Falling Down - Ein ganz normaler Tag (1993)

Michael Douglas spielt einen frisch geschiedenen Mann in den mittleren Jahren, der eines morgens bei Hitze im Stau steht und sich zudem darüber ärgert, dass er seine Tochter an ihrem Geburtstag nicht sehen darf, da seine Frau eine einstweilige Verfügung gegen ihn erwirkt hat. Er steigt aus und bricht auf, doch nicht etwa zu einem Spaziergang, sondern zu einem Amoklauf gegen die alltäglichen Ungerechtigkeiten und Ärgernisse.

"Falling Down" ist eine permanente Gratwanderung seines Regisseurs, die über weite Strecken gut funktioniert. Auf der einen Seite liefert Joel Schumacher einen unterhaltsamen Thriller rund um einen Amokläufer und seinen Verfolger ab, aber auch eine Gesellschaftssatire, die sich durchaus sehen lassen kann.

Die Grundidee, genauso, wie das Grundgerüst der Story ist denkbar einfach gestrickt und dennoch überzeugt der Film inhaltlich mit einigen guten Ideen. Vor allem die Konstruktion des Amokläufers ist dabei sehr gut gelungen. Man kann durchweg nachvollziehen, warum er reagiert, wie er reagiert, das Schicksal hat es nicht gut mit ihm gemeint, etwas jähzornig ist er zwar, aber dies zunächst einmal gewissermaßen mit gutem Recht. Immer wieder kommen ihm Menschen in die Quere, die wirklich jeden von Morgens bis Abends nerven. Der Verkäufer, der seine Preise praktisch wöchentlich erhöht, der Mitarbeiter einer Fast-Food-Kette, der kein Frühstück mehr macht, weil die Frist vor einer Minute abgelaufen ist, oder der Bauarbeiter, der eine Straße für Arbeiten absperrt, obwohl diese eigentlich in Ordnung ist. Immer wieder hegt man eine gewisse Sympathie für den Amokläufer, schreckt dann aber auch wieder vor der Härte zurück, mit der er agiert. Dieses ambivalente Bild, das hier entsteht, zeichnet den Film aus und gibt durchaus den einen oder anderen Denkanstoss, wobei auch sein Verfolger, der Polizist, der seinen letzten Arbeitstag vor der Pensionierung hat, durchaus ordentlich konstruiert ist.

Natürlich bleibt bei Schumachers Film auch der Unterhaltungswert nicht auf der Strecke. Schumacher, der so ziemlich zu jedem Genre einen Film beisteuerte, wobei neben "Falling Down" "Flatliners", "Nicht auflegen!" und "The Number 23" zu seinen besten Filmen gehören, platziert einige gelungene Gags, die gern auch mal mit schwarzem Humor und starkem Zynismus daherkommen. Außerdem baut er "Falling Down" letztlich als einen Thriller auf, der durchaus überzeugt, wobei die Jagd auf den Amokläufer, wie gesagt, natürlich ambivalenter ist, als die grobe Handlung dies zunächst schließen lässt. Stringent gestrickt und erzählt ist somit ein guter Unterhaltungswert ebenfalls gegeben.

Handwerklich ist "Falling Down" also gelungen und dies gilt auch für die Darstellungen der Schauspieler. Michael Douglas, dem man die Spielfreude in seiner außergewöhnlichen Rolle regelrecht ansieht, meistert ebenfalls einen schmalen Grat. Er spielt den aufbrausenden, jähzornigen Amokläufer überzeugend, man spürt förmlich die Gefahr, die vom brodelnden Charakter ausgeht, aber er wirkt auch zutiefst menschlich und authentisch, wenn er beispielsweise seiner Tochter gegenübersteht. Daneben gibt es einen gewohnt stark agierenden Robert Duvall, der einmal mehr beweist, dass er wirklich jede Rolle spielen kann.

Einen Makel hat das Ganze am Ende dann aber doch: Es fehlt die letzte Konsequenz. Das Ende wirkt fast, als habe Schumacher kurz vor Schluss gemerkt, dass sein Amokläufer als Held des Films gedeutet werden könnte und dies verhindern wollen. So wird zum Abschluss noch einiges relativiert und ein versöhnliches, aber dennoch nachdenkliches Ende angehangen. Dies hinterlässt, ähnlich wie die eine oder andere kleine Länge, einen faden Beigeschmack, aber ein guter Film ist "Falling Down" dennoch.

Fazit:
"Falling Down" unterhält als ordentlich gestrickter Thriller mit einem gehörigen Schuss schwarzem Humor durchweg gelungen und bietet darüber hinaus einen ambivalenten Protagonisten, dem man in seinem Handeln immer mal wieder recht gibt, um ihn im nächsten Moment wieder zu verurteilen. Sehenswert, wenngleich Schumacher die letzte Konsequenz vermissen lässt.

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