1994 entschied sich Regisseur Luc Besson dem Cleaner aus "Nikita", auch gespielt von Jean Reno, einen eigenen Film zu geben. Jean Reno willigte ein, womit der Dreh zu einem der Meilensteine des Actiongenres beginnen konnte.
Heute fast 11 Jahre danach wird Luc Besson als Kult-Regisseur gefeiert und Jean Reno zählt zur Topliga der französischen, aber auch internationalen Schauspielerriege.
Doch was macht "Léon - Der Profi" zu einem der Meilensteine der Filmgeschichte ?
Der Auftragskiller Léon (Jean Reno) lebt zurückgezogen in der Großstadt New York. Eines Tages schlachten brutale Gangster, angeführt von dem skrupellosen Stansfield (Gary Oldman), eine benachbarte Familie ab, weil der Vater versucht hat, ihn und seine Jungs hereinzulegen. Bei dem Amoklauf wurde jedoch die mittlere Tochter Mathilda (Natalie Portman) übersehen, die beim wortkargen Léon Unterschlupf findet. Mathilda findet bald Léons Identität heraus, wehalb sie von ihm unbedingt als Cleaner ausgebildet werden möchte, um sich an den Mördern ihrer Familie rächen zu können. Léon willigt schließlich ein, was sein "geordnetes" Leben völlig durcheinanderwirft, da er nun zum ersten Mal für einen Menschen Verantwortung trägt. Mathildas Leben liegt in seinen Händen und Stansfield kann keine Zeugen gebrauchen.
Zwischen dem wortkargen, analphabetischen Auftragskiller Léon und der temperamentvollen, vom harten Leben in New York geprägten Mathilda entwickelt sich eine faszinierende Beziehung, die den Film nicht nur zu einem actionlastigen Machwerk verkommen lässt, sondern auch die Charaktere schön zeichnet.
Léon gibt Mathilda seine professionelle Arbeit und sein Wissen in diesem Geschäft weiter, wohingegen Mathilda Léons Naivität im sozialen Leben und Miteinander aufdeckt und ihm dieses Leben näher bringt.
Sie bringt ihm Schreiben und Lesen bei, aber auch in gewisser Weise Verantwortung, Humor und die Liebe. Léon öffnet sich immer mehr bis die Beiden zum Ende hin eine tiefe Freundschaft, wenn nicht Liebe verbindet. Doch Mathildas Vergangenheit hat immer noch Bestand und alles läuft auf ein tragisches Ende hinaus ...
Besson zeigt wunderbar, dass man dramatische, tragische, aber auch humorvolle Elemente mit einem (Action-)Thriller verbinden kann, ohne dass auch nur zeitweise Langeweile aufkommt. Die Charaktere ziehen einen von Anfang an in den Bann und man fühlt seltsame Zuneigung zu Léon, der disziplinierte Auftragskiller, der doch eigentlich auch einen "Bösen" darstellt. Zu Beginn ist man noch objektiver Beobachter, doch nach der Aufnahme Mathildas entdeckt man Léons liebenswerte Naivität und erkennt den Mensch neben dem Auftragskiller. Der zurückgezogen lebende Analphet, der seine große Liebe verloren und nur noch seine Zimmerplanze hat.
Jean Reno spielt den Léon phänomenal; man nimmt ihm den wortkargen Killer in jeder Szene ab.Er hat alle Facetten an Gefühlen drauf und sein naiver Blick lässt jeden Zuschauer mitleiden. Dass er von der Oscar-Jury ignoriert wurde ist nicht zu rechtfertigen.
Natalie Portman spielt einfach nur grandios. Ich habe noch nie eine 12jährige (so alt war sie damals so weit ich weiß) so spielen sehen. Ihre beste Leistung bis heute.
Gary Oldman spielt den brutalen, kompromisslosen, Stansfield, wie man es von ihm gewohnt ist. Einfach erschreckend gut.
Aber auch die restlichen Schauspieler, wie z.B. Danny Aiello, überzeugen auf ganzer Linie. Einen Ausfall gibt es nicht.
Die Zuneigung/Liebe zwischen Léon und Mathilda, v.a. von ihrer Seite aus, wird stets glaubhaft gezeigt und rutscht nie ins Schmutzige oder sogar Pädophile ab, was ja oft als Kritik verwendet wird.
Auch die Handlung, die ja eigentlich ziemlich brutal (es gibt einige Tote!) ist, wird nie zum reinen Gemetzel bzw. zur Selbstverständlichkeit. Ich denke, dass eine Freigabe USK-16 gerechtfertigt ist.
Diese ganze Geschichte vom Killer und dem Mädchen setzt Besson perfekt in Szene, wobei auch noch der Score von Eric Serra hervorzuheben ist. Er stützt die Handlung und Atmosphäre des Films. Pathos kommt nie auf, er drängt sich nie auf und doch sorgt Serras Score für Gänsehautmomente.
Die Action, von der immer noch genügend vorhanden ist, dient immer nur der Geschichte und gerät nie zum überflüssigen Gemetzel. Perfekt inszeniert lässt sie auch Herzen von Actionfans höher schlagen (die Endsequenz: spitzenklasse!!).
Als dann im Abspann Stings "Shape of my heart" ertönt, ist man von diesem Film überwältigt und verstört zugleich.
Deshalb wurde Kino erfunden: um Menschen mitzureißen, mitfühlen und -leiden zu lassen.
All das tut der Film und v.a. das Ende, das ich aber nicht vorweg nehmen möchte. (Einfach grandios!!)
FAZIT:
Dieser Film ist ein Meisterwerk.
Sei es im Director's Cut (den ich hier bewerte und bevorzuge) oder aber auch in der Kinofassung.
Perfekt inszeniert wirft er einen Blick auf die Beziehung zweier Menschen, die unterschiedlicher kaum sein können und zeigt in einer Welt aus Drogen, Gewalt und Tod doch die Kraft menschlicher Gefühle: Zuneigung, Vertrauen und Liebe.
Das Drehbuch, die Atmosphäre, die Schauspieler, der Score: einzigartig!!
"Léon - Der Profi" überzeugt in ruhigen sowie in actionlastigen Momenten.
Luc Besson zeigt was "ehrliches" Kino ist ohne je in Hollywood-Kitsch abzurutschen.
Wunderbar.
10/10 Punkte.