Vorgänger von Sieben Sommersprossen (1978) und gleichzeitig (zu Unrecht) in dessen Schatten des Erfolges liegend, betrachtet Liebe mit 16 von Herrmann Zschoche ebenso wie dessen späteren Arbeiten die Annäherung und der Umgang zweier Menschen zueinander, zwischen Elternhaus und Schule, zwischen FDJ und GST, wobei die beiden Protagonisten hier noch jüngeren Alters und damit der Phase direkt vor dem Erwachsensein, im Erwachsen werden und damit in der ausdrücklichen Veränderung von Körper und Geist sind. Erfahrungen werden das erste Mal gemacht, Gefühle nicht nur gefühlt, sondern diese sowohl genau zugeordnet als auch davon überrannt und mitgezerrt. Ein Später im Leben, wo die Vergangenheit und die Zukunft zählt ist jetzt noch nicht erreicht und die Ruhe der Gelassenheit noch nicht gegeben; jetzt ist das, was zählt, wodurch das Glücksgefühl umso größer ist und auch niemals mehr so stark sein wird und was aber auch genauso für alle negativen Emotionen gilt:
Bei den von der Mutter [ Katharina Lind ] 'verordneten' Tanzstunden zieht die 16jährige Ina [ Simone von Zglinicki ] schnell die Aufmerksamkeit von Matti [ Heinz-Peter Linse ] auf sich, einem zwei jahre älteren jungen Mann. Hilfreich für ihn ist, dass der Tanzlehrer [ Herbert Köfer ] sie auch noch zufälligerweise zusammen als Partner arrangiert, wodurch die beiden sich nach und nach kennenlernen und erste Gefühle zwischen ihnen entstehen. Dabeiist die erste Liebe und dann auch die erste Beziehung zwischen den beiden Unerfahrenen auch so schon kompliziert genug, mischen dann bald aber auch die jeweiligen Eltern ein, Inas Vater [ Martin Trettau ] hat nichts dagegen und Mattis Mutter [ Marylu Poolman ] auch nicht, aber weder sind Inas Mutter dafür noch Mattis Vater [ Christoph Engel ]. Man trifft sich zum Gespräch.
“Bisschen wenig Einsen...Hab ich dir eigentlich erzählt, dass ich in meiner Schulzeit immer nur Einsen hatte? Ich war der Beste. Zuerst kam ich, und dann kam eine ganze Zeit lang immer noch ich.“
“Das hast du mir schon 37mal erzählt. Und wie du beinah von der Schule geflogen bist.“
Tanzstunde steht an, nicht staatlich verordnet, aber von ihrer Mutter so gewollt, und auch mit festen Regelungen, zu denen der feste Termin und Ort natürlich gehört und dass die Damenwahl die Aufgabe der Männer noch ist. 'Männer' sind es dabei eher noch nicht, später vielleicht, jetzt sind es viele Jüngelchen, manche zwar zumindest groß gewachsen und etwas älter oder reifer aussehend, aber dann noch nicht im Benimm. Drei Versuche braucht es für ihn, überhaupt in ihre Nähe zu geraten, zum einen deswegen, weil eben noch die Konkurrenz anwesend ist, und zum anderen, da sie abweisend wirkt und auch verneinend reagiert.
Wenn man den ersten Kontakt des Tages in der Straßenbahn noch nicht mitzählt, waren es zwei Zufälle, die seine Aufforderung zum Tanz verhindert haben, während sie bei der letzten geglückten Frage einen anderen Tanzpartner, mit Absicht sich auch auswählt. Eine längere Szene, die Zschoche ähnlich wie in Sieben Sommersprossen zu Beginn mit vielen Leuten Drumherum und doch nur zwei davon füreinander bestimmten doch hält, schon eine Art Alltagssituation, wo einer der ersten und den entscheidenden Schritt macht, von sich aus, sich auch nicht von den Anderen ablenken oder hindern lässt.
Ein Gespräch ist dann schon schwieriger, lebensnah wird hier herumgedruckst, einsilbig, bloß nichts Falsches sagen und bloß nicht nur schweigen, und bei all der Nervosität auch nicht von Marotten leiten lassen und überhaupt: wohin mit den Händen? Sowieso ist schon die Bekanntschaft recht brüchig, eine Annäherung wird mal von der einen Seite aus gesucht, dann gerade aber nicht erwidert, und umgekehrt. Kurze Zeit versteht man sich mal gut, und kurz darauf wieder nicht; ein Minenfeld der Gefühle, dass genauso schroff und unsicher hier aussieht wie die Straßen der Stadt, in der Grau und Braun sich abwechseln und statt fester glatter Belag oft nur Schotter und teilweise gar Erde als Untergrund für die Passanten und die eierschalenfarbenen Trabanten ist. (Gedreht wurde in Schwerin, wobei man für einige Momente der Besinnung und Ruhe dort auch auf die doch schönere Schlossinsel wechselt.)
Einfache Szenen mit scheinbar wenig Dramaturgie machen hier den Reiz aus, dazu gute junge Darsteller (wobei zumindest sie schon 23 ist und man das auch merkt, und er als Laiendarsteller sich auch keine Blöße gibt, aber gerade im adretten Anzug mit Krawatte auch älter als angegeben wirkt; was die Intervention der Eltern im Film etwas absurd scheinen lässt) und ein erfreulicher Sinn für die Natürlichkeit, die dem so gelobten Nachfolgefilm so oft abgeht. Eine eigenständige Entwicklung ergibt sich dabei nur aus den Reaktionen der Eltern, aller Elternteile sogar, die jeweils in Augenschein genommen werden und auch für Mitte der Siebziger traurig sind: Sein Vater ist strikt dagegen, die Mutter nicht, aber sie nimmt es auch nicht ernst. Ihr Vater ist “eifersüchtig“ und gibt auch mal den Anstandswauwau, woraufhin er die beiden entsprechend Verschrockenen langweilig findet und 'keine Gefahr' sieht.