Seinerzeit hatte „Jurassic Park“ so einige Superlative inne. Perfekt geplant und durchkalkuliert sorgte der Film nicht nur für brechend volle Kinos, sondern machte auch im Marketingbereich den ganz großen Reibach. Die Dinomanie wurde schon im Vorfeld so geschickt voran getrieben, dass Groß und Klein genau das lebend sehen wollte, was man bisher nur aus bebilderten Büchern kannte – die Dinosaurier. Um Michael Crichtons Roman familiengerecht adaptieren zu können, wurde das Szenario harmloser gestaltet. Der Bodycount hält sich in Grenzen, die Blutrünstigkeit auch. Regisseur Steven Spielberg („Jaws“, „Raiders of the Lost Ark”) setzte auf Budenzauber und die prominente Besetzung um Sam Neill („In the Mouth of Madness“, „Event Horizon“), Jeff Goldblum („The Fly“, „Mister Frost“) und Richard Attenborough („Mircale on 34th Street“). Er sollte recht behalten.
Formelhaft mag das Abenteuer von vorn bis hinten zwar sein, langweilig ist es deshalb noch lange nicht. Nach einem reißerischen Schocker zu Beginn wird die bunte Schar unterschiedlicher Kreativköpfe auf die Insel des Multimillionärs John Hammond (Attenborough)eingeladen, um dort ein Wochenende der ganz besonderen Art zu verbringen. Hammond hat sich einen Traum erfüllt und mittels DNA-Resten einen ganzen Zoo mehr oder weniger putziger Dinos geschaffen. Jetzt soll quasi der Testlauf mit Wissenschaftlern, Professoren und seinen beiden Enkelkindern anlaufen. Als die erste Rundfahrt dann startet, startet auch der Hurrikan durch und verwüstet die Insel. Bald findet die Natur ihren Weg und niemand ist auf der Insel mehr sicher.
Spielberg weiß natürlich wie man so eine Idee als Crowd Pleaser aufbereitet und so wird hier ein ganzer Haufen unterschiedlicher Charaktere eingearbeitet, damit jeder etwas zum identifizieren hat. Für die Kleinen sind die Enkel dar, der Rest darf sich zwischen dem griesgrämigen Dinoexperten Grant (Neill), seiner Kollegin Ellie Sattler (Laura Dern) oder dem zynischen Chaostheoretiker Ian Malcolm (Goldblum) entscheiden. Der Rest spielt nur Opfer, ist ängstlich, unsympathisch oder die Dinos haben ihn zum Fressen gern.
Bevor dann die ersten Augen arglistig durch das Unterholz blicken oder der Boden zu beben anfängt, spielt Spielberg geradezu genüsslich mit den Erwartungen der geifernden Zuschauermasse. Wann kommt der denn endlich? Ein paar kurze Shoots auf harmlose Pflanzenfresser machen da nicht wirklich satt. Diskussionen über das heute immer noch up to date Thema „Klonen“, die fehlende Moral nicht in Gottes Schöpfung herumzupfuschen, bilden so eine Art pseudointellektuelle Grundlage, in der „Jurassic Park“ aber nur vorgibt mehr zu sein, als er eigentlich ist – eben ein Popcornfilm.
Wenn dann nach Totalausfall aller Inselsysteme zur großen Menschenhart geblasen wird, dürfen sich T-Rex, Raptor und was noch so alles durch das Unterholz fleucht und kreucht so richtig austoben. Die Effekte waren damals bahnbrechend, der Spannungsaufbau weniger. Obwohl Spielberg bis zum Ende nichts Neues mehr einfällt, bleibt der Kampf um Leben und Tod straightes Adrenalinkino, dass sich leider etwas vor Blut scheut, dafür allerdings ein paar herbe Schocks auffährt. Bei Jacksons Arm bin ich seinerzeit in den Kinosessel gekrochen.
Für etwas Abwechslung im Dinodschungel sorgt, neben dem Subplot um illegal entwendete Embryonen und dem verzweifelten Versuch die Anlage wieder zum Laufen zu bekommen, Goldblum mit Sarkas- wie Zynismus. Die weiteren Einzelschicksale sind da weit weniger von Interesse oder nerven, vor allem bezüglich der Enkelkinder, einfach nur. Wenn es dann mal hapert, holt John Williams seinen pompösen, markerschütternden Score heraus und sorgt damit für wohliges Kribbeln beim Publikum.
Fazit:
Wegweisender Dinohorror, der trotz seines formelhaften Plots, dank exzellenter Tricks, die Adrenalinproduktion ankurbelt. Die wahren Stars sind und bleiben die Urzeitechsen und diese Tatsache kostet „Jurassic Park“ besonders in der zweiten Hälfte ausführlich aus. Wer den Streifen noch nicht gesehen hat, ist selber Schuld. Selten war berechnende Mainstreamkost in so einer Qualität zu sehen.