Manchmal ist es wirklich merkwürdig, dass Filme komplett untergehen. „Unknown" ist so ein Fall. Trotz recht prominenter Besetzung habe ich den Titel zuvor nie gehört, bis mir der liebe ASCOT-Vertreter die Presse-DVD mitgebracht hat - und siehe da, der Film ist durchaus lohnenswert.
Fünf Männer wachen in einer Fabrikhalle auf. Keiner von Ihnen kann sich erinnern, was sich die Stunden zuvor ereignet hat. Merkwürdig ist hierbei besonders, dass einer in Handschellen mit einer Schusswunde an einem Geländer hängt, ein weiterer niedergeschlagen wurde und der dritte an einen Stuhl gefesselt ist. Natürlich vertraut vorerst keiner dem anderen, und die Situation entspannt sich nicht gerade, als sich mit fortlaufender Dauer die Anzeichen verdichten, dass drei der Männer Entführer und zwei davon entführte Millionäre sind. Ohne eine Möglichkeit zu fliehen, da die Fabrik hermetisch abgeriegelt ist, eskaliert es bald zwischen dem ungleichen Quintett. Derweil verpatzt die Polizei eine Geldübergabe und somit auch die Chance die Männer zu finden. Als in der Halle das Telefon klingelt und der Anrufer ankündigt „Wir sind bei Sonnenuntergang bei Euch", erleichtert das nicht gerade die Situation.
Das hatten wir doch schon bei SAW, höre ich schon einige Leute wieder meckern. O.k., wir befinden uns auch hier in einem abgeriegelten Gebäude, aber die Situation, dass drei von ihnen Entführer sind und keiner sich erinnern kann, wer, gibt dem Film erst die richtige Würze. Außerdem bleibe ich dabei, dass beide SAW Teile vor Logiklöchern nur so strotzen - in „Unknown" sind mir wesentlich weniger aufgefallen.
Zuerst einmal ein großes Lob an Regisseur Brand (schon wieder ein Debütant) und besonders an den Autor dieses Streifens. Der Zuschauer weiß wirklich nur genau so viel bzw. wenig wie die Männer selbst. Man bekommt dies in ganz kurzen und schnell geschnittenen Rückblicken gezeigt, bei denen man allerdings höllisch aufpassen muss nichts Falsches hinein zu interpretieren. Den einzigen Vorteil, den der Zuschauer hat, ist, dass er die kurzen Flashs von allen fünfen serviert bekommt und somit einen Schritt weiter ist als die anderen? Oder doch nicht? Das hat man wirklich exzellent gelöst und man rät als Zuschauer natürlich automatisch mit, wer denn nun wer ist.
Zwei kleinere Kritikpunkte muss ich doch noch anbringen. Man hätte den Konflikt der Männer untereinander ruhig noch zwanzig Minuten länger zeigen können, denn der Film ist nur knapp achtzig Minuten lang und der Showdown ist im Vergleich zum Rest einen Tick zu lang und auch sehr konventionell gehalten. Da hätte ich mir etwas mehr Originalität gewünscht, durch die sich der Film ansonsten die ganze Laufzeit gegenüber der Masse hervorhebt. Doch eine klitzekleine Überraschung hält Mr. Brand dann doch noch für uns bereit.
Sonst hat die Puppe hier nichts auszusetzen. Ein gradliniger und spannender Thriller -allerdings nicht allzu blutig. Hier legt man den Fokus auf Suspense. Die Besetzung ist mit Jim Caviezel, Greg Kinneaer und Joe Pantoliano wirklich hochwertig und somit sind wir wieder am Anfang angekommen. Warum lief der in Deutschland in keinem Kino? Weiß keiner? Ich auch nicht, aber dafür gibt's ja die DVD-Auswertung.