„Léon – Der Profi“ ist die Geschichte eines vereinsamten Auftragsmörders, der durch Zufall mit der kleinen Mathilda, deren Familie durch einen Haufen korrupter Polizisten umkommt, konfrontiert wird und sie bei sich aufnimmt.
Léon bildet das Mädchen zum Profikiller aus, im Gegensatz dazu geht sie ihm zur Hand und bringt dem Analphabeten das Lesen und Schreiben bei. Und natürlich, wie die Handlung es so will, blühen sowohl der exzentrische, zurückgezogene Killer wie auch das aus einem kaputten Elternhaus stammende Mädchen in dieser abstrusen Freundschaft vollkommen auf.
Wie der Zufall es so wollte, kam der Film gerade an einem solchen Abend im TV, an dem einfach nichts anderes lief und mir ansonsten ein Langeweiletod gedroht hätte... Und dank der guten Kritiken, die der Film an allen Ecken und Enden bekommen hat, entschloss ich mich also, „Léon“ eine Chance zu geben.
Keine gute Idee, denn zwei Stunden vollkommene Mittelmäßigkeit gepaart mit ebenso mäßigen Charakterdarstellungen waren für mich lediglich anstrengend und unglaubwürdig.
So habe ich mir anhand des Plots eine weniger schwarz-weiße Darstellung gewünscht – und der Profikiller, der eine Beziehung zu einem kleinen Mädchen aufbaut, hat dafür auch eine Basis geboten, aber das geht im Rest des vorhersehbaren und klischeehaften Films völlig unter. Ich mag mit meiner Meinung völlig allein da stehen, aber die plötzliche Liebe eines desozialisierten Killers zu einem desillusionierten Kind ohne Familie und Zukunft mag vielleicht möglich sein, gefiel mir in der gegebenen Darstellung jedoch gar nicht, wirkte zu schlicht und zu unglaubwürdig.
Die genannte Schwarz-Weiß-Darstellung fiel mir überwiegend beim Verhältnis der Polizisten / Leon auf. Böse, korrupte, drogenabhängige Bullen, die wahllos Kinder abschießen, aber ein Profikiller mit ethischem „Keine Frauen und Kinder!“-Ehrenkodex? Nein, Danke, ich muss würgen.
Trotz anständiger Leistung Jean Renos blieb mir zumindest Mathilda, wenn wir mal gänzlich von der Handlung absehen, beständig ein Dorn im Auge. Zwar möchte ich nicht so weit gehen, dem Film einen pädophilen Unterton zu unterstellen, aber zumindest war der Lolita-Anteil der Rolle des Mädchens nicht zu übersehen. Und eine 12jährige, die sich vermeintlich erwachsen gibt und derartig versucht, zu kokettieren... Nun, Sympathie erzeugte es meinerseits definitiv keine. Auch die Tatsache, dass Léon nicht so „ganz erwachsen“ sein sollte, wie sein träger, langsamer Charakter wohl veranschaulichen soll und wie er es auch mit eigenen Worten nannte, und Mathilda aufgrund ihrer lieblosen Familie „reifer“ – Vielleicht spielte die gesamte Rahmenhandlung ein wenig abseits des gängigen Thrillers, aber ansonsten driftet es mir in eine zu stereotype Darstellung.
Insofern: Derartige Mittelmäßigkeit verdient allerhöchstens 5/10 Punkten.