
Wieviel interessanter hätte dieser Film sein können, wenn Nicholson auf seine gehässige Art jemanden erobert hätte, und nicht die Lieben einer Kellnerin auf Lange Sicht gekauft hätte. Und genau das ist es, was er tut: Er kauft sich die Liebe Helen Hunts, weil er die Arztkosten ihres Sohnes übernimmt.
Ein Hoch auf die materialistischen, politisch korrekten, Märchenstories aus dem neuen Amerika. und damit willkommen in einer schönen neuen Welt. Denn wenn so ein Film vorbehaltslos so groß abschneiden kann, dann muß er schon den Nerv seiner Zeit getroffen haben.
Jack Nicholson spielt wie für 10 Punkte, den Film selbst zieht das alles umso tiefer, weil Nicholsons Spiel die Handlung vernebelt, also 4 Punkte.