Einen sehr ungewöhnlichen Beitrag zur "Film-im-Film"-Thematik, surreal und damals noch mit Skandalen behaftet, von der britischen Zensur sogar lange Zeit verboten aufgrund von Bondage, was aus heutiger Sicht absolut nicht mehr nachvollziehbar ist, lieferte uns der Franzose Alain Robbe-Grillet mit seinem "Trans-Europ-Express" aus dem Jahre 1966.
In einem Zug treffen sich zwei Männer und eine Frau und arbeiten während der Fahrt ganz spontan ein Drehbuch über einen Drogenschmuggler aus, welches wir direkt miterleben. Die Ereignisse überschlagen sich allmählich und Realität und Fiktion beginnen zu verschwimmen, auf intelligente Weise reflektiert. Die Story ist ebenso so ungewöhnlich, orginell, herausragend konstruiert und doch irgendwie schlicht und für ein surreales Erzeugnis demzufolge noch verhältnismäßig leicht zugänglich, optisch einwandfrei, geradezu märchenhaft in magische Bilder verwandelt worden. Als Höhepunkt können wohl die wunderschönen, mitunter hocherotischen Sequenzen mit der bezaubernden Marie-France Pisier genannt werden, von ihrer Intensität in jedem Fall mit denen des Franzosen Alain Resnais gleichzusetzen und in ihrer Brillianz jeden noch so teuren Blockbuster in den Schatten stellend.
Auch wenn bei weitem nicht der ganze Film fesselt hat "Trans-Europ-Express" einige spannende Momente in bester Hitchcock-Manier zu bieten. Die Höhen machen die wenigen, aber nicht immer ganz unproblematischen Längen weitestgehend wieder wett.
Als zweifelsohne grandios kann die Auflösung bezeichnet werden, von der, um lästige Spoiler zu vermeiden, nur soviel verraten wird das sie in keinster Weise abzusehen war, auch nicht für mit der Materie des Kustkinos zur Genüge vertrauten Individuuen wie mich. Alles ist so verblüffend das ich mir guten Gewissens die These erlaube das sich sogar der große chilenische Surrealmeister und Drogenfilmer Alejandro Jodorowsky für das Ende seines überragenden "Montana Sacra", welcher zurecht zu meinen absoluten Lieblingsfilmen zählt, bei diesem einbisschen etwas abgeschaut hat.
In der Gesamtheit ist Alain Robbe-Grillet mit "Trans-Europ-Express" sicher ein ordentliches, wenn auch bei weitem nicht perfektes Stück surreale Suspense gelungen. Noch nicht ganz auf dem Niveau eines "Der dritte Mann" oder "Casablanca", aber trotzdem Nostalgie pur! Leider vielerorts vollkommen unzureichend gewürdigt...