Léon - Der Profi (1994)

Der Film, seine Idee hätte wirklich Potential gehabt, wenn da nicht ...

Typisch französisch ist wieder die Erwachsenen-Kind-Liebes-Thematik mit pädophilen Anleihen (auch wenn sie im Film ja ein einseitiger Rohrkrepierer ist). Ich weiß ehrlich nicht, wieso die Belgier den Pädophilenruf weghaben, beinhalten doch verdammt viele französische Filme dieses Thema. Klar macht das in diesem Film einen Sinn und geht vom Kind aus, aber es wird in bekannt französischer Art mit Lolita-Elementen völlig überzeichnet und hinterläßt somit wieder mal einen faden Beigeschmack.

Da es kaum einen Film gibt, der den folgenden Fehler nicht macht, fange ich schon bald an zu resignieren: Ich weiß daß Kinder nicht dumm sind, aber auch hier wird das 12-jährige Mädchen viel zu altklug und erfahren inszeniert; diese Klugscheißerei von so einem Kind ist unglaubwürdig und nervig; da Mathilda die zweite Hauptrolle in dem Film inne hat, wird diesem damit seine gesamte Glaubwürdigkeit entzogen. Zu Hause schaut sie nur Cartoons, kennt aber später plötzlich alle möglichen Schauspieler aus klassischen Filmen (ihr ?Spiel? in dem sie, natürlich für Lolitaliebhaber wieder bestens geeignet, zB Marilyn Monroe imitiert).

Und dann wäre da noch die gelegentliche, ebenfalls typisch französische nervige Quetschkommodenmusik (Ziehharmonika). Kein Kommentar.

Das Happy-End ist dagegen schon wieder richtig Hollywoodmäßig. Fällt dem Kind doch plötzlich eine warme Bleibe ein, in der es Erwachsen werden kann.

Sicher, Liebhaber des Films und seiner Elemente werden mir sicher vorwerfen, ich hätte wichtige Sachen übersehen, zB die anspruchsvolle Sache mit der Pflanze, die nachher bedeutungsschwanger im Garten eingepflanzt wird ... doch, habe ich bemerkt.

Wenn das naive Mädel 18 gewesen wäre, hätte ich dem Film sicher 8 Punkte gegeben; dann hätten die Sprüche halbwegs gepaßt und dieser schon oben erwähnte miese Beigeschmack wäre auch bei den starken Pädo-Elementen nicht zustande gekommen. Die allgemein hohe Wertung des Films gibt mir zu denken ... 5,5 Punkte für eine gute Idee und einen echt starken Jean Reno, der eine Charakterstudie par excellence abgibt.