Review

Meine erste Begegnung mit Ridley Scotts „Alien“ aus dem Jahre 1979 war keine allzu gute. Ich war ein Kind, das diesen Film im Fernsehen sah und extraterristische Monster-Action erwartete. Ich war enttäuscht und tat den Film als „langatmige Verfolgungsjagd in dunklen Gängen mit blinkenden Lichtern“ ab. Später wurde mir bewusst, wie sehr ich ihm Unrecht getan hatte. Natürlich besticht „Alien“ mit seiner an Mario Bavas „Planet der Vampire“ angelehnten Geschichte durch seine klaustrophobische Atmosphäre in opulenten, gigantischen Kulissen - sei es im detailliert ausgearbeiteten Raumschiff oder auf dem fremden Planeten -, die sorgfältige Charakterisierung der Crew, innerhalb derer sich eine grandiose Sigourney Weaver als starke Frau herauskristallisiert und sich am Ende packende Frau-gegen-Alien-Duelle liefert, und nicht zuletzt selbstverständlich durch das geniale Creature-Design H.R. Gigers, der mit seiner Gestaltung des Aliens eine der faszinierendsten Kreaturen des Kinos erschuf. Die Dramaturgie des Films treibt die beklemmende Spannung auf den Höhepunkt; das Erzähltempo ist noch eindeutig in den 1970ern verwurzelt und trägt hier in optimaler Weise zur Entfaltung der Atmosphäre bei. Gigers biomechanische Arbeiten, die sich nicht nur auf die Kreatur beschränken, kommen im Kino auf großer Leinwand am besten zur Geltung, wobei man das ausgewachsene Alien bis zum Schluss nie komplett zu Gesicht bekommt, was zur Mystifizierung beiträgt. Tief ins kollektive Gedächtnis eingebrannt hat sich der wohl blutigste Moment des Films, die Geburt des Aliens aus dem Körper eines Besatzungsmitglieds heraus. Doch diese sehr gut umgesetzten Splattereffekte bleiben die Ausnahme. Im genannten Beispiel dienen sie dem radikalen Abbruch eines entspannten Augenblicks, um anschließend gleich wieder die Spannungsschraube anzuziehen. Die behutsam eingestreute Kapitalismuskritik verstärkt den positiven Eindruck zusätzlich und liefert einen kleinen Subplot. „Alien“ wurde zu einem zeitlosen Meilenstein der Filmgeschichte, der einem ganzen Genre neue Impulse verlieh und zahlreiche Nachahmer fand, die aber nie dessen Qualität erreichten. An einen meiner infantilen Kritikpunkte nach meiner Erstsichtung muss ich aber dennoch anknüpfen: Für meinen Geschmack blinken im Raumschiff tatsächlich zu viele Lichter sinnfrei vor sich hin – die einzigen Momente, in denen „Alien“ an die auf „spacig“ getrimmte Ausstattung diverser Science-Fiction-Filme aus dem B-Bereich erinnert. Dass das angesichts der Qualitäten des Werks absolut nebensächlich ist, dürfte aber klar sein. Wer die Möglichkeit bekommt, diesen Film heutzutage noch einmal im Kino zu sehen, sollte diese unbedingt nutzen – ein großartiges Filmerlebnis ist gewiss!

Details
Ähnliche Filme