Noch ein Hinweis vorab für die jüngeren Leser: wer meint, dass der Norddeutsche "N-Joy" Radiosender in seinem Programm Musikähnliche Stücke bringt, kann aufhören zu lesen, er wäre im falschen Film - im wahrsten Sinne des Wortes. DJ Bobo Fans wird das Weiterlesen ebenfalls untersagt. Wer sich dagegen unter dem Namen "James Brown" etwas vorstellen kann, liegt schon besser.
Angesichts der gerade wieder verlängerten DVD Regalwand - IKEA Billy Regale, wunderbar aneinanderreihbar - suchte ich in der bescheidenen Auswahl nach einem potentiellen ebay-Kandidaten, um Platz zu schaffen. Mein Blick fiel auf die DVD "Commitments", seit ca. einem Jahr in Besitz, noch nie gesehen, schwache Erinnerung an den eigentlichen Inhalt. Es geht um Musik, vermutlich Teeny-Band mit pubertären Liebeleien - kann nicht so toll sein, doch weit gefehlt!
Erzählt wird die Geschichte der Gründung einer Soul-Band in einem Arbeiterviertel in der Nähe von Dublin. Die Szene ist gezeichnet von Arbeitslosigkeit und Verfall. Der junge Jimmy Rabbitte versucht als Manager, Leute für eine Band zusammen zu bekommen. Angesagt ist Soul - ehrlich, direkt, der "Sound der Arbeiter". Die Charakter-Mischung ist bunt, wächst aber musikalisch mit viel Übung und den ersten Auftritten immer besser zusammen. Die Betonung liegt auf musikalisch, den zwischen abseits der Bühne mehren sich im Laufe der Zeit die Probleme.
Die Charakterzeichnung ist überzeugend, nach kurzer Zeit ahnt man als Zuschauer bereits kommende Konflikte und kann die Handlungen der einzelnen Bandmitglieder gut nachvollziehen. Glücklicherweise ist auch das Kunststück gelungen, die musikalische Entwicklung dem Zuschauer rüberzubringen, selbst weniger geschulten Musikohren wie meinen.
Bestes Beispiel ist eines der ersten einstudierten Stücke, "Mustang Sally". Beim ersten Mal grinst man noch, beim zweiten Mal lauscht man erfreut, ab dem dritten Mal wippen bereits die Arme und Beine mit. Man ist dann zunächst erstaunt, wenn der Manager nach den ersten Übungen alles andere als zufrieden ist. Nach einer kurzen eingeschobenen Szene sieht man, wie ein Bandmitglied eine alte Schallplatte mit genau diesem Song auflegt. Nach wenigen Takten versteht man den Manager...
... doch die Band wird besser. Spätestens ab der Mitte des Films kommt man aus dem Wippen gar nicht mehr raus, eigentlich sollte man den Film stehend geniessen. Jetzt heißt es Fenster zu, Rolläden runter, und +10dB am Verstärker, it's Soultime! Die Band wird mit jedem Auftritt besser, der Leadsänger hat eine traumhafte Stimme und man wünscht sich eigentlich nichts sehnlicher, als in den gezeigten Musikkneipen live dabei zu sein. Mitsingen tut man schon lange (Tip: englische Untertitel zuschalten, wenn man den Text nicht kennt).
Die Bildqualität ist weitgehend ohne Fehl und Tadel, soweit sich dies an einem 82er 16:9 TV beurteilen läßt. An zwei oder drei Stellen waren allerdings minimale Unreinheiten zu sehen - mag sein, dass diese häufiger auftraten und in meiner Musikbegeisterung untergingen. Die Tonqualität selbst ist angesichts des mehr als 10 Jahre alten Films perfekt. Die deutsche DD 5.1 Tonspur ist klar und räumlich, bei den Konzerten hat man das Gefühl, in der Kneipe zu sitzen. Der Originalton ist auch in DD 5.1 mit auf der DVD, der ist beim nächsten Mal dran - dürfte nicht lange auf sich warten lassen. Als Bonus bietet die DVD ein Making Of, Film- und Biografien, ein Musikvideo und den Trailer - bislang aber noch nicht gesichtet.
Fazit: die DVD hat ihren Platz sicher. Wenn ich bedenke, dass ich den Film als potentiellen Verkaufskandidaten eingelegt habe und dann den Abspann vor dem Fernseher durchgetanzt habe - solche Überraschungen wünsche ich mir häufiger. Daher volle Punktzahl: 10/10.