Cannibal - Aus dem Tagebuch des Kannibalen
Krass! Wo fangen wir an? - Also vorweg am besten bei den vielen Meinungen die hier und da zu dem Film rum kursieren. Ich höre und glaube eigentlich gar nicht mehr darauf, wenn Leute behaupten der oder der Film ist voll böse und brutal und das Heftigste, was es auf der Welt gibt. Zu oft wurde ich enttäuscht und um Beispiele zu nennen so z.B. „Braindead“ der Film ist nicht krass, sondern lustig. Ein anderes Beispiel „Ichi“ oder „Martyrs“ das sind keine brutale und heftige Filme sondern gut gemachter Psycho Horror. Bei dem hier besprochenen Vertreter „Cannibal - Aus dem Tagebuch des Kannibalen“ handelt es sich auch um so einen Film, der als schockierender Ultra brutal heftigster Film gehandelt wird. Was ist dran?
Da ich vorher weder Trailer oder sonst was über den Film wusste, erwartete ich eine typisch deutsche Amateur Produktion ohne jeglichen Anspruch und Filmkunst, doch schon nach den ersten Minuten wurde mir klar, dass dies nicht zutrifft, denn „Cannibal - Aus dem Tagebuch des Kannibalen“ besitzt durch aus Anspruch und einen tieferen Kunstcharakter, was den intellektuellen Zuschauer neugierig machen könnte.
Der Film baut sich in drei Abschnitte auf. Zunächst über die Vorgeschichte, wie es dazu kam, dass Mister Psycho zu einem Kannibalen wurde. Hier wird deutlich auf eine psychische Erkrankung hingewiesen dessen Auslöser eine Persönlichkeitsstörung durch „Märchen“ zustande kam. Nun ja, man zeigte plakativ das unser Kannibale besessen war von seinem Hobby oder Fetisch oder wie man das nun nennen will. Im zweiten Abschnitt geht es um das „Fleisch“ und dessen freiwillige Beschaffung. So wurde über Kontaktanzeigen im Internet die eine oder andere Absage erteilt, bis sich schließlich ein wandelndes Mittagessen gefunden hat. Man lernte sich kennen und wurde intimer (zum Glück nicht explizit gezeigt). Nun nach dem eigentlich alles geklärt war und der Hauptgang losgehen könnte, bekommt unser Kannibale Gewissensbisse, wogegen das Fleisch hingegen deutlich überzeugter war, gegessen zu werden. Nach etwas Überredung klappte es dann doch und eine Kastration war der Startpunkt zum dritten Abschnitt wo die Splatterei losgehen kann bis zum Finale, wo verzehrt wird. Na dann guten Appetit.
Wer einen typischen Kannibalen Film wie aus den 70er erwartet wird enttäuscht sein. Dschungel Abenteuer sucht man hier vergebens und der Neuzeit Kannibalismus, der auf eine wahre Begebenheit beruft, zeigt sich auch vom Thema in einer völlig anderen Perspektive. Mir kulturellen Kannibalismus wie bei den Urvölkern hat da nichts zu tun, sondern eher mit psychisch rituellem Denkschema. Dies macht den Film ernst, kühl, schmutzig und düster. Dass der Film dem Zuschauer verstört werden lässt, kann ich bestätigen, Schonkost ist das nicht und selbst ich musste gegen Ende etwas schlucken und kurz an die frische Luft gehen.
Ich schätze das „Marian Dora“ sich hat inspirieren lassen von „Nekromantik“ denn die Machart, Kameraführung, die Atmosphäre, und auch die ruhigen gezielt an fokussierten Details lasen parallele erkennen nicht zuletzt durch die Musik und den kaum vorhandenen Dialogen. Wer „Nekromantik“ gut fand, wird mit „Cannibal - Aus dem Tagebuch des Kannibalen“ auch klarkommen.
Was gibt es noch zusagen? Zusammengefasst hat man es mit einem Film zu tun, der keinesfalls schlecht gemacht ist und ein tabu Thema behandelt, was nicht für alle Zuschauer geeignet ist. Heftig ist der Film schon und kann sich ohne zu übertreiben auf der Liste der 20 härtesten Filme weltweit einreihen. Auch die Splatter Szenen können sich sehen lassen, wobei das meiste sich im Kopf abspielen, wird nicht zuletzt, da alles gesamt schon ziemlich verstört und krank rüber kommt.
Fazit: Nichts für schwache Nerven passt hier ausnahmsweise mal. Würde mich nicht wundern, wenn es Fälle gibt, wo der ein oder andere nach Beschauung des Films zum Veganer wird. Dennoch ist der Film durch seine künstlerische Machart, vereinzelten Tiefgängigkeit und natürlich der kalten morbiden Atmosphäre interessant und gelungen. Für Zuschauer mit stabilen Nerven eine Empfehlung.
Bewertung: Ich vergebe den Film aus künstlerischer Sichtweise 7,8 Punkte (8)