Léon (Jean Reno) ist ein zurückgezogen lebender Profikiller, der seine Aufträge mit unglaublicher Präzision erledigt. Eines Tages wird in seiner Nachbarwohnung eine ganze Familie von korrupten Polizisten, unter ihnen der fiese Stansfield (Gary Oldman), ausgelöscht. Nur die kleine Mathilda (Natalie Portman) kann entkommen und landet unfreiwillig bei Léon. Langsam entwickelt sich Freundschaft zwischen den beiden und Mathilda kennt nur ein Ziel: Rache für ihren kleinen Bruder. Zu diesem Zweck lässt sie sich von Léon zum Killer ausbilden...
Wer ein zweistündiges Actionfeuerwerk erwartet, ist hier sicher falsch. “Léon” ist ein ungewohnt tiefgehender und ansprechender Thriller. Von der ersten Minute an wird man förmlich ins Geschehen hineingezogen. Der Film beginnt mit einem Auftrag Léons. Schon hier werden seine Fähigkeiten und seine Coolness deutlich. Anschließend geht es recht schnell über zum Massaker an Mathildas Familie, welches ziemlich schockierend wirkt. Die Kaltblütigkeit, mit der die Killer vorgehen ist schon angsterregend, nicht einmal ein kleiner Junge wird verschont. Die Hinrichtung von Mathildas Vater ist dann die gewalttätigste Szene im ganzen Film und geht durch die Brutalität Stanfields ganz schön an die Nieren.
Doch gleich darauf wird der Film ruhiger und offenbart damit auch seine wahren Stärken. Fast eine Stunde gibt es nun gar keine Action mehr, trotzdem schaffte es Luc Besson die Spannung aufrechtzuerhalten. Immer wieder gibt es auch witziges zu sehen, etwa das “Persönlichkeitenraten”-Spiel und andere Sachen, welche Léon und Mathilda näher zusammenrücken lassen. Allein durch die interessante Thematik “kleines Mädchen trifft Auftragskiller und wird von diesem ausgebildet” ist Langeweile ein Fremdwort. Der Einblick in das Leben eines Profikillers ist in “Léon” sehr intim und wirkt auch recht realistisch, man hat das Gefühl, nach dem Film wirklich mehr über diesen Beruf zu wissen.
Auf was das Ganze hinausläuft, lässt sich schon ahnen, allerdings rechnet man nicht damit, wie perfekt inszeniert und tragisch das Ende wirklich sein wird. Nach ein paar coolen Shootouts, in denen Léon durch gewiefte Tricks immer wieder die Oberhand behält, geht der Film seinem Finale entgegen, das für Mainstream-Gewohnte ganz und gar nicht zufriedenstellend verläuft. Von einem Happy End keine Spur, sogar den abgebrühtesten Filmfreaks werden Tränen in den Augen stehen, wenn Stings Song “Shape of my Heart” im Abspann erklingt.
Dieser Film machte Jean Reno auch in Hollywood endgültig zu einem Top Star. Allerdings war er danach nie mehr so cool wie in der Rolle des Léon, welche ihm wie auf den Leib geschneidert zu sein scheint. Natalie Portmans Stern ging ebenfalls hier auf. Heute, eine der Großen, damals noch eine unbekannte, ganz junge Schauspielerin, die durch ihre natürliche Art auf sich aufmerksam machte. Alle Achtung, was für ein Leistung hier sie trotz ihres jungen Alters brachte. Außerdem gibt es noch zwei bekannte Gesichter zu sehen: Gary Oldman als herrlich fieser und schleimiger Oberbösewicht und Danny Aiello als Léons Chef und Vertrauensperson.
Diesen Film muss man auf jeden Fall gesehen haben. Fernab aller Profikiller-Klischees drehte Luc Besson einen gefühlvollen und spannungsgeladenen Thriller mit großartigen Darstellern, der das Zeug zum Klassiker hat.