Review

ACHTUNG, KÖNNTE SPOILER ENTHALTEN!!

Die Welt des deutschen Sexfilms ist schon eine ganz eigene; das zeigt auch dieser - relativ frühe - Genrebeitrag aus den End-Sechziger wieder ganz deutlich.

Die Story ist erwartungsgemäß simpel: Student und Schürzenjäger Werner verguckt sich in die siebzehnjährige Eva, die jedoch vom Sex nichts wissen will; ihrer besten Freundin gar anvertraut, sie wolle ewig Jungfrau bleiben. Doch Werner lässt nicht locker und so erkennt Eva am Ende des Films, dass Sex eigentlich doch eine prima Sache ist. So weit, so gut.

Unter normalen Gesichtspunkten wäre die Umsetzung dieses - sind wir mal ehrlich - Stumpfsinns keinesfalls als gelungen zu bezeichnen. Regisseur Hubert Frank kurbelte seine Geschichte relativ lustlos herunter; auch die Darsteller agieren nicht immer glaubwürdig, was gewiss zu einem großen Teil am Drehbuch gelegen hat. Hier wimmelt es vor Logikfehlern; insbesondere die bereits erwähnte Realitätsferne sticht ins Auge. So regt sich Eva beispielsweise ganz fürchterlich auf, als sie ihren Vater mit einer Geliebten beim Sex erwischt; ist aber fünf Minuten später gerne bereit, mit den beiden auf einen mehrtägigen Segeltörn zu gehen. Derartige Szenen machen den Film für die Freunde deutscher Sexfilm-Kost allerdings auch wieder interessant. Denn zumindest ich gucke diese Streifen nicht, um tatsächlich gut gemachte Filme zu sehen, sondern weil mich die Werke dieser Zeit mit ihrem ganz besonderen Charme gut unterhalten. Und Charme hat der hier vorliegende Film - gerade durch die Naivität des Drehbuchs - durchaus.

Was den Film dann noch einmal ganz besonders aus dem Einheitsbrei hervorstechen lässt, ist die hier vertretene Moralauffassung. Der ganze Film steht sehr im Zeichen des 68er-Zeitgeistes. Freie Liebe ist angesagt, möglichst oft und möglichst mit jedem. Romantik und Monogamie sind verpönt. Wer sich dem verweigert, lebt in der Vergangenheit und gilt als langweilig, spießig. So wird z.B. die Szene direkt am Anfang, in der Werner versucht, Eva zu vergewaltigen, moralisch überhaupt nicht hinterfragt - im Gegenteil. Nachdem Eva flüchten konnte, wird sie von ihrer besten Freundin schwer gemaßregelt und sinngemäß gefragt, worauf sie denn eigentlich warten würde. Irgendwann müsse man ja mal loslegen mit der Liebe, dem Sex und so.

Auch, wenn es bis auf ein paar nackte Brüste kein explizites Bildmaterial zu sehen gibt, ist der Film eine Sleaze-Granate. Eigentlich unglaublich, dass so etwas damals im Kino lief und dass die Gesellschaft auch keinen übermäßigen Anstoß daran nahm. Waren halt andere Zeiten. Und insofern liegt uns mit "Willst du ewig Jungfrau bleiben?" nicht nur ein durchaus unterhaltsamer Film vor, sondern auch ein interessantes Zeitdokument. Freunde der deutschen Sexploitation sollten hier zugreifen.

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