Will (Michael Douglas) hat eine nicht näher beschriebene Krankeheit, bei der er unheimlich jähzornig ist. Er
hat im Leben alles, was ihm wichtig war, verloren - Seine Frau hat per Gericht erwirkt, daß er sich ihr und der gemeinsamen Tochter nicht nähern darf, und seine Arbeit für die Verteidigung der USA, durch die er das Gefühl hatte, etwas allgemein nützliches zu leisten, hat man ihm auch noch genommen. Fortan ist seine Krankheit offenbar noch stärker geworden. Er verläßt weiter TAg für Tag das Haus, das er mit seiner Mutter bewohnt, um vor ihr den Anschein zu wahren, als sei er noch beschäftigt und alles sei normal. Doch in ihm drin ist Will am Ende. Sein einziger Lichtblick ist die Aussicht, seine Tochter zu besuchen an deren Geburtstag - auch ohne Einwilligung der Mutter.
Doch auch das soll ihm verwährt bleiben - sabotiert durch einen Verkehrsstau. Er läßt den Wagen einfach stehen und geht zu Fuß weiter. Dabei stößt er reihenweise auf Menschen, die ihm zeigen, daß die Gesellschaft mittlerweile völlig verkommen ist, und daß sich niemand die Mühe macht, miteinander respekt- und würdevoll umzugehen, man läßt den eigenen Frust über den Alltag auch gern an seinem Nächsten aus, immer nach dem Motto "Freundlichkeit? Du kannst mich mal, ich bin gar nicht daran interessiert, Dinge ohne Aggression zu lösen, du darfst mir ja sowieso nichts tun". Das geht solange, bis der Betreffende etwa eine maschinenpistole zieht und sagt "Dann bin ich auch zu dir unfreundlich" - Plötzlich können die Leute mit Höchstleistung Freundlich und respektvoll sein und sich noch als Opfer fühlen, bloß, weil jemand sich das nicht gefallen lassen hat.
Will's Weg zu seiner Tochter führt von Leuten, die ihn frech anlügen über Leute die ihn ausrauben und töten wollen bis hin zu der verkommenheit der höheren Schicht, die glaubt, durch Geld gehöre ihr alles und sie seien unantastbar. Das funktioniert nur solange, wie sich jeder brav vom Gesetz dazu nötigen läßt, und trifft nicht für Will zu, als ihn zwei widerliche Geldsäcke auf einem Golf Parcours wie einen zweite klasse menschen abservieren wollen durch ihren sozial höheren Status. Abgehärtet von allem, was man ihm bereits an einem einzigenMittag antun wollte, und im Sog seiner offensichtlich psychischen Erkrankung, unternimmt Will nichtmal den Versuch, Hilfe zu leisten, als einer der beiden in Folge des Verlaufs einen Herzanfall bekommt. Der Zuschauer denkt sich: "Verdient hat er's - ist ne harte Wahrheit aber würden all diese Leute ausgemerzt wäre die Welt ne bessere, und irgendwo muß man ja anfangen." - Es ist ja eine persönliche Entscheidung, ob man anderen die Würde läßt oder nicht - tut man es nicht, verwirkt man die eigene und sollte von der Gnade anderer abhängig sein. Will weiß daß er polizeilich gesucht wird, und es ist eine Frage der Zeit , ob er es noch schafft, seine Tochter zu besuchen.
Will hat sein ziel kaum erreicht, da kommt ihm die Polizei in die Quere - und somit diejenigen die eine solch defizitäre Gesellschaft dulden und nur oberflächlich bereinigen, und die denjenigen einsperren, der sich selbst dagegen wehrt.
Will weiß daß der besuch seiner Tochter vorbei ist, und daß sie ihn nun dafür verurteilen werden, daß er sich zur Wehr gesetzt hat. Er hat außerdem erkannt daß er kein idealer Vater für seine Tochter ist. Deswegen provoziert er seine eigene Erschießung und stirbt als tragischer Held, der eigentlich nur glücklich sein wollte, der aber durch seine Krankheit anders war als andere.
Michael Douglas brilliert in diesem Film, der zwei Handlungsstränge miteinander verbindet. Der hauptplot ist Will, die Ermittlungen der Polizei sind der zweite Plot. Der Polizist hat selbst eine eindeutig kranke Frau, verurteilt sie dafür nicht sondern liebt sie, und somit hat er fast schon Verständnis für Will, muß aber auch seinen job als Polizist tun.
Es wäre eine Mordsgaudi gewesen, hätte der Film nur den Handlungsstrang um Will, der sich von einem Vorfall zum nächsten hangelt und all das tut, was uns im Leben untersagt ist, zu tun. Der Plot um Prendergast, den Polizist, wirkt zeitweilens aufgesetzt, bzw mit Stereotypen vollgestopft, doch Prendergast ist ein engagierter und ehrenwerter Mann, auch er hat sympathie. Bemerkenswert ist, daß auch er , parallel zum völlig durchtickenden Will, über die Stränge schlägt. Es ist sein letzter Arbeitstag, und da kann er sich endlich leisten, seinen Chef ein Arschloch zu nennen, weil der es verdient, er kann sich ebenfalls leisten, einem Kollegen eine runterzuhauen, denn er hat ja nichts mehr zu befürchten. Symbolisch ist auch, daß er seiner Frau, die ihm bei aller Liebe schrecklich auf die Nerven geht, Grenzen setzt - Grenzen die für das neue Leben in Rente bestehen bleiben werden --- er übertritt dabei die Grenze der Legalität aber nur einmal leicht (als der den Kollegen schlägt) - der eher maue Handlungsstrang um die Polizei war somit wohl als direkter Vergleich dessen gedacht, was noch vertretbar ist, und was rigoros polizeilich geahndet werden wird.
Insgesamt ein toller Film den man unbedingt gesehen haben muß, weil er einfach nur anders ist als all der Möchtegern-Badguy-Mist mit Schwerstkriminellen antihelden und all dem, was kurz nach Falling Downs Erscheinen so in die Kinos kam.
8/10