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Season 2

SEASON 2

B.A. Baracus ist ein Brummbär sondergleichen. Der böse Blick insbesondere Richtung Spaßvogel Murdock ist seine Spezialität - as cold as ice. Wenn B.A. aber lacht, wird das “A-Team” automatisch zum Trash, an dem man sowieso schon seit dem Piloten der Season 1 hauchdünn vorbei schrammt - und B.A. lacht diesmal sehr viel. Und so entwickelt sich die beliebte Actionserie mit der zweiten Staffel endgültig zur trashigen Vollblut-Gülle, die kein normaler Mensch mehr heutzutage auch nur mit der Kneifzange anpacken würde. Ein schelmisch grinsender Muskelberg mit zehn Kilo Gold um die Schultern und ganz offensichtlich ohne Schauspiel-Ausbildung - das ist einfach zu viel. Zumal der Mann seine Socken über den Hosen trägt, wie Steve Urkel - und in den seligen Achtzigern trotzdem noch als cool gilt.

Offenbar haben nun auch endlich die Produzenten eingesehen, dass das “A-Team” niemals das würde sein werden, was man sich vielleicht hinter den Kulissen noch ausgemalt hatte. Einzig die vier Hauptdarsteller (oder zumindest drei von ihnen, denn bei Mr. T hat man nie das Gefühl gehabt, er könne der zur Schau getragenen Selbstironie seiner Kollegen so recht folgen) wussten schon immer, worin sie da mitspielten - in einer Kinderserie. So zumindest brachte es Dwight Schultz einem der Produzenten bei, der vermutlich nicht wahrhaben wollte, was er da hörte.

Schultz ist der Gewinner der zweiten Staffel. In Season 1 noch beinahe aus der Serie geschrieben, beschränkten sich seine Auftritte zunächst auf Ausnahmen, bis die Zuschauerreaktionen ein stärkeres Engagement seiner psychisch kranken Figur Matt Murdock forderten. Und nun gebührt Murdock sogar das Season 2-Finale, das auf 21 mal wieder absolut statisch nach einem Muster verlaufende Episoden (darunter zwei Zweiteiler) als einziger Tänzer aus der Reihe erfolgt, mit einem erneuten Auftritt des ewigen Rivalen Colonel Decker (Lance LeGault) und einer famos schrottigen Clip-Show-Struktur mit unzähligen Flashbacks aus den vorangegangenen Episoden.

Die Verliererin der zweiten Staffel ist Melinda Culea. Ihr Poker um eine größer angelegte Rolle als Reporterin Amy ging nach hinten los und so wurde sie prompt aus der Serie geschrieben. Mit der Episode “The Battle of Bel Air” gelangte Marla Healsey als Tawnia Baker in den dauerhaften Supportcast. Optisch gegenüber Culea ein Gewinn, schauspielerisch ein herber Verlust - das beschreibt in etwa die Marschrichtung, die auch im Gesamten eingeschlagen wurde.

An den Drehbüchern wurde nicht sonderlich viel gedreht. Immer noch eilt das A-Team den Armen und Schwachen gegen seine Peiniger zur Hilfe, wobei die zu lösenden Fälle zunehmend Spencer / Hill-Niveau annehmen, wenn etwa eine Gruppe von Pazifisten beschützt werden oder ein Dorf vor Alkoholschmuggel bewahrt werden soll. Die Protagonisten wurden gegenüber dem ersten Jahr nicht im Geringsten weiterentwickelt oder vertieft - B.A. und Murdock vertragen sich immer noch nicht und Hannibals liebste Pose ist diejenige, grinsend mit einer Zigarre im Winkel dazustehen und den Spruch “I love it when a plan comes together” abzulassen. Und Face ist vielleicht diejenige Figur, deren ironisch-distanzierte Haltung gegenüber dem ganzen Nonsens dem Zuschauer die liebste Identifikationsfigur werden kann, denn die Gesellschaft einer hübschen Lady würde wohl jeder Zuschauer dem Firlefanz vorziehen, den es hier durchzustehen gilt.

Reflektiert und variiert wird die Serie eher in den Details. So bekommt das A-Team einen Zweitwagen spendiert - nach B.A.s schwarzem Van mit dem charakteristischen roten Seitenstreifen darf Frauenheld Face nun eine weiße Corvette - ebenso mit einem roten Streifen - spazieren fahren, die zum Zeitpunkt ihrer Premiere in den USA noch gar nicht auf dem Markt war. Möglicherweise ist das als direkte Reaktion auf den populären Pontiac Trans-Am aus der Konkurrenzserie “Knight Rider” zu verstehen, zumal Murdock im Verlauf einer Folge auch ein “Knight Rider”-Gag über die Lippen kommt.

Die Erkenntnis all dessen ist es, dass man früher im Fernsehen noch Freiheiten hatte, die es heute nicht mehr gibt - niemand darf heutzutage eine zweite Staffel in Auftrag geben und dabei derart auf der Stelle treten, wie es “A-Team - Season 2" praktiziert. Noch ging die Formel jedoch auf und so sollte man die sich wiederholenden Plots möglichst gar nicht mehr wahrnehmen und mehr auf die Nuancen achten - die Tatsache, dass B.A. sich immer noch ständig betäuben und in ein Flugzeug setzen lässt. Dass zwischen dem Frauenheld Face und der heißen Tawnia nicht ein einziger Funken sprüht. Dass B.A. Milch über alles liebt. Dass Murdocks T-Shirts oft versteckte Botschaften beinhalten. Dass es nach wie vor keine Toten gibt. Dass Lance Henriksen in einer Folge einen ausgedehnten Auftritt als Handlanger hat, mit seinem Charisma aber die Ausstrahlung des Oberbosses schon überstrahlt. Und dass am Ende einer jeden Folge ein blöder Witz folgt, der mit einem eingefrorenen Bild endet. Es lebe die Zuverlässigkeit.

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