Review

Ich halte den Film für ein wenig überschätzt.
Klar, es ist ein gutes Actiondrama, mit guten Schauspielern und viel Spannung. Aber ihn in der Wertung vor „Sieben“, „American History X“ oder auch „Der blutige Pfad Gottes“ anzusiedeln halte ich für nicht gerechtfertigt.
Der größte Dorn im Auge war mir dabei die Story: Es schien anfangs gut zu gehen: Die vermutlich 12-jährige Mathilda (Nathalie Portman in ihrer ersten Rolle. Liv Tyler, die sich ebenfalls bewarb, wurde mit 15 für zu alt befunden. Nathalie war damals 11.) kommt aus einer hässlichen Familie, die von korrupten Drogenbullen bis auf sie ausgelöscht wird, weil der Vater mit Drogen gepfuscht hat. Sie war gerade einkaufen und als sie zurückkommt, schaltet sie schnell und klingelt beim Nachbarn, um sich zu retten. Zögerlich öffnet er die Tür. Es ist der Auftragskiller Leon (Jean Reno, neben ihm standen Keanu Reaves und Mel Gibson für die Rolle auf der Wunschliste), der ein relativ einmaliger Charakter der Filmgeschichte ist. Einerseits ein eiskalter Killer, andererseits ein verletzlicher, weltfremder Mensch, der außerhalb seiner Berufung schwach, fast hilflos wirkt. Er ist Italiener und kam in die Staaten, um einer Gefängnisstrafe zu entgehen, weil er den Vater seiner Freundin vor vielen Jahren zur Strecke gebracht hat. Nach anfänglichen Schwierigkeiten entwickelt sich eine Freundschaft zwischen Mathilda und Leon. Sie will ihren kleinen Bruder rächen und so werden wie Leon, dieser will dagegen lesen und schreiben von Mathilda lernen. Soweit schön und gut, aber die Beziehung dann in eine Art Partnerschaft ausarten zu lassen, fand ich absolut unpassend. Dieser Gefahr war Nathalie Portman schon in „Beautiful girls“ ausgesetzt, da ging man jedoch rationaler mit dem Thema um als in Leon – der Profi. Leon hätte das Ganze noch retten können, als Mathilda urplötzlich ihre Jungfräulichkeit mit ihm verlieren will, ohne ihn vorher geküsst zu haben oder Ähnliches. Er will das nicht. Ich atmete auf: Ja! Vernunft! Doch seine erschreckende Begründung: „Ich wäre kein guter Liebhaber.“
Tut mir Leid, das geht mir einfach gegen den Strich. Eine intensive Vater – Tochter – Beziehung hätte ich unterschrieben, aber eine Liebschaft passt in dieser Form nicht in den Film.
Doch genug zerrissen! Der Film ist an sich sehr gut, beide Hauptakteure spielen ihre Rollen hervorragend und passen perfekt hinein. Auch Gary Oldman als Bösewicht Stanfield ist wundervoll anzuschauen. Besonders hervorzuheben ist noch das Ende, das schon fast ästhetisch ist. SPOILER Die Einstellung, in der Leon zu Boden geht, hat mir sehr gut gefallen, auch wenn seine zuvorigen Überlebensaktionen schon arg unrealistisch waren. Natürlich tritt er aber nicht einfach so ab, sondern übergibt Stanfield noch einen Ring... SPOILER ENDE
Die Schlusseinstellung war dann wieder arg kitschig.

Fazit: Ein zwar sehr guter Film, den ich aber für überschätzt halte. Ich habe vor allem meine Kritik niedergeschrieben, hochgelobt wurde der Streifen schon oft genug. Die Liebesgeschichte einer etwa 12-jährigen mit einem 40-jährigen Auftragskiller wird für mich teilweise zu überzogen und unpassend dargestellt. Der Rest ist ganz stark und bringt „Spaß und Spannung“. Von mir 7 Punkte. Euer
Don

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