Zu den wohl interessantesten Filmreihen zählt ohne Zweifel die Alien-Quadrologie, die sich über einen beachtlichen Zeitraum von 18 Jahren erstreckte. Obwohl die Fans - ich schließe mich da ein - zu den einzelnen Filmen teilweise unterschiedlicher Meinung bezüglicher der Qualität sind, steht ziemlich außer Frage, dass die ersten beiden Teile an Atmosphäre und Spannung die beiden letzteren Streifen etwas verblassen lassen. Dennoch bleibt über das Gesamtwerk ein seltsamer Hauch der Faszination. Rückblickend ist es schon interessant, dass - im Gegensatz zu anderen Filmreihen - sich gleich vier verschiedene prominente Regisseure (zu dieser Riege will ich Jeunet mal hinzurechnen) verwirklichen durften, woraus auch eine völlige Unhomogenität der Filme resultierte, selten wirkte ein Mehrteiler weniger aus einem Guss wie hier und wurde nur durch ein grauenhaftes Element verbunden - dem „Alien".
Dabei ist es gerade zu einzigartig, wie sich bestimmte Begriffe und Namen - „Facehugger" ist so ein Wort - in diesem Zusammenhang fest in das Gedächtnis schraubten, ja sogar Teil einer Subkultur geworden sind und ihren eigenen Kultstatus schufen. Und ich glaube kaum, dass es ein anderes Filmwesen gibt, wo sogar der Schöpfer, wie hier der Schweizer Künstler H. R. Giger zu einer Berühmtheit wurde.
Scott hat eigentlich bei seiner Story auf ein simples Schema gesetzt: Man nehme eine mehrköpfige Crew bestehend aus verschiedenen Charakteren, als Schauplatz des Geschehens einen Ort ohne Fluchtmöglichkeiten - einen übergroßen Weltraumfrachter -, sowie einen unbekannten Gegner, der die Mannschaftsstärke gegen Null tendieren lässt. Natürlich wird das nicht ganz geschafft, einer kommt durch, bzw. eine - und damit gab's auch den Durchbruch für Sigourney Weaver, die in der Rolle der Ripley glänzen konnte.
Es gab einige Variationen dieses Themas, „The Thing" von Carpenter oder das brachiale „Predator" sind nur zwei Beispiele, aber Scott schaffte es, die Anteilnahme des Zuschauers wie nur selten hervorzukitzeln, da die Personen mit vielen Facetten beschrieben wurden.
Selten wirkte ein Ort so klaustrophobisch wie die „Nostromo", und es sind gerade die Momente der Stille und auch die der monotonen Geräusche, es sind die dunklen langen Gänge und die Sterilität der technischen Instrumententafeln. Sicher, einiges macht heute einen charmant-unmodernen Eindruck, gerade auch bei jüngeren Zuschauern, wie z.B. der überdimensionierte Zentralcomputer „Mutter", der einen ganzen Raum ausfüllt. Auch muss man sich eine Weile gedulden, bis der Film einigermaßen Fahrt aufnimmt, wobei die Action vornehm in den Hintergrund rückt, dass wird vielleicht einigen nicht passen. Ebenso, dass man das Alien - es gibt nur das eine Exemplar in diesem Teil - kaum in voller Größe zu sehen bekommt und die Attacken nur in Ansätzen mit einigen schnellen Filmschnitten abgehandelt werden. Doch dadurch erreicht Scott nur noch eine Steigerung des Grauens, so wirkt der fiese Gegner schier gesichtslos, unberechenbar und unnahbar. Dass es eine Lösung des Dramas geben wird, glaubt der Zuschauer mit fortschreitender Zeit immer weniger, erst recht nicht, als Ripley den Selbstzerstörungsmechanismus des Schiffes aktiviert, der Rest der Crew lebt längst nicht mehr. Wenn dann der akustische Countdown beginnt, greift die Eisigkeit auch nach dem letzten Zuschauer, doch Ripley kann dann doch noch einen Ausweg präsentieren inklusive einer finalen Überraschung, denn der Gegner ist hartnäckig bis zum Ende...
„Alien" ist zurecht zum Klassiker geworden und mit den Jahren keineswegs gealtert, und wenn doch, dann höchstens in Würde. In Sachen Spannung und Atmosphäre immer noch einzigartig und von vielen Nachahmern kopiert, doch selten erreicht. James Cameron tat deshalb auch gut daran, die Story auf seine Art weiterzuerzählen, aber das gehört hier nicht mehr her...