Wilde Mustangs (1983)
Wilde Mustangs (1983)
"My overhead was too low and I had to start acquiring more people. Then along comes the A-Team, which we sold to NBC, and suddenly we have our first big hit. And I couldn't afford it. It was costing me half a million dollars a week because of all the stunts. And I knew if I took the stunts out, I didn't have a show. And NBC wasn't about to give me more money."
~ Stephen J. Cannell
Ein eher wenig glamorös klingendes Setting hat sich Co-Creator Frank Lupo für den Zweiteiler "Wilde Mustangs" der zweiten Staffel der damals nicht nur die amerikanischen Zuschauer begeistert in die Fernsehsessel ziehenden Serie Das A-Team ausgedacht. Anders als im bspw. noch folgenden "Die versunkene Stadt" (1984) wird keine große weite Welt erschlossen und nicht das gerade überaus populäre Abenteuergenre mit eingewebt, auch "Eine Seefahrt die ist lustig" (1985) hat seine Ausdehnung der Geschichte zu verdanken und die buchstäblichen Strapazen durch eine längere Reise, während hier einfach nur provinzielles Geschehen verwebt wird und zudem den längst vergessenen Serials des längst ausgestorbenen Westerngenres gefrönt. (Die im Oktober 1983 origínal ausgestrahlte Langepisode ist dabei durchaus auch beim Publikum und dies nachhaltig beliebt gewesen, Favoriten beim Auditorium in der Season waren ansonsten eindeutig "Überlebenstraining" um eine auf das Team angeheuerte Söldnertruppe, "Karambolagen" um eine unter Druck stehendes Taxiunternehmen, "Der singende Golfball" um einen bedrohten Koch aus Kriegstagen, sowie "Garbers letzter Kampf" um den Kampf eines Fischers gegen Schutzgelderpresser und Gebrauchtwagenhandel, in dessen Zuge auch B.A.'s Van entwendet wird.)
Lange bleibt die Weite der Natur hier nicht mehr friedlich, wird die Ruhe grasender Wildpferde durchbrochen vom technischen Fortschritt, von motorisierten Fortbewegungsmitteln und vor allem von einer Bande profitgieriger Viehhändler, denen nichts recht und nicht heilig ist und die nur nach Gewinn und dies mit allen Mitteln streben. Zwei Verfolgungsjagden zu Beginn gleich durchbrechen die Stille und die Beschaulichkeit der Pärie, zweimal werden Pferde durch die Landschaft gescheucht und mit durchdrehenden Rädern und stetem Tritt auf das Gaspedal bis zur Erschöpfung und/oder bis zur Gefangenschaft getrieben und gequält.
Eine weitere Hatz schliesst sich an, diesmal von ganz oben beauftragt und ebenso jegliche Wege zum Erlangen des Zweckes bewilligt und alles drumherum ignoiert: Die Folge dient auch der Einführung von Colonel Decker und Captain Crane, die die Schmutzarbeit für das Militär erledigen sollen und dafür freie Hand, um den 'Schandfleck' in den Armeeakten auszulöschen. Decker, der den glücklosen Colonel Lynch ablösen sollte und die Vorarbeit für General Fulbright leistet, geht auch sofort an die Arbeit und sofort in die Härte, "Wer ihn schnappt, behält sein Dienstgrad." heisst es bei der ersten Hatz längs durch das Industriegebiet von Los Angeles, dessen Asphaltstraßen man mit der Kavallerie der Militärpolizei entlangbrettert und allerlei schwarze Brems- und Blockierspuren auf dem glatten Asphalt zieht; zusätzlich wird noch ein Warenlager im Hafenspeicher durchlöchert und der Van quer durch die Blockaden mit einem großen Sprung direkt in das Wasser hinein geschickt.
Nach wenigen Minuten demnach schon die Gefahr im Verzuge, 'Farbe im grauen Alltag' und die Luft voller Hitze, wird hier das Moderne mit der Tradition verbunden und eine Fernsehmischung wie im zeitgleichen McQuade, der Wolf, mit archetypischen Abtrünnigen, viel Machismo, Tough-Guy-Allüren und persönlicher konventioneller Männlichkeit gefeiert. Hier noch durchbrochen von der offenkundigen Anpeilung an die ab 1951 bei ABC laufende The Range Rider mit Stuntman/Schauspieler Jock (Jack) Mahoney bzw. deren Vorreiter, die ab 1949 schon und auch wesentlich länger versendete The Lone Ranger (der auch Favorit von Hardcastle aus Hardcastle and McCormick war), aber auch die von Stephen J. Cannell entwickelte Superhelden-Fernsehserie The Greatest American Hero, speziell die dort von Cannell und Lupo geschriebene Episode "Desperado", die sich ebenso um Viehdiebe und "Wilde Mustangs" dreht; Willie Nelsons "My Heroes Have Always Been Cowboys" wird in der Serie dort auch als Episodentitel verwendet, hier beim A-Team zwischenzeitlich angespielt.
Im Übrigen ist die Mannschaft bei der durchaus länger dauernden Akquise hier eingangs eher mißtrauisch und zurückhaltend gegenüber der Annahme des Auftrags, die 'lausigen Kröten' sind ihnen nicht ausreichend, sie wollen nicht mehr 'für ein Taschengeld ackern', sie sind 'doch keine Tierschützer' und 'Wieso sollen wir Pferde retten?', während Templeton Peck Angst um seine Sicherheit hat; hier ist die Mannschaft den Vorbildern um Das Dreckige Dutzend, deren Serienspiration Garrison's Gorillas und das vorhergehende dramatische The Four Just Men näher als dem auch als Inspiration erwähnten Mission Impossible oder trotz des Spiel mit Westernmythen wie schon im Pilot "Verschollen in Mexiko" den Glorreichen Sieben.
Doch eigentlich müssten hier die Mannen um Hannibal Smith – der übrigens pro ist, ebenso wie Murdock natürlich, der als einziger seine Fantasie auch offen auslebt, und auch Amy Amanda Allen, welche als früh installierte, aber burschikose Frau wesentlich besser zu den Männern passt als später Marla Heasley als Reporterkollegin Tawnia Baker; wobei Darstellerin Melinda Culea hier auch deutlich mehr Szenen als Heasley selbst in ihrem Abschiedszweiteiler "Die versunkene Stadt" abbekommt und mit Richard Yniguez auch einen Gaststar mit Präsenz und Spielfreude an ihrer Seite – für den Auftrag und die Möglichkeit des Ausritts nach Arizona Geld bezahlen als dafür verlangen. Wird ihnen vor Ort doch die perfekte Möglichkeit geboten, noch im Elektronikzeitalter ihre Kindheit zu wiederholen und die Abenteuer von Cowboys und Indianer wieder aufleben zu lassen, inklusive einer zünftigen Schlägerei mit den Schergen vom örtlichen Viehbaron und sogar einem Zugüberfall hoch zu Roß; alles drin und (ohne viel Sentimentalität, Moral oder falsche Betroffenheit) alles dran, was sich kleine Jungs und jung gebliebene Erwachsene so von ihrer Freizeit wünschen. Gedreht um (die kürzlich abgebrannte) Santa Clarita’s Sable Ranch herum bleibt die Action dabei eher zeitgenössisch, mehrere natürlich auch auf engsten Raume unblutige Schießereien, dazu zerreißt es ein paar Stuntmen durch abgefeuerte Bomben von ihren Hochplateus und wild wirbelnd in die Lüfte, während sich gen Ende noch ein für das Areal sichtlich nicht geeigneter Helikopter in das Geschehen mit den blauen Bohnen manövriert.