"Shaun of the Dead" hat vorgemacht, wie man das Genre des Zombiefilmes veralbern kann, ohne eine sinnlose Nummern- und Zitate-Revue zu drehen. "Fido" schlägt in eine ähnliche Kerbe, ist aber dennoch ein völlig anderer Film geworden. Obwohl einige Klischees zugunsten der Handlung und der Thematik ausgespielt werden, ist "Fido" doch ein ungewöhnliches Filmvergnügen, das von seiner außergewöhnlichen Atmosphäre, seinen cleveren Einfällen und nicht zuletzt von seinen guten Schauspielern lebt.
Verpflanzt hat man die Handlung in die Fünfziger Jahre Amerikas (ohne diesen Umstand namentlich zu erwähnen), die vor allem durch den Schein der heilen Welt und eine starkePrüderie geprägt waren. Genauso lebt es sich in der fiktiven Kleinstadt von "Fido". In dieser Parallelwelt hat es wie in vielen Zombie-Filmen eine Seuche gegeben, die dazu führt, dass sich Tote aus ihren Gräbern erheben und zu fresswütigen Raubtieren werden, die sich alle angewesten Finger nach Menschenfleisch schlecken. So weit, so abgedroschen. In "Fido" hat es vor der Filmhandlung einen großen Zombiekrieg gegeben, in denen sich die Menschen heldenhaft und mit Waffengewalt gegen die untote Übermacht gestemmt haben. Der Konzern Zom-Con hat es nicht nur geschafft, die Städte einzuzäunen und zombiefrei zu machen (eine Idee, die auch schon Zombie-Großmeister George A. Romero in "Land of the Dead" hatte), sondern auch noch die Zombies mittels eines elektronischen Halsbands gefügig zu machen. Hier betritt der Film Neuland und spielt mit der Idee von Zombies als Haustieren und billigen Arbeitskräften.
Die Ausgangslage ist von daher schon einmal als originell und vor allem für Zombiefreunde interessant zu bezeichnen. Der Kontrast zwischen High-Tech-Fiktion und den gewählten Fünfziger Jahren macht einen großen Bestandteil des Reizes von "Fido" aus, trifft aber immer noch nicht des Pudels Kern, schließlich ist der Film keine originelle Metzelorgie (obwohl natürlich auch etwas Blut fließt), sondern eine ruhig erzählte Geschichte um einen jungen und seinen Hund... ähm Pardon, einen Jungen und seinem Zombie. Dass der Gedanke nicht weit hergeholt ist, wird spätestens in der Szene klar, in dem der Haus-Zombie Fido Hilfe holt, als Sohn Timmy in Gefahr ist. In Verbindung mit dem nostalgischen Setting wird man so an eine typische "Lassie"-Folge erinnert, was wohl auch so beabsichtigt ist. In tiefstem Herzen ist "Fido" also mehr als nur eine Parodie auf Zombie-Filme (wie eine Parodie fühlt sich dieser Streifen auch nicht an), sondern auch ein Jugendfilm, bzw. die Persiflage dieses Genres. Diese ungewöhnliche Mischung ist es, die "Fido" auszeichnet und sehenswert macht.
Die Darsteller sind erfreulich talentiert und / oder namhaft. Der namensgebende Zombie wird von Billy Connolly ("Last Samurai") dargestellt. Er hat die schwierige Aufgabe, seinem Untoten Gefühle und letztlich Seele einzuhauchen - trotz der obligatorischen Make Up-Schicht, die einen Leinwandzombie nun mal ausmacht. Carrie-Ann Moss liefert auch eine wunderbare Leistung als vernachlässigte Mutter mit eigenem Willen. Dabei wirkt sie mal prüde, mal überaus sexy. Diese Gratwanderung stellt die Moss überaus überzeugend dar. Auch die restliche Besetzung ist immer erfreulich talentiert und zum Teil auch durchaus namhaft (Tim Blake Nelson, "O Brother, Where Art Thou?"). Schauspielerisch wird man also, genreuntypisch, regelrecht verwöhnt.
Das Setting lässt den Film zudem überaus hochwertig erscheinen. Die fiktiven Fünfziger, die hier gezeigt werden, sind immer sonnig, beinhalten wunderbare nostalgische Autos und "adrette" Klamotten. Trotz 1-2 blutiger Szenen kommt so überhaupt keine Angst oder gar Ekel auf. Leider geht dies Hand in Hand mit einer gewissen Spannungsarmut, die man als Kritikpunkt ansehen kann, aber auch nicht muß. Der Film ist nicht mehr, als eine nette und witzige Geschichte mit einem ungewöhnlichen Zombie-Setting, aber eben auch nicht weniger. So ist der Film weit entfernt von krachledernen "Filmverarschungen" wie "Scary Movie" oder "Meine Frau, die Spartaner und ich". Was den Zuseher erwartet, ist ein beinahe entspannter Film, der einige (sicherlich gewollte) Parallelen zum echten Leben bietet und einige Filme und Genres sanft durch die Milch zieht (für Kakao ist die filmische Suppe viel zu mild gewürzt). Wer mit dieser Prämisse an "Fido" herangeht, der kann 90 Minuten nette Unterhaltung erwarten. Und das ist ein charmantes Fazit zu einem charmanten, aber nicht herausragenden Film.
Fazit:
7 / 10