Review
von Leimbacher-Mario
Der beste Film über Alkoholismus, der je gedreht wurde
Was? Alkohol ist nicht cool, ungefährlich und unumgänglich? Das gab es vorher noch nie, Billy Wilder war damals kein Thema zu brisant! "The Lost Wekkend" ist das erste Drama über einen Alkoholkranken und wahrscheinlich noch immer das beste. Selbst "Barfly" oder "Leaving Las Vegas" kommen nicht ganz an ihn heran, haben gelernt und müssen Tribut zollen. In einer Zeit, wo Hollywood und Amerika und die halbe Welt die Grauen des Krieges am liebsten weggetrunken hätte, sticht Wilder mit dieser gnadenlos-entlarvenden Studie mitten ins Herz einer Gesellschaft und ihrer liebsten, genehmigten und verharmlosesten Droge. Es geht um einen Alkoholiker, der von seiner Freundin und seinem Bruder endlich mal 10 Tage vom Alkohol fern gehalten werden konnte. Nun planen sie ein schönes Wochenende außerhalb der Stadt, nüchtern das Leben und die Schönheit der Welt zu genießen, doch die Sucht ist noch lange nicht geschlagen...
Mutig, ehrlich, nachvollziehbar und vollkommen untypisch für Hollywood. Ein unbesungener Meilenstein, den damals nur einer machen konnte, durfte, wollte. Jeder, der auch nur den Hauch einer Ahnung von dieser Sucht hat, ob in der Familie, dem Freundeskreis oder sogar persönlich, wird kaum fassen können, wie packend und geradeaus diese 4 Tage im Leben eines Trinkers, eines Mannes, eines Versagers dargestellt sind. Ray Milland spielt den bemitleidenswerten Trunkenbold aufopferungsvoll und ohne Bremsen, mit Understatement und trotzdem voller Power. Die Leute um ihn herum, die ihn lieben, verzweifeln und trauern ebenso wie wir Zuschauer, wie unser Protagonist selbst ganz tief in seinem Inneren. In einer Zeit, in der Alkohol mehr denn je gesellschaftsfähig und auch fester Bestandteil meines Lebens ist, vom Bierchen im Kino über Cocktails auf Partys bis zum Rotwein am Abend, macht "The Lost Weekend" nachdenklich ohne Ende. Ein schmerzhaftes Ding unters Kinn mit 3 Promille und trotzdem klaren Blick. Wenn einem selbst bei Wilder das Lachen vergeht, dann heißt das schon was.
Fazit: Billy Wilders Alkolikerdrama ist erschütternd, ehrlich, seiner Zeit voraus und noch immer das Nonplusultra in diesem traurigen Subgenre... da vergeht einem selbst der Durst auf das kühlste Kölsch bei 30 Grad!