Obwohl vergleichsweise und gerade auch für Pyun - Verhältnisse mit einem relativ gesehenen Starbaufgebot in der Besetzung vertreten und obwohl 1997 die Zeit für derlei Nachschub der damals noch funktionierenden Videotheken und den Abspielsendern des Privatfernsehens vorhanden war, ging Crazy Six sowohl in der Vergangenheit als auch gerade rückwirkend betrachtend insgesamt ein wenig unter. Abseits einer wirklichen Erkennung oder Kennung gelegen, bei aufgezählter Filmografie des sowieso zahlreichen, allerdings auch quantitativ sehr stark (nach unten) schwankenden Outputs des Regisseurs ebenso übersehen und so überhaupt auch keinerlei Notiz genommen von, was allerdings jetzt im Nachhinein auch weiter schlimm nicht ist; angesichts dessen, was der Meister des Schlafwandlerischen hier im gewohnten Tonus fabriziert:
Ein Jahrzehnt nach dem Fall des Kommunismus. Der irgendwo in Osteuropa den Träumen und den Drogen nachhängende Billie, Spitzname 'Crazy Six' [ Rob Lowe ] wird auf der Suche nach schnellen Geld in die Machenschaften des lokalen Gangsterbosses Dirty Mao [ Mario Van Peebles ] hineingezogen, der mit seiner Hilfe sowie der Idee von Viyana [ Blanka Kleinova ] und Andrew [ Thom Mathews ] vom Konkurrenten Raul [ Ice-T ] eine Stange Geld samt dazugehörigen Plutonium klaut; was dieser natürlich nicht auf sich sitzen und die eigenen waffenstarrenden Schergen von der Leine und auf die Spur der anderen Helferlein wie Andrew lässt. Während Billy mitsamt seiner einzigen Hoffnung Anna [ Ivana Milicevic ] das Entkommen sucht, versucht der vor Ort stationierte US Cop Dakota [ Burt Reynolds ] plus Kollege Jerzy [ Norbert Weisser ] im Gangsterkrieg zu intervenieren.
Manchmal könnte man denken, dass dem erklärten Kurosawa - 'Schützling' ohne dem Untergang des Kommunismus keinerlei Ideen mehr gekommen wären und so gut die Hälfte des Werkes gar nicht würde existieren. Zumindest an glorreichen Bildern vom ehedem blühenden Ostblockstädten, die heute aussehen wie nach einem Bombeneinschlag im Zweiten Weltkrieg so belassen, würde das getreue Publikum ärmer sein, und an kruden Geschichten, die Hier und Heute spielen, aber visuell und narrativ eher dem Subgenre der Post-Apokalypse angehören. So darf man sich auch hier erneut an Mauerruinen und Holzbaracken sattsehen, die schief im Wind stehen und nur noch widerwillig und mit letzter Müh und Not der Schwerkraft widerstehen. Alles abgewrackt und dreckig, ganz karg oder im anderen Extrem auch zugemüllt, mit abgeplatzten Fliesen, Löchern im Dach und dem Schimmel als Verzier. Ein Zerfall allerorten, bei der der Platz der Unterhaltung einzig das schummrige Lokal “Lotos“ ist, zu dessen Keyboardmusik noch eine mit Glitter geschminkte Sängerin wippt.
Diese Dame ist noch die einzig Normale in der Geschichte, die sich zwar anfangs auch merkwürdig aufführt und gegen alle Tugenden gibt, aber bald ein Ziel vor Augen hat, was sogar lohnens- und erstrebenswert ist und sie zugleich in Angriff und Erfüllung nimmt. Der Rest der Bewohner von “Crimeland“ tut und spricht und kostümiert sich vermehrt affektiert, sodass man attestieren muss, dass zu jedem Benehmen auch gleich die passende Verkleidung geboten wird und sich die Ausstattung so blendend mit dem Gehabe arrangiert. Lowe am Tiefpunkt seiner (später nochmal im Fernsehen durchstartenden Karriere) mit Langmähne und Halbbart gibt hier den Penner, den schlaffen Hobo mit der Drogensucht, der in der viel zu großen Armyjacke durch die Trostlosigkeit stolpert und die meiste Zeit sowieso rauschbedingt in einer anderen Welt wandelt; während Reynolds aus Texas herüber gebeamt wurde und eigentlich moderner Cowboy stilecht mit Hut und Halfter, Ice T der Detroit-Gangbanger und Van Peebles noch aus der Prohibition, allerdings mit fransösische Akzong und einem winzigen haarigen Diabeteskranken Chihuahua namens “Bijou“ als einzigen echten Freund zum Streicheln auf dem Arm unterwegs ist.
Pyun bleibt sich demnach treu; eine eher dünne, vielleicht 30min auffassende Erzählung, die mühsam und ewig über die erforderliche Mindestlaufzeit gestreckt wird und wenn dazu auch vielerlei Stillstand, Sinnieren, Fabulieren, allerlei Symbolisieren und andere Füllkonstrukte wie Rückblenden oder Videoclipzugaben vonnöten sind. Zusätzlich gibt es die beliebten Neonbilder, die den Hintergrund in kräftiges Pink, Rot oder Türkis tauchen, und selbst dem Glamour Rock der frühen Achtziger wird eingangs ausgiebig von der Dame am Keyboard, in zunehmender Verlangsamung des Liedes gefrönt. Wollen wir zugutehalten, dass der sich längst über seinem Zenit befindliche Regisseur sein 'Bestes' gibt, der öden Plotte mit etwas Sperenzchen Sog, Anreiz und Bedeutung beizugeben, wobei man als Kunde lieber ordentliche Schießereien gesehen (statt wie hier im miesen Schnitt bloß gehört und erahnt) hätte und mehr Tempo als Abstraktion wäre auch nicht schlecht.