Review

Zugegeben, die Low-Budget-Produktion „Living & Dying“ profitiert ungemein von ihrem relativ ansprechend gestalteten Cover, der sich ganz passabel lesenden Inhaltsangabe sowie dem ins Auge fallenden Steelbook, in welchem die deutsche DVD-Version zu haben ist – aber im Grunde sollte (spätestens) ein Blick auf die Cast&Crew-Liste ausreichen, um begründete Zweifel an der Qualität des Werks aufkommen zu lassen, denn die Karriereverläufe von Michael Madsen und Edward Furlong, die beiden zugkräftigsten Namen der Besetzung, weisen schon lange keine sonderlich berauschenden Ausprägungen mehr auf. Nun ja – ausführliche Rede, kurzer Sinn: Leider begegnet dem Betrachter hier erneut ein klassischer Fall der Marke „war ja im Prinzip klar“…

Eigentlich hatte der Tag für Sam (Edward Furlong) und seine Freundin Nadia (Bai Ling) ziemlich gut begonnen: Gemeinsam mit zwei Komplizen waren sie in das Lohnbüro einer lokalen Geschäftsgröße gestürmt und hatten binnen weniger Minuten eine nicht unerhebliche Summe Bargeld erbeutet – doch die ausgelöste Euphorie währt nicht allzu lange, denn unmittelbar nach dem Coup blockieren auf einmal mehrere Streifenwagen die Abfahrt ihres Vans, so dass sie sich gezwungen sehen, ihre Flucht zu Fuß fortzusetzen. Weit kommen sie allerdings nicht – im Zuge einer wüsten Schießerei, die sofort entbrennt, als sie den Wagen verlassen, wird einer von ihnen tödlich niedergestreckt, Nadia erleidet einen Bauchschuss. Mit Müh und Not ziehen sie sich in eine nahe gelegene Kaffee-Bar zurück, in welcher sich etliche Personen aufhalten – unter ihnen auch Frauen und Kinder. Noch ehe sie sich richtig orientieren bzw auf die neuen Umstände einstellen können, zücken plötzlich zwei Gäste beim Anblick der Tasche mit dem Geld kurzerhand ihre eigenen Waffen, erschießen den dritten Räuber und lassen Sam und Nadja ihrerseits ebenso zu Geiseln werden…

Es stellt sich heraus, dass jene gewalttätigen Zeitgenossen (Curtis Wayne, Trent Haaga) einer berüchtigten Gang namens „the Blood Brothers“ angehören und diese sich ihnen nun per Zufall bietende Chance als das große Los ansehen, weshalb sie wohlwissend in Kauf nehmen, noch keinen konkreten Plan zu besitzen, irgendwie heil aus der Sache herauszukommen. Derweil haben die Cops die gesamte Gegend abgeriegelt, ein erster Kontakt zwischen den Parteien stellt der zuständige Detective (Arnold Vosloo) her – nur gestaltet sich die Lage für alle Beteiligte als extrem unübersichtlich: Die Polizisten wissen nichts von den Verhältnissen im Innern des Cafes und haben selbst mit hinderlichem Kompetenzgerangel zutun, u.a. da sich der einflussreichste Mann der Stadt (Tamer Karadagli), dem auch das überfallene Lohnbüro gehört, immer stärker in die Abläufe einzumischen beginnt und somit den allgegenwärtigen Druck zusätzlich erhöht. Zudem trifft ein „typisch texanischer“ (sprich: störrischer und schießfreudiger) „ATF“-Agent (Michael Madsen) am Ort des Geschehens ein und reißt sogleich das Kommando an sich, worauf die Situation ein weiteres Stück außer Kontrolle gerät. Spannungen in allen Lagern führen schon bald zu fatalen Fehlentscheidungen: Eine friedliche Lösung erscheint unmöglich – und tatsächlich wird in Folge dessen viel (schuldiges wie unschuldiges) Blut vergossen…

„Living & Dying“ wurde mit einem bescheidenen Budget von einer knappen Million Dollar realisiert, was in Anbetracht der kargen Sets und durchweg unspektakulär gestalteten Inszenierung nur allzu offensichtlich ist. Aber das muss ja nichts heißen, schließlich ist es selbst mit einfachsten Mitteln erzielbar, aus einer minimalistischen Materie wie der vorliegenden eine Menge Kraft, Spannung und/oder Intensität herauszuholen – (im Ansatz) vergleichbare Filme wie „Pups“ oder „Standoff“ haben das in der Vergangenheit schon mehrfach unter Beweis gestellt. Leider wäre eine fähige Drehbuchvorlage von Nöten gewesen, um dieses kleine Kunststück (nicht bloß angesichts der einengenden Voraussetzungen) zu vollbringen. Während für die Außenaufnahmen ein vom gewünschten Look her passender Straßenzug in Fort Worth genutzt wurde, fing man die restlichen Szenen innerhalb einiger Gebäude im Süden von Dallas ein. Die Ansiedlung der Geschehnisse in Texas stellt eine gut zur Thematik passende Wahl dar – eine Empfindung, ihres Zeichens eine der wenigen erfreulichen zu vermeldenden, die sich bei dem ursprünglich angedachten Schauplatz Rumänien bestimmt nicht eingestellt hätte. Apropos: Eine der auffälligsten Irritationen des Gesamteindrucks markiert die Tatsache, dass neben den vier Hauptprotagonisten, übrigens ihrerseits allesamt als „Associate Producer“ in den Credits aufgeführt, die meisten anderen Rollen mit türkischen und osteuropäischen Akteuren besetzt wurden – in jenen Ländern bzw Regionen kam es gar zu einer Kino-Auswertung, was hauptsächlich darauf zurückzuführen ist, dass sich der Sitz einiger einflussreicher Geldgeber in Istanbul befindet, welche auf diese Weise eine größere Publikumsattraktivität erreichen wollten…

Edward Furlong und Michael Madsen sind, sowohl gemeinsam („Canes“) als auch getrennt voneinander („Warriors of Terra“/„Machine“ etc), seit einiger Zeit vornehmlich in minderwertigen Produktionen anzutreffen – und da bildet „Living & Dying“ keinerlei Ausnahme. Positiv zu vermerken ist die Gegebenheit, dass Eddie hier nicht mehr ganz so übergewichtig und von seinem Drogenkonsum gezeichnet ausschaut – nur nützt das wenig, wenn sein Spiel absolut unmotiviert anmutet. Letztere Einschätzung trifft ebenso auf Madsen zu, der seinen an eine Parodie grenzenden Part des „modernen Sheriffs“ (Hut, Stiefel und Winchester inklusive) gewohnt ungehobelt und lustlos über die Bühne bringt. Sein Ableben ist übrigens, dank der gebotenen „darstellerischen Höchstleistung“, ein echtes Highlight (ja, ein Spoiler, ich weiß, war aber doch klar, oder?) – wer beim Anblick der betreffenden Szene keinen Drang verspürt, breit zu grinsen, laut loszulachen oder einfach nur den Kopf zu schütteln, der verdient meinen vollen Respekt! Der Südafrikaner Arnold Vosloo („Hard Target“), welcher immerhin gelegentlich noch Hollywood-Luft schnuppern darf (vgl. „the Mummy“ oder „Blood Diamond“), agiert solide, aber trotzdem im Ansatz sichtbar hölzern, genauso wie die ohnehin eher für ihre zweifelhaften öffentlichen Auftritte bekannte Bai Ling („Red Corner“/„the Breed“), welche hier viel Zeit damit verbringt, sich vor Schmerzen schreiend auf dem Boden zu wälzen, bevor sie urplötzlich (nach dem Entfernen des Projektils) „wieder fast wie neu“ auftritt – eine von vielen inhaltlichen Unstimmigkeiten. Die „No-Names“ Curtis Wayne („Soul Searchers“) und Trent Haaga („Splatter Disco“) verkörpern die grob gestrickten Psychos überzogen und nervig, die „türkische Connection“ schwankt in ihren Leistungen zwischen anständig (Yelda Reynaud), gerade noch annehmbar (Deniz Akkaya) und hoffnungslos schwach (Tamer Karadagli). „Internationales Eye Candy“, das sich sogar mimisch wacker zu schlagen vermag (allerdings ohne wirklich gefordert zu werden), bietet sich dem Auge immerhin in Gestalt der Rumänin Monica Dean („Second in Command“), des „All-American-Girls“ Jordana Spiro („From Dusk till Dawn 3“) sowie der in Polen geborenen Malgorzata Kozuchowska („Komornik“)…

Die ersten 10 Minuten von „Living & Dying“, welche recht Action-reich und halbwegs rasant daherkommen, nähren noch die stille Hoffnung, es wohlmöglich doch mit einem zumindest einigermaßen unterhaltsamen B-Movie zutun zu haben (obgleich ich mich auch da schon etwas über die mangelnden Schießkünste aller Involvierten geärgert habe), bloß entfaltet sich das Kernstück des Werks, nämlich die Geiselnahme Schrägstrich Belagerung der Örtlichkeit, fortan über weite Strecken entlang vollkommen ausgelatschter, öde präsentierter Pfade. Von den Sets und vermittelten Emotionen bis hin zu diversen Machtspielchen und taktischen Überlegungen – schlichtweg alles wirkt unglaublich steril. Frei von Tempo, Suspense oder der eigentlich zum Thema gehörenden bedrückend-intensiven Grundstimmung, dafür allerdings reich an schwachen Dialogen, gelegentlichen Härten, unfreiwillig komischen Momenten (als Einsatzkräfte das Dach betreten, nehmen die Baddies sie einfach durch die Decke hindurch (!) unter Beschuss), hanebüchenen Vorgehensweisen der Polizei, ungenutzten bzw verschenkten Ansätzen (ein Undercover-Cop innerhalb der Bande, der eventuell die Seiten gewechselt hat), Anschlussfehler in Mengen sowie absolut unrealistischen Gegebenheiten (die minutenlange Vergewaltigung einer Reporterin wird live (!) im Fernsehen ausgestrahlt), schleppt sich der Verlauf träge und belanglos durch seinen ausgedehnten Hauptakt bis hin zum bleihaltigen Showdown, der ebenfalls auffällig an seiner banalen wie uninspirierten Umsetzung krankt. Vereinzelte Einstellungen und Sequenzen sind gar nicht mal so übel ausgefallen, das muss ich bei aller Fairness durchaus anerkennen – nur werden diese vom ungenügenden Rest gnadenlos überschattet. Regisseur und Drehbuchautor John Keeyes („Fall Down Dead“/„Suburban Nightmare“) gelingt es vorliegend in den beiden genannten Bereichen seiner Profession nicht, einen zufriedenstellenden Kurs einzuschlagen, der sich dem Zuschauer gegenüber in irgendeiner Form eines unterhaltsamen Sehvergnügens auszahlt. Pünktlich zum Finale hin werden plötzlich noch verschiedene überraschende Offenbarungen und halbgare Twists aus dem Hut gezaubert, die scheinbar auf den letzten Drücker noch den Eindruck von Komplexität suggerieren bzw vortäuschen sollen, dank ihrer ungeschickten Beschaffenheit aber der Story stattdessen vollends ein Bein stellen – bloß dürfte dieser misslungene Abschluss zu jenem Zeitpunkt ohnehin kaum mehr jemanden ernsthaft interessieren…

Fazit: „Living & Dying“ ist ein unbedeutender, gehaltloser, unterdurchschnittlich inszenierter und gespielter Low-Budget-Action-Thriller, welchen man sich dementsprechend getrost sparen kann … knappe „3 von 10“

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